Ziel knapp verfehlt

Eine aktuelle Studie erläutert, warum ein Plan B vom eigentlichen Ziel ablenken kann

Wenn es nicht mit Australien klappt, wird's halt London, Germanistik statt Psychologie, ein Kuchen statt einer Torte... Für viele Ziele – etwa den Traumjob finden – wissen wir nur ganz selten mit Bestimmtheit, ob wir sie erreichen. Unerwartete Hindernisse und Herausforderungen können auftreten und uns zuwiderlaufen. Ein häufiger Rat für den Umgang mit dieser Unsicherheit lautet: "Man sollte immer einen Alternativplan haben." Aber: Ist es tatsächlich klug, Zeit und Energie in einen Plan B zu stecken? Oder ist es besser, sich ganz auf Plan A als zielführenden Weg zu konzentrieren? Zur Beantwortung dieser Fragen entwickelten Psychologen der Universität Zürich ein neues Modell, das die Verwendung und Nützlichkeit von Alternativplänen analysiert. Demnach kann ein Plan B umso ablenkender und schädlicher sein, je mehr Energie man in seine Ausarbeitung steckt. 

Dem theoretischen Modell der Zürcher Psychologen, das in der Zeitschrift "Perspectives in Psychological Science" publiziert wird, liegt folgende Idee zugrunde: "Alternativpläne ändern die Art und Weise, wie wir unser Ziel verfolgen, auch wenn wir sie nicht nutzen", erklärt Christopher Napolitano, Erstautor und Postdoktorand am Psychologischen Institut der Universität Zürich. "Mitunter kann ein Alternativplan das Selbstvertrauen steigern", ergänzt Alexandra Freund, Mitautorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie an der Universität Zürich. "Doch häufig lenkt uns ein Alternativplan auch ab oder führt dazu, dass wir uns nicht mehr so viel Mühe mit Plan A geben."

*Je mehr wir in Alternativpläne investieren, desto eher realisieren wir sie*
Wie viel man in die Entwicklung eines Alternativplans investiert, bestimmt letztlich seine Wirkung. "Selbstverständlich ist es eine gute Idee, etwas Zeit und Aufwand für die Entwicklung von Alternativplänen aufzuwenden, damit man für komplexe und wichtige Situationen ein Sicherheitsnetz hat", so Christopher Napolitano. Doch nach dem Modell von Napolitano und Freund können Alternativpläne zum Phänomen der "selbsterfüllenden Prophezeiung" führen: Wer sehr viel in die Ausarbeitung von Alternativplänen investiert, nutzt auch mit hoher Wahrscheinlichkeit diese besonders gut entwickelten Alternativpläne. Dadurch untergräbt man eine ausreichende Investition in den Erfolg mit Plan A.

Was sagt uns das? Vielleicht sollten wir uns vorher bewusst machen, was wir wirklich wollen. Vielleicht ist ja auch Plan B gar nicht nur eine Notlösung, sondern eine äußerst attraktive Alternative zu Plan A. Wenn dem nicht so sei, lohnt es sich aber garantiert, Zeit, Schweiß und Mut in die Verfolgung von Plan A zu investieren ;-). Viel Erfolg dabei!

Quelle

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 3. Dezember 2015