Der Ruf des Kolibris

Authorin: Christine Lehmann

Buchcover: Sillhouette Kolibri, Thienemann

Jasmin Auweiler ist sechzehn, als sie mit ihren Eltern für ein Jahr nach Bogotá in Kolumbien ziehen muss. Schnell findet das Mädchen in ihrer deutschen Schule eine Freundin: Elena Perea, die Tochter eines schwerreichen Smaragdminenbesitzers, die sie vor den Gefahren des Lebens in Bogotá warnt. Sonne und Regen, Armut und Reichtum, Frieden und Verbrechen liegen hier eng beieinander und man muss ständig auf der Hut sein.

Dennoch schafft es ein kleines diebisches Äffchen, Jasmins Uhr zu klauen. Verzweifelt muss sie nun beobachten wie der Affe seine Beute zu dem Gärtner bringt; aber Jasmin weiß nicht, wie sie die Uhr wiederbekommen kann. Schließlich bringt der Indio sie ihr selbst zurück. Das Mädchen ist überrascht und irgendwie hat sie sich in den jungen Gärtner verliebt, will es sich aber nicht eingestehen.
Als sie durch die Stadt spaziert, kommt sie zu einem Haus am Waldrand. Dort entdeckt sie auch das Äffchen wieder und eine alte Frau, die sonderbarerweise ihren Namen kennt. Dann sieht Jasmin den Gärtner an ihrer Schule. Sie findet heraus, dass er Damián heißt und als Hausmeistergehilfe arbeitet.

Auch auf dem Diplomatenball kreuzen beide auf und sie küssen sich sogar, doch Damián eröffnet ihr, dass es mit ihnen nichts werden kann. Damián, der in seiner Heimatstadt eine Universität gründen will und für die Indios kämpft, liefert sich dort ein heißes Wortgefecht mit Elenas Vater.

In den Ferien darf Jasmin mit zu den Smaragdminen, doch auf dem Weg nach dort werden sie überfallen und ausgeraubt. Jasmin schafft es aber die Gefahr abzuwenden, indem sie vorgibt mit, dass sie mit Damián verabredet ist. So werden die vier nach Popayán gebracht, stehen aber unter Bewachung. Jasmin schafft es tatsächlich, Kontakt zu Damián zu bekommen, der sie befreit. Doch bis sie bei ihrem eigentlichen Ziel, den Minen, ankommen und wieder in Bogotá sind, müssen noch viele Hindernisse überwunden werden. Und das Happy End lässt noch auf sich warten. Auch ihre Liebe stößt an harte Grenzen. Jasmins Eltern verbieten ihr den Kontakt zu Damián. Und sogar der Junge will nicht mit ihr zusammen sein, da er den großen Traum träumt, einmal Präsident von Kolumbien zu werden und Jasmin nicht so ein Leben in ständiger Gefahr zumuten will.

Meine Meinung

Das Buch ist sehr gut recherchiert und man lernt viel über die Zustände in einem Land wie Kolumbien. Der Kontrast zwischen Arm und Reich wird überzeugend dargestellt. Und auch die Gewaltbereitschaft und den Konflikt der einzelnen Gruppen, die das Land zu beherrschen versuchen, werden einfühlsam und glaubhaft erzählt. Zwischen offiziellen kolumbianischen Streitkräften, Militärpolizei, Paramilitärs, Revolutionsarmeen der FARC und Guerillos, die nur Beute machen wollen, fühlt der Leser sich selbst in das Land hineinversetzt.

Allerdings ist in diese sehr sorgfältig aufgearbeite Hintergrundsituation eine meiner Ansicht nach etwas klischeehafte Liebesgeschichte eingebettet. Manche mögen an Liebe auf den ersten Blick glauben, aber dass man sich in jemanden verliebt, nachdem man nur drei Worte gewechselt hat, lässt sich nicht mit meiner Auffassung von Liebe in Übereinstimmung bringen. Das finde ich ein wenig schade, denn das Buch ist keineswegs eins, das man durchlesen sollte und wieder vergessen.

Es kommt meiner Meinung nach so rüber, dass Christine Lehmann versucht, mit der Liebe ein anspruchvolles Thema wie Kolumbien für jugendliche „nicht-übermäßig-viel-Leser“ ansprechbar darzustellen. Was mich allerdings wieder ein wenig versöhnt hat, war das Happy End, das zwar lange auf sich warten lässt und um das man bis auf die letzte Seite fürchten muss. Auch dann kann man nicht mit eindeutiger Sicherheit sagen, wie es wirklich weitergeht.

Alles in allem lohnt es sich, dass Buch zu kaufen, denn auf den 540 Seiten lässt sich für fast jeden Geschmack etwas finden (außer Horror und Co ;-) ).

*Erschienen bei: Thienemann*

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Autorin / Autor: islenski.hesturinn - Stand: 27. Juli 2009