Die Lügen, die wir erzählten

Autorin: Judy Blundell

Der zweite Weltkrieg ist endlich vorbei und nun scheint alles möglich: Kurz entschlossen packen also die 15-jährige Evie, ihre Mutter und Joe, ihr Stiefvater, die Koffer, lassen Schule, New York und die ewig nörgelnde Großmutter hinter sich und reisen nach Florida. In Palm Beach angekommen, genießt Evie das feine Hotelleben. Sie liegt am Pool, weigert sich viel für die Schule zu lernen und versucht auch ein wenig „Glamour“ abzubekommen.
Dem Leser geht es dabei wie der Hauptperson selber: Aufregend ist das ganze nicht, aber doch irgendwie interessant (zu lesen). Für Evie, weil diese Urlaubstage ganz anders als ihr bisheriges Schulmädchenleben sind und sich hier zum ersten Mal ein wenig erwachsen fühlen kann. Für uns, weil es sehr viele Bücher über die Zeit des zweiten Weltkriegs gibt, aber kaum über welche von der Zeit danach. Es ist spannend zu lesen, wie die Menschen versuchen ein neues Leben aufzubauen und den Krieg möglichst vergessen möchten. Dabei war es witzig zu entdecken, dass Evie nicht viel anders ist, als die heutigen 15-jährigen, sodass man sich gut mit ihr identifizieren kann. So hab ich dann zum Beispiel ein wenig mit ihr gelitten, als sie auf ihrem ersten Ball langsam in Panik zerfällt. Sie ist überzeugt, in dem Kleid ihrer Mutter lächerlich auszusehen, viel zu hässlich zu sein und sie sowieso keiner der Jungen zum Tanzen auffordern wird.  Als Evie deswegen auf die Terrasse flüchtet, lernt sie Peter kennen und man ahnt schnell, dass die Geschichte und damit auch die Streitereien richtig beginnen. Denn Joe ist aus unerklärlichen Gründen vehement gegen den 21- jährigen, den er noch aus der Kriegszeit kennt. Auf Evies Drängen, erzählt Peter ihr von der gemeinsamen Vergangenheit und warum Joe gar nicht erfreut ist, ihn wiederzutreffen. Nach und nach muss sie jedoch erkennen, dass nicht nur Joe, sondern auch ihre Mutter und Peter sie angelogen haben. Nun beginnt der spannendste Teil des Buches, damit aber auch der schlimmste. Die ersten 170 Seiten drehten sich um Ferien, Familienstreitereien und Verliebtheit, der zweite Teil erinnert fast schon an einen Kriminalroman. Nur das die „Ermittlerin“ diesmal eine 15-jährige ist und es sich bei den „Tätern“ um die eigenen Eltern und den Jungen, den man liebt, handelt...
„Die Lügen, die wir erzählten“ hat in den USA übrigens bereits den „National Book Award“, in der Sparte „Jugendbuch“, gewonnen. Laut Wikipedia ist dies neben dem bekannten Pulitzer Preis der renommierteste Literaturpreis in der USA. Definitiv zu recht, wie ich finde.

*Erschienen im Ravensburger Buchverlag*

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Autorin / Autor: schokobroetchen - Stand: 28. Juni 2010