Ein unvergesslicher Tag

Einsendung zum Wettbewerb U 20 - Ü 60

„Piep, piep, piep!“, ich schaltete meinen Wecker aus und blinzelte in das hell erleuchtete Zimmer. Mein Vater klopfte an die Tür und steckte seinen Kopf hindurch: „Gehe jetzt ins Bad, sonst kommst du zu spät zur Schule.“ Er schloss die Tür wieder hinter sich und ging in die Küche. Nach einigen Minuten stand ich auf, streckte mich und ging in den Flur. Dort stolperte ich beinahe über Joker, meinen Hund, der sich auf den Teppich ausstreckte und gähnte. Im Bad duschte ich und putzte die Zähne. Dann nach ging ich zurück in mein Zimmer und mein Hund dackelte mit hinterher. In meinem Zimmer stand ein riesiger Spiegel, in dem ich mich von Kopf bis Fuß betrachten konnte. Ich ging an ihm vorbei zu meinem Kleiderschrank und zog mich an. Ich stülpte mir ein T-Shirt über meinen Kopf und zog eine Jeans an. Nachdem ich meine Haare geföhnt und in einem aufwändigen Verfahren zu einem Zopf gemacht hatte, betrachtete ich mich noch einmal im Spiegel. Plötzlich waren meine Haare weiß. Ich dachte meine Augen träumen noch und rieb sie mir, aber nichts veränderte sich, meine Haare blieben weiß. Ich schnappte mir meine Schultasche und rannte die Treppe runter. „Papa!“, schrie ich. Mein Vater stand in der Küche am Herd und machte Pfannkuchen. „Ja?“, antwortete er mir mit verdutztem Gesicht. Außer Atem fragte ich: „Habe ich weiße Haare?“ Er schluckte und sagte mit blassem Gesicht: „Und nicht nur das, du hast überall Falten im Gesicht. Ich bringe dich lieber mal zum Arzt.“ Ich rannte die Treppe hoch, stolperte in mein Zimmer und stellte mich vor den Spiegel. Tatsächlich hatte ich Falten, wie eine Oma. Ich nahm mein Gesicht zwischen die Hände und bemerkte, dass auch sie voller Falten waren. Mein Vater rief: „Kommst du, ich bringe dich jetzt zum Arzt! Das kann doch nicht sein, dass so was passiert!“. Während der Fahrt zum Arzt verwandelte ich mich vollständig zu einer alten Frau. Meine Haare wurden grau-weiß und mein Körper war von Falten übersät. Mein Vater musste mich sogar stützen! Im Wartezimmer wartete ich ungeduldig, bis wir aufgerufen wurden. Dann endlich bat mich Herr Zwinschke auf der Liege Platz zu nehmen und fragte was ich hätte. Ich sagte: „Sehen sie das nicht. Ich bin eine alte Oma! Aber ich sollte eigentlich ein 13-jähriges Mädchen sein und in der Schule sitzen!“. Der Arzt guckte mich verwundert an. Er untersuchte mich und sagte: „ Nein! Sie sind eine ganz gesunde alte Frau. Tut mir Leid, mehr kann ich nicht für sie tun. Einen schönen Tag noch.“ Auf dem Weg nach Hause regte sich mein Vater über den Arzt auf. Ich beruhigte ihn und sagte: „Papa, wenn du ein Arzt sein wärst und mich untersucht  hättest, würdest du mir auch nicht glauben, dass ich eigentlich ein junges Mädchen bin.“ Schweigend fuhren wir ein paar Minuten. Da fiel mir ein: „Papa, du musst mich noch in der Schule entschuldigen.“ „Jaja, klar du hast recht ich werde dich entschuldigen. Wenn dich eine Freundin fragt, warum du nicht da warst, sagst du, du hattest schreckliche Kopfschmerzen. Ok?“ „Ja verstanden Paps.“, antwortete ich. Zu Hause legte ich mich in mein Bett und las ein Buch, das mich wenigstens für einige Stunden von meinem Problem erlöste. Ich schreckte auf als mein Vater mich von unten zum Essen rief. „Ja! Ich komme!“, rief ich runter und stützte mich auf eine Krücke, die mir der Arzt mitgegeben hatte. Als ich endlich nach einer Ewigkeit am Tisch saß, aß ich nicht viel und mein Vater schaute mich besorgt an. „Lass den Kopf nicht hängen. Das wird schon. Iss jetzt erst mal schön. Auch Omas müssen viel essen.“, sagte er mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht. Nach dem Essen half mir mein Vater die Treppen hoch, brachte mich ins Bett und deckte mich sanft zu. Dann gab er mir einen Kuss und sagte: „Schlaf, es war ein anstrengender und aufregender Tag.“. Mein Vater kam jede Stunde rein und brachte mir etwas zu trinken. Immer guckte er mich mitleidig an und verschwand wieder. Spät in der Nacht schlief ich endlich ein. Ich träumte davon wie ich als Oma lebe. Omas hatten es nicht leicht. Es gab schöne Zeiten in meinem Traum und auch schlechte. Mein Mann, den ich in meinem Traum hatte, verstarb. Ich bekam Enkel, die auf dem Rasen spielten und lachten.
Als ich aufwachte, tastete ich schweißgebadet meinen Körper ab. Ich schloss meine Augen und stellte mich zögernd Schritt für Schritt vor den Spiegel. Ich machte die Augen auf, hielt den Atem an und betrachtete mich im Spiegel. Super erleichtert setzte ich mich aufs Bett. Ich atmete durch alles gut. Alles so wie es sich für ein junges Mädchen gehörte. Keine Falten und keine weißen Haare. Ich ging wie immer ins Bad duschte und putzte mir die Zähne. Ich ging zurück in mein Zimmer und Joker dackelte mir hinterher. Als ich angezogen vor dem Spiegel stand, war alles normal. Ich aß mit meinem Vater Pfannkuchen und ging in die Schule. Ein ganz normaler Tag. Doch dieser Traum ließ mich nicht los. Ich dachte während der Schule und den restlichen Tag nach.  Der Traum hatte mir viel über alte Leute beigebracht. Ich suchte am Abend im Telefonbuch nach der Nummer vom Altersheim und fragte, ob ich die alten Leute jeden Sonntag besuchen dürfte. Die Frau am Telefon freute sich sehr, dass ein Mädchen in meinem Alter, alte Leute besuchen wollte. Seit dem besuchte ich jeden Sonntag das Altersheim in unserem Ort. Die alten Leute freuten sich und ich lernte noch viel von ihnen. Sie erzählten mir was sie in meinem Alter gespielt und erlebt hatten.

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U20 - Ü60 - So wollen wir zusammen leben

*Einsendeschluss!* Nun werden die Texte gezählt, gesichtet, sortiert, gestapelt und veröffentlicht. Und während die Jury liest, könnt ihr den Publikumspreis per Voting ermitteln!

*Bitte lesen!!!*: Teilnahmebedingungen

Die Jury

Schöne Preise für die schönsten Einsendungen

Worum geht es im "Wissenschaftsjahr 2013 - Die demografische Chance"?

Die Siegerehrung zum Wettbewerb "U20-Ü60"

Es war schwer, aber die Jury hat entschieden...

Autorin / Autor: von Eva, 13 Jahre