Absage an die "Turboschule"

Studie "Zeit für Bildung": Auch Lehrer_innen fühlen sich gestresst

Schule soll ein Ort der Begegnung, der Vertiefung und des Miteinanders sein. Das aber ist mehr ein frommer Wunsch als die Realität. Stattdessen fühlen sich nicht nur Schüler_innen, sondern auch Lehrer_innen zunehmend gestresst von den Anforderungen und der Geschwindigkeit, die ihnen in der Schule abverlangt werden.
Eine aktuelle Studie des Bayrischen Lehrerinnen und Lehrerverbands mit dem Namen "Zeit für Bildung", in deren Rahmen über 3.5000 Lehrkräfte unterschiedlicher Schulformen befragt wurden, kommt zu alarmierenden Ergebnissen.

Fast 70% beklagen, sich „im Schulalltag gehetzt zu fühlen“. 65% haben werden ständig von dem Empfinden begleitet „niemals fertig zu werden“. Fast 60% sagen von sich, „erschöpft“ zu sein, 90% sehen sich einem „ständigen Handlungsdruck im beruflichen Alltag ausgesetzt“.
Für die Präsidentin des Bayerischen  Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) Simone Fleischmann, die die Ergebnisse vorstellte, ist klar, dass Lehrerinnen und Lehrer keine Turboschule wollen. „Sie leiden darunter, dass sich an den Schulen alles um Geschwindigkeit und Effizienz dreht. Und doch müssen sie Lernprozesse beschleunigen und schnelle Ergebnisse liefern. „Die meisten wünschen sich Zeit für individuelle Förderung, für einen kompetenzorientierten Unterricht, für Reflexion des Stoffes, für Gespräche mit Eltern oder für den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen“, erklärte sie. Das alles komme an den Schulen aber viel zu kurz.

Klar, dass sich eine solch negative Stimmung auch auf die Schüler_innen überträgt, wenn schon die Lehrer_innen sich ständig gestresst fühlen und dann ausbrennen. 74% der in der Studie befragten Lehrerinnen und Lehrer meinen, dass der Begriff „Turboschule“ den heutigen Schulalltag treffend beschreibt. 

Daraus ergeben sich aus Lehrer_innensicht die Forderung nach zusätzlichen Lehrkräften, einer Verbesserung der Schüler-Lehrer-Relation (84%) sowie die Möglichkeit, die Lebensarbeitszeit individuell zu gestalten.

Um Schulen langfristig zu entschleunigen, müssen aus Sicht Fleischmanns aber auch Veränderungsprozesse vorangetrieben werden, die den Unterricht, die Gestaltung der Lehrpläne und das Lernen betreffen: „Die hohe Prüfungsdichte, die enge Stundentaktung und die zu vollen Lehrpläne führen dazu, dass Lehrerinnen und Lehrer hektisch werden und gestresst sind, weil sie dauernd das Gefühl haben, die Zeit reicht nicht.“ All dies müsse auf den Prüfstand und kritisch hinterfragt werden. Ansonsten müsse die Bayerische Staatsregierung die Verantwortung dafür übernehmen, dass Lehrerinnen und Lehrer erkranken, sich chronisch überlastet und ausgebrannt fühlen.

Bestimmt werden die meisten von euch all dem zustimmen. Allerdings wimmelt es in der Bildungslandschaft ja nur so vor Forderungen, Appellen und Rufen nach Veränderungen, die - so lange sie zusätzliches Geld kosten - ebenso ungehört verhallen wie die offiziellen Schelten von europäischen Bildungsexperten.

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Turboschule  Schulstress  Lernen

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 23. Juni 2015