Berlin, Bülowstraße 80a

Autorin: Gabriele Beyerlein

Irgendwo im Deutschen Kaiserreich. Irgendwo in Berlin. Irgendwo dort wächst ein junges Mädchen heran, das auf der Suche nach ihrer großen Liebe ist, auf der Suche nach Erfüllung. Nach und nach wird sie nicht nur mit dem Wandel der Zeit, sondern auch mit ihrer eigenen Entwicklung von einem Mädchen zu einer verantwortungsvollen Frau und den unglaublich verschiedenen Facetten des Lebens konfrontiert.
Und wo alles beginnt? Genau, in Berlin. Bülowstraße 80 a.

Gabriele Beyerlein ist es, die die Geschichte dieses Mädchens in ihrem gleichnamigen Roman "Berlin, Bülowstraße 80 a" erzählt.
Nun, Sophie von Zietowitz entstammt einer verarmten adeligen Familie und lebt zusammen mit ihrer Mutter in einer verhältnismäßig kleinen Wohnung. Ihr Vater ist schon vor Jahren gestorben, wobei sich um seinen Tod ein geheimnisvolles unausgesprochenes Ereignis rankt. Verzweifelt versucht Sophie ihrer Mutter das Geheimnis zu entlocken, aber schon seit jeher war das Verhältnis zwischen ihnen untergekühlt. Schließlich pochte ihre Mutter ständig auf einengende Werte und Verhaltensweisen. Sie stehen mit wenigen finanziellen Mitteln da, in einer Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, in der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ein Fremdwort war, in der Heirat zwischen Menschen nach Ständen ausgerichtet war, nicht nach Gefühlen. Auch Sophie soll verheiratet werden. Doch wird sie den richtigen Mann finden?
Aber dann überschlagen sich die Ereignisse: Die Mutter wird krank, und Sophie muss die Arbeit übernehmen. Sie kümmert sich mithilfe des Arztes, Friedrich Schneider, um ihre Mutter. Sie findet das Geheimnis um den Tod ihres Vaters heraus und verliebt sich gleichzeitig in den Hausarzt ihrer Mutter. Es beginnt für sie ein neues Leben in der Ehe mit noch weiteren turbulenten und oft schmerzhaften Ereignissen, doch trotzdem holt sie oft die Vergangenheit wieder ein...

*Meine Meinung:*
Eine interessante Geschichte, mit einer besonnenen Sprache, aber, mehr noch, einem interessanten historischen Hintergrund. Tatsächlich spielt sich die Geschichte von Sophie in einer Zeit des Umbruchs um 1890 ab. Verkommenen Werten der bürgerlichen Gesellschaft standen neue Entwicklungen gegenüber. Keine Sorge! Historische Daten erscheinen nicht in dem Buch, trotz alledem spiegelt es eine gewisse Stimmung dieser Zeit wieder. Auffällig war auch, dass Autorin Beyerlein Probleme aus Sophies Leben dargestellt hat, die auch heute noch sehr typisch sind. Misstrauen, Affären, vieles kommt vor. An einigen Stellen des Buches hat mich das Buch sehr mitgerissen, an einigen war es jedoch auch langweilig. Mir kam es vor, als wolle Beyerlein eine Mischung aus Liebesroman und Schicksalsdrama schreiben und dabei gleichzeitig einen allzu kitschigen Ton verhindern. Dadurch ist der Schreibstil nicht ganz flüssig.
Allerdings fasziniert mich dieses Buch, weil es das Leben zeigt wie es war, ohne zu verschönern oder zu verdrehen. Für all jene also ist das Buch geeignet, die sich für den Lebensweg einer Frau aus dem "alten" Jahrhundert interessieren.

Autorin / Autor: mickie - Stand: 15. Juni 2007