Die Kinder Hurins

Autor: John R.R. Tolkien
Düstere Geschichte mit einem Hauch Tolkien-Zauber

Ich kann euch sagen, es ist schon ein erhebendes Gefühl ein Buch von Tolkien in den Händen zu halten, das man noch nicht gelesen hat. Mein Schatz! Ich war unsäglich gespannt und aufgeregt, ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber es war viel. Umso größer war mein erster Schock. Eine schwer zu lesende, langweilige Einleitung des Sohnes, wie und warum welche Geschichten wie zusammenhängen und darum jetzt so und in dieser Form veröffentlicht wurden. Ein endloser Anhang mit Namen und Erklärungen und Hintergründen. Dazwischen eine schockierend kurze Geschichte - immerhin mit stimmungsvollen Illustrationen versehen, die alerdings schon viel Düsteres ahnen lassen.

Ich war noch nie ein Fan von all den komplizierten Namen und Hintergründen und Stammbäumen und Ortsbezeichnungen und Verwandtschaften. Mich interessiert immer nur die Geschichte und der Herr der Ringe und der Hobbit waren für mich immer die schönsten und großartigsten Geschichten, die ich je gelesen habe! Jetzt aber war ich erstmal enttäuscht und dachte, das wird nichts für mich sein, wenn eine so kurze Geschichte schon so viel Anhang und Vorwrt braucht. Doch dann ist es immer wieder diese besondere Art Tolkiens, kleine Sätze, die aus allem so etwas Erhabenes machen, dass man sich gleich zurückversetzt fühlt in die Welt der Elben und Orks und Drachen und Helden.

Erzählt wird die Geschichte von Hurien, der von dem Erzbösen Morgoth gefangen gehalten und mit einem Fluch belegt wird und von seinen Kindern Turin und Nienor, die an dem Fluch zugrunde gehen. Die Geschichte ist traurig und düster und voller Unheil und bei weitem nicht so liebevoll ausgeschmückt wie der Herr der Ringe oder der Hobbit. Es fehlt das herzergreifende, ganz große Heldentum und der manchmal nervtötende Edelmut der Ring-Helden. Hier macht ein ruppiger, nicht gerade symphatischer Held  mit seinem stolzen Wesen fast alles falsch, selbst die große Liebe ist hier nur verderbt und unheilvoll. Stattdessen gibt es viel Verrat und Schlechtes in Hülle und Fülle. Trotzdem entfaltet die Geschichte ihren eigenen Zauber, der mich irgendwie mitnimmt und mich traurig macht, dass wir von Tolkien Neues wohl nicht mehr zu lesen kriegen.

Autorin / Autor: luthien - Stand: 25. April 2007