Das Ende einer perfekten Welt

Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde

Ich schlug die Augen auf, sah mein weiß steriles Zimmer, und schlug sie wieder zu. Wie ich wünschte ich wäre nicht hier, auf dieser vorgespielten, künstlichen Version von Erde. Natürlich befinden wir uns noch auf der Erde, jedoch hatte sich auf der in den letzten 4 Jahren alles so drastisch und schnell verändert, dass man gar nicht mehr weiß, wer man eigentlich ist. Ich weiß es zumindest nicht. Vor vier Jahren, als ich zwölf Jahre alt war, wachte ich noch in einem Zimmer voller heller Holzmöbel auf. Ich fuhr mit einem Bus zur Schule. Ich schrieb mit Stift und Papier und lernte aus Büchern. Ich aß die ungesündesten Dinge, die nur so vor Fett trieften. Ich trug die Kleider, die ich wollte und mir standen alle Möglichkeiten offen. Ich durfte gehen wohin ich will und machen was ich will. Doch das änderte sich vom einen auf den anderen Tag schlagartig. Die Regierung verbot die skurrilsten Dinge und wollte plötzlich alles kontrollieren. Die Welt war nicht mehr das, was sie war. Natürlich sollten einige Dinge der Umwelt helfen oder Krieg vermeiden. Doch was zu viel war, war zu viel. Alles schien einfach zu perfekt.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als mein Wecker nun schon zum 2. Mal klingelte. Wenn ich nicht bald aufstehen würde, würde ich einen leichten elektrischen Schock bekommen. Dies sollte das Zuspätkommen vermeiden. Am liebsten würde ich diesen Wecker aus dem Fenster werfen oder mit einem Hammer auf ihn einschlagen, doch leider ist er am Tisch festgeschraubt und es würde sofort der Stadtverwaltung gemeldet werden, wenn er zu Schaden kommt und er würde gleich ersetzt werden. Die Wecker werden nämlich von der Verwaltung gesteuert und sie bestimmen auch wann man geweckt wird.

Ich ging zu meinem Kleiderschrank und nahm einen weißen Neoprenanzug heraus, ich hatte ungefähr dreißig davon. Jeder Mensch hier lief mit so einem Anzug herum und wer sich weigerte wurde eingekerkert. Es ist sogar schon einmal vorgekommen, dass Menschen stattdessen nackt rausgegangen sind. Ich zog mich an und ging herunter in den Essensraum um zu frühstücken. Ich lief durch die kargen Gänge des Wohnblocks von dem jedes einzelne Zimmer gleich eingerichtet war. Der Essensraum war wie immer um diese Uhrzeit voll. Ich ging an einen Automaten und steckte meine ID-Karte hinein. Mein perfekt auf mich abgestimmtes Essen kam heraus: Haferbrei, zwei kleine Lauchstangen und extrem verdünnter Orangensaft. Da bekommt man doch gleich Appetit! Man muss sich jeden Tag wiegen lassen, so wird Übergewicht vermieden. Nachdem ich mein Frühstück allein zu mir genommen hatte, machte ich mich auf den Weg zur Schule. Ich nahm einen SilverJet, der jede Minute fuhr, in jede beliebige Richtung. Er war umweltschonend, da er Solar- oder Windenergie benutzte.

Nach ca. 6 Minuten war ich in der “Schule“. Es war ein Gebäude in dem sich ganz viele kleine Räume befanden. Für jeden Schüler einen. Man hatte sechs Stunden Unterricht am Tag, mit einem Computer. Man wird je nach Level unterrichtet, wobei es die Levels 1-10 gibt. Hat man das Level 10 absolviert, wird es Zeit einen neuen Kurs zu wählen. Um die Levels festzustellen muss man jeden Monat einen Test in den Fächern die man belegt, machen, der feststellt ob man 1 Level gestiegen ist oder nicht, was meistens jedoch der Fall ist. In der Schule fühlt man sich oft sehr allein. Generell haben die Menschen heute nicht mehr soviel soziale Kontakte, die meisten hegt man übers Internet. Es gibt kaum noch Leute, die reale Freunde haben. Nach der Schule nehme ich den SilverJet wieder nach Hause in meinen Wohnblock. Dort esse ich dann mein Mittgsessen: Kohlsuppe mit Wasser und als Nachtisch ... 10ml Joghurt, das Highlight meines Tages. Die Mahlzeiten sehen jeden Tag ähnlich aus. Die einzige Gelegenheit zu einem Festessen ist Weihnachten, aber danach heißt es wieder abspecken mit so wenig Kalorien wie möglich. Nach dem Mittagsessen ging ich zum Sport. Man muss mindestens eine halbe Stunde Sport pro Tag machen. Ich habe einfaches Fahrrad fahren auf einem Elektrorad gewählt. Danach ging ich hoch und habe ein wenig an meinem Computer gesessen bis ich schließlich angefangen habe diese kleine Geschichte zu schreiben. Nun wird mir klar, wie unglaublich schlecht unser schon vorprogrammiertes Leben doch ist, keine Entscheidungen, keine Probleme, keine eigenen Meinung. Kein Ende .... oder vielleicht doch?!

Dieses Dokument wurde in Alicia Bentz Computer gefunden, nachdem man ihn und ihr Zimmer durchsucht hat. Die Polizei bekam einen Durchsuchungsbefehl um Beweise zu finden. Alicia Bentz wurde am 15. April 2045 tot auf der Straße vorgefunden, nachdem sie sich aus ihrem Fenster im 13. Stock gestürzt hat. Die Regierung nimmt dieses Dokument als Kritik sehr ernst und hat beschlossen in Zukunft keine Fenster mehr in Gebäude einbauen zu lassen.

Alle Infos zum Wettbewerb

Un-endlich wertvoll - Die Siegerehrung

Endlich ist es so weit!

14. November 2012

Die Jury

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Die Einsendungen

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Unsere Preise für eure schönsten Werke

Nachhaltig und schön sind die Produkte, die ihr beim Schreib- und Zeichenwettbewerb Un-endlich wertvoll!
im Wissenschaftsjahr Zukunftsprojekt ERDE gewinnen könnt!

Autorin / Autor: Laura B., 14 Jahre