Sirius

Autor: Jonathan Crown
Sprecher: Florian Lukas
Ungekürtzte Lesung mit Florian Lukas

Hörbuchcover Sirius

Sirius, ein Hund, so wandelbar wie kein anderer!
Immer wieder erhält er eine neue Identität. Vom kleinen Welpen Levi, gezüchtet aus einem besonders intelligenten Hund, wird er zum Sirius, dem Großen Hund. Ursache dafür: In den 30er Jahren hat er als Hund einer jüdischen Familie in Berlin schlechte Karten. Selbst wenn sein Herrchen ein renomierter Professor für Planktonforschung ist.
Als seine Familie mit ihm nach Hollywood flieht, wird der gelehrige Hund zum Filmstar, der die Herzen erweichen lässt. Sein Name: Herkules. Sogar zum Zirkus kommt er!
Eine Verwechslung lässt ihn wieder in Berlin landen, wo er prompt von einem Ordnungshüter beschlagtnahmt und...in dessen Zuhause gebracht wird.
Dort wird er Hansi genannt und so recht kann keiner etwas mit ihm anfangen. Nachdem sein neues Herrchen zum Adjutanten des Führers aufsteigt, bringt er seinen Hund auf Wunsch des Führers einmal mit zur Arbeit. Plötzlich steht Sirius vor dem Menschen, der so viel Kummer über sein und das Leben seiner Familie brachte. Da kann ein wenig Spionage doch nicht schaden, oder? Dass der Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit Informationen gefüttert wird, das würde der Hundeliebhaber Hitler seinem sogenannten Hundl niemals zutrauen.


Das Hörbuch, gelesen von Florian Lukas, geht auf die Zeit des Nationalsozialismus auf eine andere Weise ein, als Schulbücher es tun: Es zeigt weniger die schrecklichen Wahrheiten und Bilder, als dass es vielmehr verdeutlicht, was diese Zeit mit den Menschen macht. Es zeigt an einer Beziehungskultur in Hollywood, wie sich Migranten gegenseitig stützen und zugleich eine Filmwelt sondergleichen aufbauen. Während Sirius in Hollywood Karriere macht und ein Film nach dem anderen dreht, wird er von seinem Herrchen gemanagt und betreut. Der wiederum fühlt sich bei diversen Parties und Auftritten fehl am Platz und missachtet. Im Laufe der Zeit wird er selber vom Professor zum Chauffeur zum Starmanager zum Hotelportier zum Professor. Und zwischendurch weiß er gelegentlich einfach nicht, was er will, was sein Weg ist, wo er weitermacht und wie es weitergeht.

Auch wird die Person Hitlers von der Schreckensgestalt an einigen Stellen zum einfachen Menschen, der auch ein Brot mit Honig isst, dazu einen Kakao trinkt. Oder der Hundeliebhaber ist. Oder der nach so langen Kriegsjahren und Krankheit und Attentaten gesundheitlich auf dem Zahnfleisch kraucht.
Sirius selber ist im Geiste mindestens auf menschlichen Niveau. Er weiß genau, wie er mit dem Gegenüber spielen kann, dass es sich für ihn zum Positiven wendet. Egal, ob es bei einer Hausdurchsuchung ist, wo er vor zwei Nazis einen Hitlergruß macht, oder im Filmstudio, wo er besser als jeder Regisseur weiß, welche Mimik und Gestik das Publikum zum Schmelzen oder Lachen bringt. Auch entwickelt sich seine Persönlichkeit von Situation zu Situation weiter und er steht gelegentlich vor philosophischen Fragen über sein Leben.

Spannend fand ich eine Sequenz, die die Familie vom Hund "Hansi" beschreibt: Der Mann ist Oberfeldmarschall (oder so, ich merk mir militärische Grade aus Prinzip nicht), geht jeden Tag zur Arbeit, beschäftigt sich mit der "Endlösung der Judenfrage", kehrt wieder heim. Seine Frau bestellt tagtäglich den Garten und den Acker. Die Welten der beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, und sie selbst bringen sie auch nie in Verbindung. Die Themen der/des anderen sind nicht der Aufmerksamkeit und Interesse wert. Zwei Menschen, die irgendwie miteinander aneinander vorbeileben, mal wieder.

Recht leicht und beschwingt führt der Autor durch die Geschichte. Sie lässt sich gut nebenbei hören, ist thematisch nicht zu drückend. Dennoch werden ernsthafte Themen angeschnitten, wenngleich sie auch im steten Wechsel zur Unterhaltsamkeit stehen.

Das Cover ist eher unansprechend, es sieht nach Kindertiergeschichte aus. Das ist nicht schlimm, nur bringt es dem Leser/Hörer wenig den Inhalt nahe.
Der Sprecher ist in Ordnung, er bringt die Leichtigkeit gut rüber. Der Autor selbst ist der Meinung, er sei nur Chronist, der Hund selber hätte ihm alles mitgeteilt!

Fazit: Ein Hörbuch, das gut und gerne gehört werden kann. Es bringt menschliche und tierische Persönlichkeitsentwicklung nahe und verknüpft diese mit historischer Entwicklung.

*Erschienen bei DAV*

Autorin / Autor: nervensaege4you - Stand: 29. Januar 2015