Sting - Symphonicities

Stings Gesänge in Begleitung eines Sinfonieorchesters

Das Experiment ist nicht neu: Popsongs aufpimpen zu klassischen Nummern. Aber wann sind diese Versuche das letzte Mal so richtig gelungen? Kaum ein Song, der einen „klassischen Anstrich“ bekam, ist je besser angekommen, als das Original. Wenn dann umgekehrt: von Klassik zu Pop. Das Problem bleibt aber meist das gleiche. Die klassischen Musiker haben das Gefühl, sich allzu salopp zu geben und die Popsänger klingen nervös, zu eifrig oder imposant. Aber nun aufgepasst! Sting spielte nicht umsonst so lange in der ersten Liga der Musikwelt. Er hat sich wagemutig auf alte Hits wie „Roxanne“, „Englishman in NY“ und „Every Thing she does is Magic“ gestürzt und jedem Song zusammen mit dem Royal Philharmonic Concert Orchestra liebevoll ein neues Kleid verpasst. Dass ihre Songs einmal, wie frisch geschliffene Juwelen glänzen würden, haben The Police damals sicher nicht geahnt.
Was kam aus dem musischen Experiment heraus? Ein Album ohnegleichen! Nein – ungelogen! „Symphonicities“ ist ein Meisterwerk und hat mich vom ersten bis zum letzten Track begeistert und das soll erst einmal jemand nachmachen. Das Orchester besteht ausschließlich aus Profis, die Projektmanager sind als Produzenten bereits durch zahlreiche andere Bands bekannt: neben Lichtgestalten wie Rob Mathes (Lou Reed, Sade, Beck), Elliot Schreiner (Eric Clapton), Claudius Mittendorfer (Franz Ferdinand, Interpol), Alex Venguer (John Legend) und Ed Cherny (Bob Dylan) läuft man schnell Gefahr, im Schatten zu verschwinden. Nicht so Sting. Ihm gelang in Zusammenarbeit mit dem königlichen Orchester ein gerechter und faszinierender Ausgleich zwischen Streichern und Popstimme, zwischen Harfen und Schlagzeug, Bläsern und Bass.

Die Lieder sind keine der harten Sorte. Wer Heavy Metal erwartet, ist falsch hier. Und trotzdem würde ich kaum eines der Lieder als echte Schnulze bezeichnen. Vielmehr sind Songs entstanden, die in der Kategorie beste Filmmusik für den Oscar nominiert werden könnten. Unter den zwölf Liedern ist „Englishman in New York“ das Lied, dass man am schnellsten wieder erkennt. Den locker flockigen Takt des Kultsongs mit Klassik-Orchester so zu verändern, dass alles stimmig ist? Geht! Denn das symphonische Setting nimmt dem Evergreen nichts von seiner verspielten Leichtigkeit – im Gegenteil: der leichte Humor bleibt erhalten.

„Roxanne“ bekommt von mir den ersten Preis dieser Platte: gleich nachdem ich die neue Version des Liedes anhörte, habe ich es mit dem Original verglichen – und stellte prompt fest: das Original muss nicht immer unbedingt besser sein.
Aber auch „When we Dance“ und „I burn for You“ haben mich durch ihre authentische, lebhafte und gleichzeitig bedachte Weise gegeistert.

Um ein Fazit zu ziehen: „Symphonicities“ bekommt von mir eine wunderbare 1 minus. Das Minus deshalb, weil ich für den letzten Track der Platte ein anderes Lied ausgewählt hätte. Aber keine Sorge Sting, du hast es trotzdem drauf! Und wir wissen ja: „Nobody is perfect!“

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Autorin / Autor: loumary - Stand: 14. Juli 2010