Mein Koch-Coach

Gesund und lecker kochen
Erschienen bei Ubisoft

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich wirklich überhaupt nicht kochen kann. Im Ernst, ich sage dies nicht, weil ich durch überraschend gute Leistungen glänzen will, wenn ich Gäste einlade. Ich lade schon gar niemanden ein, um mich nicht zu blamieren. Und wenn, dann treffen wir uns zum Kochen (und ich beschäftige mich mit dem Decken des Tisches). Nicht zu letzt aus diesem Grund war ich froh zu erfahren, dass es eine Möglichkeit gibt, diesem Problem Abhilfe zu verschaffen. "Mein Koch-Coach" für den Nintendo DS sollte mir nicht nur helfen, leckerer, sondern auch gesünder zu kochen, so versprach es zumindest die Werbung. Ich entschloss mich, den Tagen schlechter Ernährung den Gar aus zu machen und den "Koch-Coach" zu testen. Die erste Mahlzeit, die ich mit seiner Hilfe zubereitete, sollte ein Abendessen sein. Ich hatte einen langen Tag hinter mir und kam so erst spät nach Hause. Da das Mittagessen schon geraume Zeit zurücklag, war mein Hunger entsprechend ausgeprägt. Also wartete ich nicht länger und schaltete meinen DS ein. Zunächst musste ich diverse Fragen über meine Essgewohnheiten sowie Abneigungen und Vorlieben beantworten. Hierbei stieß mir schon der erste Schwachpunkt übel auf: Man muss für mindestens zwei Leute kochen wollen. Ich frage mich wirklich, was für einen Typ Menschen die Macher dieser Software eigentlich ansprechen wollen. Sind es nicht die alleinlebenden Singles, die eigentlich gar keine Zeit haben, zu kochen und vor allem keine Lust? Eine Mutter von drei Kindern wird jedenfalls aus reiner Notwendigkeit täglich kochen und dabei auf die gesunde Ernährung ihrer Sprösslinge achten. Und auch ein Pärchen hat mit Sicherheit noch mehr Motivation für ein gemeinsames Abendessen zu sorgen.

Glücklicher weise bin ich in der Lage zu dividieren und so beschloss ich, mich nicht länger darüber aufzuregen, sondern einfach alle Zutaten durch zwei zu teilen. Nach der langen Fragestunde (ich empfand sie jedenfalls als viel zu lang, da ich - wie gesagt - mächtig Hunger hatte), in der ich mein Profil einstellte, konnte ich mich nun entscheiden, ob ich in einer virtuellen Küche Probekochen möchte (das soll wohl soetwas wie ein Spiel sein) oder lieber gleich zur Tat schreiten. Ich entschied mich natürluch für zweiteres. Hierbei gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten vorzugehen. Man kann sich zum Beispiel ein Rezept passend zum Kühlschrankinhalt aussuchen. Dann gibt es noch die Funktion, sich nach den eigenen Profilangaben (die zu Beginn angegeben werden mit Kategorien wie Kalorien, Zeit, Schwierigkeitsgrad und Kosten) Rezeptvorschläge machen zu lassen, und zu guter letzt hat man Einsicht in das gesamte Rezeptarchiv. Da mein Kühlschrank in der Regel recht spärlich bestückt ist, wählte ich natürlich die praktische Version und ließ mir ein Rezept nach meinem Kühlschrankinhalt angeben (man kann drei Zutaten angeben). Also gab ich nach einem kurzen Blick in den Fressbunker als Hauptzutat Ei und als weitere Zutat Tomate ein.

Ich muss ergänzend hinzufügen, dass dies wirklich so ziemlich die einzigen sich befindlichen Dinge in meinem Kühlschrank waren (wenn man einmal von der Flasche weißen Rieslings absieht). Für die Vorspeise bekam ich so fantastische Vorschläge wie Mediterranes Lamm, Chorizo-Tomatenkalmar und California Roll. Nun bin ich wirklich verwirrt, wie kann mein Koch-Coach denn davon ausgehen, dass ich als absoluter Nichtkocher so exotische Dinge wie Lammfleisch oder spanische Paprikawurst im Kühlschrank liegen habe. Das meiste von diesem Zeug habe ich noch nie in meinem Leben gegessen und anderes möchte ich eigentlich nie wieder essen. Bei der Hauptspeise sah es zu meinem Bedauern nicht viel besser aus. Auch wenn die Mangold-Frittata wirklich schmackhaft klingt, habe ich doch leider keinen Mangold im Haus! Für die spanische Tortilla fehlten mir die Kartoffeln und für den Zucchini- & Feta-Auflauf so ziemlich alles. Wirklich sehr unpraktisch, dass das Programm nur nach Gerichten sucht, die die angegeben Zutaten AUCH enthalten, mir wäre mehr Präzision wirklich lieber.

