Denken aus Leidenschaft

Autorin: Ingeborg Gleichauf
Gedanken über das Leben von acht Philosophinnen...

Kluge Köpfe wurden bekanntlich oft verkannt. Besonders häufig war dies der Fall, wenn es sich um Frauen handelte. Acht dieser philosophierenden Frauen stellt das Buch „Denken aus Leidenschaft“ vor. Nicht nur die Biographie, sondern auch wichtige Werke und Denkansätze der „denkenden Damen“ werden knapp und verständlich dargestellt. Das Buch ist schnell und leicht zu lesen. Es eignet sich besonders dafür, einen Überblick über die acht Philosophinnen und ihre Ideen zu gewinnen. Sich weiter in das Thema zu vertiefen - dazu will und kann das Buch nur anregen.

Die „historischste“ unter den Frauen stammt aus dem 14. Jahrhundert, die „modernste“ ist 1961 geboren. Jedes Kapitel ist einer der Philosophinnen gewidmet und beginnt mit einer Szene aus ihrem Leben. Dieser Einstieg ist sehr positiv, der Leser wird direkt in das Geschehen hinein gezogen und beginnt sich für die jeweilige Philosophin zu interessieren. Allerdings bleibt der Leser manchmal etwas ratlos zurück, da diese Szene an keiner Stelle zeitlich eingeordnet wird und deshalb nicht nahtlos an die restliche Erzählung anknüpfen kann.

Nach dieser kurzen „Geschichte aus dem Leben“ folgt das eigentliche Kapitel. Leider beginnt dieses häufig mit dem gleichen Satzbau: „Karoline von Günderrode wird am 11. Februar 1780 in Karlsruhe geboren“ oder „Christine de Pizan wird 1365 in Venedig geboren“. Diese Wiederholung wirkt bei acht Biographien eintönig und langweilig.

Wünschenswert wäre außerdem ein Kurzüberblick über jede der vorgestellten Frauen: mit biographischen Jahreszahlen, Publikationsliste und dem wichtigsten Denkansatz. Dies würde das Buch auflockern und einen noch besseren und schnellen Überblick erlauben.

Negativ fallen Gedankensprünge und Lücken in dem Erzählstrang auf. So ist Karoline von Günderrode gerade 19 Jahre alt geworden, nur um auf der nächsten Seite plötzlich als 17-jährige in einen Stift aufgenommen zu werden. Sowohl Karoline von Günderrode als auch Simone de Beauvoir werden als einsam und zurückgezogen lebend beschrieben. Trotzdem tauchen wie aus dem Nichts von allen Seiten immer wieder neue Freunde und Bekanntschaften auf. Da fällt es dem Leser schwer, die Charaktere richtig einordnen zu können.

Unklar bleibt auch, nach welchen Kriterien gerade diese acht Philosophinnen ausgesucht wurden. Ist es wirklich gerechtfertigt moderne Philosophinnen wie Petra Gehring in eine Reihe mit Simone de Beauvoir zu stellen? Simone de Beauvoir machte den Feminismus salonfähig. Die 1961 geborene Petra Gehring wird hingegen vor allem dafür gelobt, ihren Studenten die Begeisterung für die Philosophie näher zu bringen. Die Autorin wollte mit dieser Wahl vermutlich vor allem eins ausdrücken: „Als denkende Frau hat sie (Petra Gehring) sich den Platz erobert, der den Philosophinnen immer schon gebührt hätte.“

*Info: dtv Reihe Hanser*

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Autorin / Autor: beatrice123 - Stand: 15. Januar 2009