Die stummen Schreie

Autorin: Elisabeth Combres

Buchcover

Ruanda, 6. April 1994: Das Flugzeug des ruandischen Staatspräsidenten Juvénal Habyarima wird abgeschossen und stürzt vom Himmel. Keiner der Passagiere, Piloten und Stewardessen überlebt.

Das ist Auslöser des Völkermordes an den Tutsi, einem Volksstamm in Ruanda. Ihre Mörder, die Hutu, kennen kein Erbarmen und ermorden fast eine Millionen Menschen.
Emma hatte Glück. Während die Mörder Emmas Mutter grauenvoll hinrichteten, versteckte sich das kleine Mädchen hinter einem Sessel. Gesehen hat sie es nicht, aber gehört. Bevor die Männer Emma finden konnten, war ihr Arbeitstag zuende und Emma konnte fliehen. Tagelang lief sie Wege entlang, ohne zu wissen, ob sie das Grauen überstehen würde. Am Ende ihrer Kräfte fand sie Obhut bei einer alten Hutu-Frau, namens Mukecuru. Seit diesem Tag lebte Emma bei Mukecuru. 
Am Markt wird sie dann eines Tages von der Zukunft eingeholt und sie bricht zusammen. Eine ganze Nacht lang schläft sie auf der Straße. Doch Emma ist nicht alleine. Ein junger Mann mit einer seltsamen knöchernen Beule am Kopf beschützt sie die ganze Nacht lang. Ndoli ist auch ein Opfer des Völkermordes. Auch er hat überlebt. Die beiden treffen immer öfter ganz zufällig aufeinander. Die unsichtbare Verbindung zwischen den beiden wird immer stärker und hin und wieder wechseln sie auch ein paar Worte miteinander.
Der April rückt immer näher und so wie jedes Jahr, suchen Ndoli die bösen Erinnerungen wieder heim und Emma wird von grauenhaften Albträumen gequält. Dennoch muss Emma ihren Heimatort aus politischen Gründen aufsuchen. Doch schon der Weg dorthin bringt das Tutsi-Mädchen an ihre psychischen Grenzen.

Meine Meinung:

Als ich das Buch erstmals in den Händen hielt, wirkte es etwas nichtig auf mich, denn ein Buch mit solch aussagekräftigem Titel kann doch unmöglich knapp 130 Seiten haben. Auch die Schrift im Buch ist äußerst unangenehm und viel zu groß gedruckt. Rein optisch war ich ein wenig enttäuscht. Nur eines überraschte mich sehr positiv, nämlich das Bild des Mädchens auf dem Cover, welches so einfach ist. Aber wenn man es genauer betrachtet, erkennt man die Emotionen, die in dem Mädchen (vermutlich Emma) vorgehen. Gefallen hat mir auch, dass Emma zu Boden sieht und man nur das Gesicht von der Seite sieht.
Während dem Lesen musste ich andauernd Pausen machen, denn bei jeder gelesenen Seite wurde mein Entsetzen über den Völkermord größer. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ein Autor es schafft, so ein schwerwiegendes Thema in so ein klitzekleines Buch zu pressen.
Elisabeth Combres hat für "Die stummen Schreie" den "Prix des lycéens allemands", einen französischen Literaturpreis, bekommen - und das völlig zu Recht!
Das Buch zeigt einem auch, dass man sich nicht immer auf den ersten Eindruck verlassen sollte. 

*Erschienen bei boje*

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Autorin / Autor: little-coconut - Stand: 20. Oktober 2010