Da ich Rührei nicht leiden kann, entschied ich mich nach langem hin und her und immer größer werdendem Hunger für das Omelett Provencal. Als ich die komplette Zutatenliste einsah, wurde mir zwar bewusst, dass ich auch keine Frühlingszwiebeln habe und mir die Käsesorte Grezeyer ein völlig neuer Begriff war, doch zumindest hatte ich hierfür über 50% der Zutaten zur Hand. Es würde wohl auch ohne Frühlingszwiebel gehen. Nun fragte mich mein DS, ob ich das Rezept vorbereiten oder gleich kochen möchte. Ich hatte immer noch Hunger, also wollte ich es natürlich gleich kochen. Zunächst wird hierbei die komplette Zutatenliste aufgezeigt, und es besteht die Möglichkeit, knappe oder fehlende Zutaten anzuklicken und damit auf die Einkaufsliste zu setzen. An sich eine gute Sache, wobei ich selten mit technischen Hilfsmitteln zum Einkaufen gehe, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Auch die benötigten Utensilien können eingesehen werden. Meinem Kochprojekt stand also nichts mehr im Wege- nungut, vielleicht die Tatsache, dass ich keine ofenfeste Pfanne besitze, aber davon ließ ich mich nicht abhalten endlich zu beginnen.

Nach einer kurzen Übersicht über die einzelnen Schritte, wird alles nach und nach eingehendst beschrieben. Um den nächsten Schritt anzuzeigen, kann auch per Sprachwahl vorgegangen werden. Das ist beim Kochen grundsätzlich gut, schließlich landet das eine oder andere auch mal auf den Fingern, man sollte jedoch am besten alleine in der Küche sein. Ich befolgte also die Anweisungen. Dann wieder ein Problem: Wie messe ich 6 Gramm Eier ab, und was mache ich mit dem Rest? Ich beschloß einfach zwei Eier zu nehmen. Mein erster (selbstverschuldeter) Fehler folgte. Ich habe die Eier gleich in die Schüssel geschlagen, in der schon der geriebene Käse (kein Grezeyer, sondern ordinärer Emmentaler) ruhte, doch dieser sollte erst viel später zugegeben werden. Da ich bis hierhin sowieso schon alles falsch gemacht hatte, beschloss ich, alle anderen Zutaten einfach auch noch reinzuwerfen und die ganze Suppe in die Pfanne zu kippen. Diese war im Übrigen nicht ofenfest und aufgrund ihres Plastikgriffes wollte ich es auch nicht drauf ankommen lassen. Also versuchte ich das Omelett nach einer Weile in der Pfanne zu wenden, statt alles im Backofen garen zu lassen. Nach einer guten halben Stunde hatte ich tatsächlich etwas Essbares auf dem Teller (wenn auch nicht an einem Stück). Ich empfand dieses Mahl sogar als durchaus genießbar (könnte an meinem enormen Hunger gelegen haben), trotzdem fand ich doch traurig, dass ich schon bei einem so einfachen Gericht alles falsch gemacht habe. Von dem Lamm sollte ich besser die Finger lassen.

Zu späterer Zeit versuchte ich auch noch ein geplantes Gericht zuzubereiten, für das ich eigens einkaufen ging. Ich sage nur so viel, es endete mit einigen Klumpen Teig, die sich Pasta nennen sollten in einer undefinierbaren Soße, die eigentlich als Koriander-Kürbis-Pesto bestimmt war. Auf kulinarischer Ebene hat mich die Software wirklich nicht überzeugt, einen wirklichen Küchenneuling bringt sie jedenfalls nicht weiter.

Aber "Mein-Koch-Coach" kann ja noch mit kleinen Zusatzfunktionen glänzen. Wenn ich einmal vergesse, was eine Bratpfanne ist, dann schlage ich es einfach im spieleigenen Lexikon nach ("Bratpfanne= Rundes, flaches Kochgeschirr mit nach außen gewölbtem Rand und langem Stiel zum scharfen Anbraten von Speisen"). Daraus lässt sich sogar ein Spiel machen: ich las Freunden Definitionen vor und sie mussten mir sagen, um welches Utensil es sich handelt - wirklich der Partyrenner! Jetzt mal Spaß bei Seite, das Lexikon hat auch sinnvolle Funktionen, da auch Begriffe und Techniken sowie Zutaten vermerkt sind (wer weiß schon was emulgieren ist?). Mit Spielspaß wird auch versucht zu punkten. In einer virtuellen Küche kann fleißig nachgekocht werden. Diesen Teil fand ich wirklich ganz lustig, aber auf Dauer eher öde, wenn auch eine Vielzahl an Gerichten gekocht werden kann. Resümierend ist zu sagen, dass "Mein Koch-Coach" für den Nintendo DS sein Ziel leider erheblich verfehlte, und man das Kochen mit ihm nicht wirklich lernt. Ein Kauf lohnt sich meiner Meinung nach nicht, aber wer das Spiel schon hat, sollte kreativ sein und wie ich die Zusatzfeatures wie das Lexikon anderweitig verwenden, dann hat auch diese Software ihre Daseinsberechtigung.

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Autorin / Autor: faba - Stand: 4. August 2009