Ein Wort in die Vergangenheit

Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde

Hallo, mein lieber Freund! Hi! Ich grüße dich aus dem 32. Jahr des dritten Jahrtausends nach Christus. Und? Was willst du wissen? Wie die Welt von heute aussieht? Wirklich? Hm, also gut. Aber ich muss dazu sagen, die Welt hat vielleicht ihre Fassade geändert, dennoch ist eigentlich noch alles gleich wie bei dir damals… oder von dir aus heute.

Naja, aber mal ernsthaft: du hast auch nicht erwartet, dass sich was grundlegend ändert, oder? Mit Sicherheit: Der Klimawandel ist berechenbarer geworden, wir bauen umweltfreundliche Häuser, wir nutzen erneuerbare Energien. Doch eigentlich hat sich nichts verändert. Okay, glasklar: Wir hocken an Land in schönen modernen Häusern, die Fensterscheiben mit hübschen, durchsichtigen Folien beklebt, die alle ein paar Sonnenstrahlen jede Stunde in Strom umwandeln. Die Häuser wurden breiter, stabiler, mehr Leute leben auf einem Quadratmeter, man ist zusammengerückt für die Natur. Doch eigentlich ist noch alles genauso wie vor zwanzig Jahren.

Du verstehst das nicht? Ja, du hast Recht, vielleicht sollte ich dir erstmal erklären, wie ich darauf komme. Am besten, ich fange vorne an, nicht wahr? Also gut. Zunächst einmal: Ich bin steinreich. Zu meinem vielen Geld bin ich gekommen, indem ich etwas möglich gemacht habe: Das Leben unter Wasser. Das war für viele die Rettung aus dem Klimawandel, vor allem wegen des extremen Wetters an der Erdoberfläche. Bald schon sind riesige Städte unter Wasser gewachsen, die von kleinen Solarplattformen über Wasser und von Strömungsturbinen versorgt werden. Im Prinzip nichts, was du nicht hättest vorhersehen können – was überleben will, passt sich eben den Umständen an.

Wie du dir denken kannst, haben wir also begonnen eine völlig neue Welt zu erobern. Und ich verdiene an jedem neuen Haus, das dort unten gebaut wird ein klein wenig mit. Tja, es hat sich halt nichts geändert, die die haben, die bekommen noch ein bisschen mehr. Aber so ist das eben, wenn man eine Möglichkeit gefunden hat, unter Wasser mit möglichst kleinem Materialaufwand Unterkünfte zu bauen. Und diese Technik habe ich seinerzeit eigentlich nur beim Strandurlaub mit ein paar Freunden entdeckt. Oh, ich würde dir zu gerne erklären, wie das alles funktioniert, aber leider Gottes muss ich fürchten, dass du mir meine Idee klaust und selber erfindest in der Vergangenheit, also bei dir in der Gegenwart. Und weißt du, das fände ich gar nicht nett, wenn ich dann plötzlich starke Konkurrenz bekäme.

Ob an Land auch noch welche leben? Ja, klar. Wie gesagt. An Land sind die Häuser einfach breiter und stabiler geworden. Das soll Sicherheit geben. Die Menschen fürchten sich vor den vielen Wirbelstürmen, die über das Land hereinziehen. Tja, so ist das nun mal. An den Klimawandel–Szenarien hat sich nix getan. Aber zum Glück kann man ja mit meiner Technik nicht nur Unterwasserhäuser bauen, sondern auch Landhäuser schützen.
Oh, entschuldige, stimmt, ich wollte dir ja erklären, warum ich glaube, dass sich nichts geändert hat: Das ist eigentlich ganz simpel. Sieh mich an. Ich habe viel Geld. Ich gehöre zu den reichsten und mächtigsten zehn Menschen dieser Welt. Ich hab Macht. Was ich mache, kriegen wegen der Presse sehr viele Menschen mit, und ich kann auch mit Geld Einfluss nehmen. Ein altes Prinzip: Geld gleich Macht.

Ob sich noch woanders was geändert hat? Natürlich nicht wirklich: Der Mensch ist in seinem Wesen nicht im Ansatz anders geworden: Er bleibt faul, er bleibt daheim, hat es bequem. Womöglich ist er mir auch noch dankbar für meine Macht, weil ich ihm ein Haus im Meer ermöglicht habe. Auch in der Wirtschaft hat sich im Prinzip nichts geändert: Die Umwelt ist jetzt halt ein weiterer Faktor der riesigen Gleichungen geworden, mit denen sie berechnen, wie billig sie ihre Waren in möglichst großen Mengen herstellen können. Ich meine, sie hätten natürlich auch sagen können, wir begnügen uns mit möglichst wenig, qualitativen und absolut umweltfreundlichen Dingen, aber nein, warum denn. Der Mensch hat's halt gern bequem. Er will keine Energie einsparen, er möchte ganz stur einfach seine tausend Unterhaltungsmöglichkeiten haben. Er braucht ja auch unbedingt seinen Internetfernseher von „All you want!“ oder seinen superumweltfreundlichen Solarlaptop von „Solaris“. Und anstatt darüber nachzudenken, ob er sich nicht dauerhaft verändern sollte, ob er nicht verzichten sollte, faulenzt er vor der ersten Unterwasserolympiade der Weltgeschichte. Und um sein schlechtes Gewissen wegen der Faulheit zu beruhigen, versucht er halt noch halbherzig, den Regenwald wieder aufzuforsten und die Fischbestände, die er gerade zerstört hat, wieder aufleben zu lassen.

Oh… Die Afrikaner? Naja, dass die Afrikaner den Solarlaptop, den die Europäer dann verwenden, mühsam von Hand zusammenbauen, kümmert die Europäer eigentlich immer noch nicht so richtig – da ist es wohl wichtiger, ob das Bier warm oder kalt ist.

Was, du musst weiter? Ach so, ja, der Stress. Das kennt man ja. Also gut. Wenn's denn schon sein muss… Bis dann, mein Freund. Ich erwarte dich im Jahr 2032. Es wartet natürlich jede Menge Bequemlichkeit und gutes Gewissen auf dich. Ach, noch 'n Tipp: Du kannst in Afrika leicht dein Geld machen, schließlich sind die Löhne für qualifizierte Jobs auch dort gestiegen. Für Europäer ist es da immer noch leicht 'nen Job zu bekommen, die sind ja auch gut ausgebildet. Und bei den Demokratien bei euch im Land – tja, ich würde sagen, einfach Geduld, mein Freund. Die kriegen das mit dem Klimawandel schon gebacken. Das braucht seine Zeit. Irgendwann finden sie so einen komischen jungen Studenten und der hat dann eine ganz bestimmte Technik erfunden. Naja, du weißt dann ja, was Sache ist. Also dann, denk an mich! Wir sehen uns ja bald in zwanzig Jahren! Uuuh, das ist ja schon fast übermorgen! Bis dann! Mach's gut! Und pass auf, dass dich kein Wirbelsturm erwischt. Ich will dich noch von Angesicht zu Angesicht sehen.

Alle Infos zum Wettbewerb

Un-endlich wertvoll - Die Siegerehrung

Endlich ist es so weit!

14. November 2012

Die Jury

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Die Einsendungen

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Nachhaltig und schön sind die Produkte, die ihr beim Schreib- und Zeichenwettbewerb Un-endlich wertvoll!
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Autorin / Autor: Simon, 16 Jahre