Die Arche

Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde

Er öffnete die verzierte Flügeltür und betrat das Büro, jeder Schritt hallte vom weißen Marmorboden wider. Am Ende des riesigen Raumes stand ein Mahagonischreibtisch. Die Wände links und rechts waren mit Bücherregalen gesäumt. Vor Kopf erstreckte sich eine Fensterfront und gab den Blick auf einen düsteren Himmel, frei. Der Anblick ließ ihn frösteln.
„Mister Ebs, setzten Sie sich“, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch. Er war alt und tiefe Falten durchzogen sein strenges Gesicht. Seine kühlen Augen waren gerötet und lagen tief in den Höhlen.
„Ich bin sehr erfreut Sie persönlich zu treffen und interviewen zu dürfen, Mister Scott“, sagte Ebs mit typischem Journalisten-Charme und reichte dem Alten die Hand. Dieser nickte kurz und deutete ihm an, sich auf den Stuhl vor den Schreibtisch zu setzen.
„Ich habe Sie auserwählt, das Interview mit mir zu führen, weil ich denke, dass Sie der Richtige für diesen Job sind.“ Ein kühles, geschäftsmännisches Lächeln huschte über sein Gesicht und trotz hohen Alters strahlte er Stärke und Überlegenheit aus. „Ich werde ihnen etwas Wichtiges mitteilen und jedes Wort muss an die Öffentlichkeit gelangen, haben Sie das verstanden?“ Seine Augen blitzten, Mr. Ebs nickte, aber eigentlich wollte er dieses Interview führen, um sich beim Präsidenten des weltweit größten Firmenmonopols nach neuen nachhaltigen Forschungen zu erkunden, welche im Moment stärker gebraucht wurden als jemals zuvor. Es wird Zeit, dass dieser Mann seinen Posten niederlegt, entweder er ist verrückt oder dement ..., seit man von Massenzüchtungen auf Klonen umgestiegen ist, sind 30% mehr Leute an Demenz erkrankt. Dies hatte Ryan Ebs nach langer Recherche aufgedeckt und ist dadurch zu einem der gefragtesten Skandal-Journalisten und Feind der Fleischindustrie geworden.
„Bevor wir mit dem Interview beginnen, lassen Sie mich ein paar Sätze zu unserem Unternehmen sagen ...“
Na toll, schon wieder so ein Interview, bei dem man jede Frage in den Mund gelegt bekommt!, dachte Ebs.
„Vor ein paar Jahren startete ich ein Projekt, welches es so noch nicht gab: The Ark. Es ist Ihnen sicher bekannt.“, er fuhr mit der Hand über die Tischkante und ein Hologramm erschien im Raum. Es war das Abbild einer Kuppel, wie sie Ryan vom westlichen Teil der Stadt kannte. In dieser waren Häuser zu erkennen. Aber nicht diese modernen Hochhäuser, welche entworfen wurden, um mit dem Problem der Überbevölkerung fertig zu werden, sondern Häuser, wie Ryan sie aus alten Filmen kannte. Eine Familie bewohnte in früheren Zeiten ein Haus, für ihn unvorstellbar. „Ja, dieses Gebäude ist mir durchaus bekannt, man vermutet, dass sie dort ein Forschungslabor betreiben.“ Bzw. dass dort die Reichen und Schönen wohnen, dachte Ebs.
„Es ist kein Labor im ursprünglichen Sinne, es ist viel mehr der Versuch, die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Sie denken sicher so etwas sei verrückt, aber warten Sie ab“, bedeutete er.
„Sie versuchen also die Welt durch den Bau eines riesigen Gebäudes, welches vermutlich Unsummen von Geld verschlungen hat, zu retten?“, fragte Ryan ohne jede Hemmung.
„Natürlich kann man das Ganze auch aus diesem Blickwinkel betrachten. Doch urteilen sie nicht zu früh. Das Problem begann vor 50 Jahren, als unser Unternehmen versuchte die Erderwärmung durch die Kontrolle des Wetters zu stoppen. Es war uns möglich, Chemikalien in die Luft zu schießen und es auf Kommando schneien oder regnen zu lassen.“ Mister Scott drehte seinen Stuhl und blickte hinaus auf die düstere Skyline. „Es funktionierte eine Zeit lang sehr gut, bis die Wolken nicht mehr abregneten. Wir mussten dieses Projekt abbrechen, weil der Himmel verdunkelt war. Die Sonnenstunden pro Jahr halbierten sich, das führte zu Sauerstoffmangel, da die Bäume nun immer weniger Fotosynthese betrieben. Wir mussten in jedes Haus zusätzlich zu Strom und Wasser, auch Sauerstoffleitungen legen, davon profitierte die Firma natürlich. Also hatte sich das Projekt dann doch noch gelohnt. Der Rat unsers Konzerns stellte aber fest, dass es so nicht weitergehen konnte. Die Leute erkrankten, aufgrund ungesunder Ernährung oder der schlechten Luftverhältnisse. Wir riefen also Projekt „Ark“ ins Leben. Dafür vereinten wir die klügsten und kreativsten Köpfe unserer Zeit und bauten diese Kuppel. Im Inneren ist sie einer eigenen Welt nachempfunden. Es gibt eine künstliche Sonne, durch welche wir Tageszeiten simulieren können. Bäume und Gras sorgen wiederum für Sauerstoff, sodass wir die Kuppel nur mit teurem gereinigten Wasser und einer Menge Strom versorgen müssen. Statt wie geplant, etwas zu erfinden, was das Problem der chemischen Wolken und den Erkrankungen, welche durch das Klonen entstanden sind, aus der Welt räumen, haben die Forscher allen möglichen Schnick Schnack erfunden. Uns wurde klar, dass eine Verbesserung der Umstände nur dann möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen.“ Der Alte lehnte sich nach diesen Worten mit dem Oberkörper nach vorn und meinte: „Ich bewunder ihr Engagement. Obwohl Sie nicht in einer Forscher-Familie aufgewachsen sind, haben Sie mehr verstand als einer von denen. Daher ist es mein Anliegen Ihnen die Firma zu überschreiben, unter der Bedingung, dass Sie diese Geschichte veröffentlichen und die Bevölkerung überzeugen, mit uns zusammenzuarbeiten. Aus The Ark ein Regenerationszentrum zu machen, mit welchem man Pflanzen und Tiere züchten kann und Sie versuchen die Erde aufzuräumen und noch einmal von vorn anzufangen, bevor dies nicht mehr möglich sein wird.“
Ryan hatte mit allem gerechnet, aber keinesfalls mit diesen Worten. Mister Scott stand aus seinem Ledersessel auf und lief um den Schreibtisch herum, stellte sich neben Ryan und blickte wie er aus dem Panoramafenster. Solange ich noch lebe, werden wir Partner sein und ich bringe Ihnen alles bei, was ich weiß. Wissen Sie, der Himmel war nicht immer grauschwarz. Als ich so alt war wie Sie, da war er noch blau, und ich bin überzeugt, dass Sie der Mann sind, der es schafft, diese Erde zu regenerieren.

Alle Infos zum Wettbewerb

Un-endlich wertvoll - Die Siegerehrung

Endlich ist es so weit!

14. November 2012

Die Jury

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Die Einsendungen

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Unsere Preise für eure schönsten Werke

Nachhaltig und schön sind die Produkte, die ihr beim Schreib- und Zeichenwettbewerb Un-endlich wertvoll!
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Autorin / Autor: von Patricia Glaser, 18 Jahre