Lieber Geld statt Daten

Umfrage: 35 % der Deutschen würden für Datenschutz Geld bezahlen

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Wer unsere E-Mails mitliest oder die Facebook-Nachricht, die eigentlich nur für eine einzige Person verfasst wurde, weiß heute niemand mehr so genau. Wer ganz sicher sein möchte, dass das persönlich Geschriebene nicht in falsche Hände gerät, muss wohl wieder zu Stift und Papier greifen und den Brief am besten persönlich unter dem Türschlitz des Adressaten hindurchschieben. Oft ist zu hören „Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten“. Das sehen viele allerdings anders. Der Schutz persönlicher Daten im Internet gewinnt für VerbraucherInnen in Deutschland an Bedeutung. Mehr als jeder Dritte ist sogar bereit, für mehr Datenschutz ins Portemonnaie zu greifen. 35 Prozent der Befragten würden für Internetdienste wie E-Mail oder Soziale Netzwerke tatsächlich Geld zahlen, wenn sie höchsten Datenschutz bieten und werbefrei sind. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von TNS Emnid im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), die im Rahmen des Wahlchecks www.verbraucher-entscheiden.de durchgeführt wurde.

„Das ist ein klares Signal an die Unternehmen. Geschäftsmodelle im Internet müssen nicht auf Werbung und dem damit verbundenen massenhaften Sammeln von Daten fußen“, sagt Gerd Billen, Vorstand des vzbv. Bisher zahlen VerbraucherInnen im Internet mit ihren Daten. Diese sind die Basis für individuell zugeschnittene Werbung, mit der Internetunternehmen ihr Geld verdienen. Wie persönliche Daten verwendet und an wen sie weitergegeben werden, können Verbraucher aber nur selten nachvollziehen, kritisiert der vzbv. Wenn NutzerInnen bereit seien, für Internetdienste zu zahlen, müssten Unternehmen alternative datenschutzfreundliche Geschäftsmodelle entwickeln, fordert der vzbv.

*Datenschutz stärken*
Egal ob VerbraucherInnen für einen Internetdienst Geld bezahlen oder nicht: „Nutzer müssen wissen, was mit ihren Daten passiert“, sagt Billen. „Daten dürfen nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Nutzer erhoben und verarbeitet werden.“ Zudem erwartet der vzbv, dass die künftige Bundesregierung nicht länger auf die Selbstregulierung des neuen Datenmarkts vertraut. Sie müsse sich in der zurzeit verhandelten Europäischen Datenschutzgrundverordnung für verbraucherfreundliche Regelungen zur Datenerhebung und -verarbeitung einsetzen.

*Der Wahlcheck*
Wie sich Verbraucherrechte in der digitalen Welt besser schützen lassen, ist auch ein Thema im Online-Wahlcheck des vzbv. Die interaktive Informationsplattform www.verbraucher-entscheiden.de bietet Nutzern die Möglichkeit, sich vor der Bundestagswahl über die Positionen der fünf Bundestagspartien zu informieren und sie mit den eigenen Einstellungen abzugleichen. Neben digitalen Themen geht es dabei in insgesamt 15 Fragen um Finanzen, Lebensmittel, Gesundheit und Energie.

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Autorin / Autor: © LizzyNet - Stand: 5. September 2013