Leben für den Frieden

Author: Andreas Venzke
Ein anschauliches und ungewöhnliches Buch über Menschen, die sich für den Frieden eingesetzt haben

Buchcover: Pazifisten auf Wolken, Arena

Das Buch stammt aus einer Reihe mit großem Namen. Arena Bibliothek des Wissens steht ganz oben auf dem Einband. Darunter sieht man ein Bild. Es zeigt Friedenstauben und Menschen, die von ihnen getragen werden. Leben für den Frieden – Berühmte Menschen gegen Gewalt und Krieg im Portrait, so der Titel.
Mein erster Eindruck verwirrte mich ein wenig. An welche Altergruppe richtet sich dieses Buch? Mit dem gemalten Bild scheint es nicht wie ein gewöhnliches Sachbuch über Menschen, die sich für den Frieden eingesetzt haben, zu wirken. Also ein Buch für Kinder?

Nachdem ich über die erste Persönlichkeit des Buches gelesen hatte, es handelte sich um Henry Dunant, war ich davon überzeugt, dass „Leben für den Frieden“ kein Kinderbuch ist. Viel mehr ein Geschichtsbuch in ansprechender Hülle verpackt und ohne trockenen Quellen. Ich kann der Beschreibung des Verlags nur zustimmen. Es handle sich um eine Reihe, die „fundiert und zugleich unterhaltsam und spannend [...] Zugang zu den genialsten Köpfen und großartigsten Leistungen der Menschheitsgeschichte“ verschafft.
Unterhaltsam ist mein Exemplar auf jeden Fall. Im Gegensatz zu vielen Biografien, die oft mehr umfassender Lebenslauf als lesbares Sachbuch sind, werden hier nicht einfach die wichtigsten Geschehnisse eines Lebens hintereinander gereiht. Eher wird man mit der Persönlichkeit auf eine wesentlich persönlichere Ebene bekannt gemacht. Zunächst erhält der Leser einen kurzen Einblick in das Leben der Persönlichkeit. In fiktivem Romanstil werden einige Minuten des Menschen vorgestellt. So liest man über Henry Dunant, der sich um seine finanzielle Situation sorgt und eigentlich nichts mehr für die Menschheit tun möchte, als ihn der Besuch Bertha von Suttners zum Umdenken bewegt. Da ist ein kleiner Junge, der von der Friedensdemonstration vor Martin Luther Kings berühmter Rede berichtet. Der Leser begleitet Nelson Mandela auf seinem Weg zum Gefängnis auf Robben Island und schreibt zusammen mit Dietrich Bonhoeffer einen Brief, in dem er das nationalsozialistische Regime verurteilt.

Nach diesen kurzen Texten werden die Hintergrundinformationen gegeben. Umfassend wird die Zeit, in der der jeweilige Charakter lebt und seine Sichtweise beschrieben. Mit Bildern wird der Text veranschaulicht. Das Buch erklärt hier viel. Ich selbst komme in die Oberstufe. Einige Erklärungen waren für mich schon etwas überflüssig, schließlich hat man Geschichtsunterricht. Allerdings wird vieles noch einmal klarer, wenn man es in einer solch aufgearbeiteten Form liest. Auch wenn man den ersten (romanhaften) Text nicht sofort verstanden hat, kann man sich mit den darauffolgende Basics schnell klar machen, wer auf welcher Seite steht. Neben Informationen zur Person gibt es auch immer wieder Kästen, die bestimmte Begriffe, wie zum Beispiel den Friedensnobel-Preis, erklären.
Das Buch ist als Hommage gedacht. Es beschäftigt sich mit 13 Personen, die sich in ihrem Glauben, ihrer Arbeit oder ihrem Engagement für den Frieden eingesetzt haben. So kommen Menschen aus Politik, der Kirche oder den 3. Welt Ländern vor. Auf jeden Fall Menschen, deren Kenntnis zur Allgemeinbildung gehören sollten. Im Buch sind Henry Dunant, Bertha von Suttner, Mohandas Karamchand Gandhi, Albert Einstein, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King, Willy Brandt, Michail Sergejewitsch Gorbatschow, Nelson Mandela, Tenzin Gyatso, Muhammad Yunus, Jitzchak Rabin und Schirin Ebadi vertreten.

Was mir an „Leben für den Frieden“ sehr gut gefallen hat, war die Anschaulichkeit des Buches. Jede Persönlichkeit wird mit einem kurzen, charakteristischen Anleser betitelt. Schlägt man den Beginn einer Kurzbiografie auf, fällt der Blick zuerst auf das Foto der Person. Der Leser weiß also sofort, mit wem er es „zu tun“ hat.
Außerdem finde ich sehr gut, dass es dem Autor Andreas Venzke gelungen ist, ohne erhobenem Zeigefinger zu schreiben. Er schreibt nie eine Zusammenfassung á la Martin Luther King war also für den Frieden, weil er sich für die Rechte der Schwarzen eingesetzt hat. Im Gegenteil, nach der Vorstellung und den Informationen wird dem Leser selbst die Gelegenheit geboten zu hinterfragen: Warum ist dieser Mann oder dies Frau so wichtig für den Frieden und die Weltgeschichte?

*Erschienen bei Arena*

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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 10. Juli 2009