Leviathan - Die geheime Mission

Autor: Scott Westerfeld

Buchcover

1914, kurz vorm ersten Weltkrieg. Die Länder haben sich in zwei Parteien gespalten. Zum einen in Darwinisten. Basierend auf Darwins Theorien, vollbringen Menschen es Tiere miteinander zu kreuzen und verschiedene DNA nach belieben zusammen zu legen, so dass völlig neue Arten entstehen. Und zum anderen die Mechanisten, die Maschinen und Kampfbauten in Tierform bauen. Am 28. Juni 1914 werden Aleksandars Eltern, die Herrscher über Österreich in Sarajewo ermordet, wodurch ein Krieg vom Zaun bricht, in den sich die Großmächte durch verschiedene Bündnisse einmischen müssen.
Alek, von nun an ein Gejagter, kann mit Hilfe von wenigen Gefolgsleuten seines Vaters fliehen. Gemeinsam reisen sie nachts mit der Maschinerie "Sturmläufer" durchs Land. Knapp schaffen sie es in die neutrale Schweiz und scheinen zunächst außer Gefahr. Bis die Leviathan, eine darwinistische Kreuzung und riesiges Flugtier, abstürzt. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihren eigentlichen Feinden zu helfen, denn je länger die Darwinisten dort verweilen, umso größer ist die Bedrohung ihrer eigenen Entlarvung.
Deryn ist ein Mädchen und dennoch verbotenerweise als Kadett an der Leviathan im Dienst. Als sie den fremden Mechanisten begegnen, ahnt Deryn, dass hinter Alek mehr steckt, als nur ein gewöhnlicher Junge. Sie kommen sich ein wenig näher und sie fürchtet um die Aufdeckung ihres eigenen Geheimnisses und dass sie dann von ihrem größten Traum, dem Fliegen, nur noch würde träumen können.
Doch am Ende, kommt alles ganz anders, als Alek oder Deryn es geplant haben. Sie werden entdeckt, doch die Frage ist, sind die Entdecker Freund oder Feind, sind es Darwinisten oder Mechanisten?

Meine Meinung:

„Leviathan“ ist der erste Teil einer Serie.
Es ist ein außergewöhnliches Jugendbuch, das ich sehr gerne gelesen habe.
Verglichen mit Scott Westerfelds anderen Büchern ist der Aufbau, die Ausdrucksweise, der Schreibstil und die Handlung eine gänzlich andere. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich dahinter eine/n andere/n Schriftsteller/in vermutet.
Besonders gefallen haben mir die Aspekte zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wie Scott Westerfeld es in seinem Nachwort selbst noch einmal anmerkt, vermischen sich die Elemente der Vergangenheit zur Zeit des 1. Weltkrieges mit denen der Zukunft, denn es ist klar, dass damals noch keine so fortschrittlichen Maschinen existieren konnten - die gibt es heute (noch) nicht einmal. Außerdem hat Darwin zwar die Unterschiede der Arten und weiteres herausgefunden, aber die DNA im einzelnen und wie man verschiedene DNA zusammenführt, dieses Wunder hat auch er nicht vollbringen können.
Von der Schreibweise her, würde ich „Leviathan“ auch jüngeren Kindern oder Jugendlichen zum Lesen geben, allerdings ergibt dieses Buch erst einen richtigen Sinn, wenn man die Hintergründe des Krieges ein wenig kennt. Nicht nur im groben, sondern schon ein wenig detaillierter, denn dadurch erhält die Erzählung einen besonderen Flair, in dem ich unterscheiden konnte, was auf wahren Begebenheit basiert und was komplett frei erfunden ist. Ich selbst kannte mich nur noch so gut aus, weil die Behandlung des 1. Weltkrieges in meinem Unterricht nicht sehr lange zurückliegt und scheinbar einiges hängen blieb.
Erzählperspektiven gibt es in „Leviathan“ zwei. Einmal gibt es den adeligen Aleksandar und das Mädchen Deryn, die ein besonderes Talent in der Luft entwickelt und sich bestens für die Arbeit als Kadett eignet. Sie kann diese aber nur tun, da sie sich als Junge verkleidet. Als Alek dann zu Anfang des Buches auf der Flucht ist, haben beide Charaktere ein Geheimnis, was die Leser kennen, die Charaktere gegenseitig aber nicht. Ungefähr in der Mitte treffen die beiden dann aufeinander. Die gesamte Form dieses Erzählens ist sehr strukturiert und vereinfacht das Lesen ungemein.
Nicht zu vergessen sind die wunderschönen Illustrationen des Malers Keith Thompsons, die für die Entwicklung der eigenen Fantasie unglaublich wertvoll waren. Denn es ist ziemlich schwer, sich zeppelinartige Tiere vorzustellen, die fliegen können und aus unzähligen Tierorganismen bestehen. So hatte ich ein klares Bild vor Augen und konnte mir die Geschichte lebhafter vorstellen.

Fazit: Alles in allem ist die Handlung rund, die Details stimmig und die Illustrationen verleihen „Leviathan“ noch einmal den letzten Kick.
Die Fakten des 1. Weltkrieges sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern gut recherchiert und auf eine aufregende Art und Weise mit Elementen der möglichen Zukunft verwoben worden. Diese Art des Schreibens nennt sich im übrigen Steampunk.
Die Protagonisten Alek und Deryn erzählen ein und denselben Krieg von zwei völlig verschiedenen Standpunkten und Sichtweisen aus, so sind sie doch normalerweise Feinde und bringen somit mehr Abwechslung in Schilderungen des Krieges, da wir als LeserInnen dann immer noch die andere Seite kennen.
„Leviathan“ ist ein schöner Schmöker, der viele Interessengebiete abdeckt und mich auf jeden Fall in den Bann ziehen konnte. Deswegen werde ich die vollen 5 von 5 möglichen Sternen vergeben und mich auf die Fortsetzung dieses Romans freuen.

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Autorin / Autor: charlielou - Stand: 15. Oktober 2010