Brief an die Vergangenheit

Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde

Eine der ersten Dinge, die ein Kind unbewusst lernt ist, dass nur weil man etwas tun könnte,  man es nicht unbedingt tun sollte. Natürlich, das Kind könnte die Hand auf die heiße Herdplatte pressen, warum nicht, leuchtet doch so schön. Es lernt aber ziemlich schnell, dass es nicht so schön ist, wenn es sich die Hand verbrennt. Aber, hey, das Kind könnte es immer noch tun. Übrigens ist diese Lektion auch eine der ersten, die wir wieder vergessen, wenn wir älter werden. Nein, wir legen nicht absichtlich unsere Hände auf Herdplatten. Die Maßstäbe sind gewachsen. Wir haben zum Beispiel Autos benutzt, obwohl wir hätten laufen oder die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen können. Aber man wählt die Herdplatte. Die Frage ist nur, wie lange dauert es diesmal, bis wir merken, wie unsere Hand verbrennt?
Ich kann's euch sagen. Gemessen am gigantischen Zeitalter der Erde hat es gar nicht so lange gedauert. Von dem Moment an, an dem die ersten Hautpartikel der Gesamtheit der Menschheit sich mit der erhitzten Oberfläche vereinigten, so gegen 1850 bis jetzt, naja kurz vor jetzt, sagen wir so um die Jahre 2045 bis 2050, als sich die vorher eigentlich kurz ganz angenehme Wärme explosionsartig in eine glühende Höllenhitze verwandelte. Und jetzt schau auf deine Hand. Und sie ist verbrannt, die grauschwarzen Hautfetzen lösen sich von dem rohen, freiliegenden Fleisch darunter. Unschönes Bild, was?
Ich denke, ihr versteht was ich meine, oder? Ich habe mich viel mit unserer Vergangenheit beschäftigt, und ich muss ehrlich sagen, ich verstehe nicht, wie ihr alle so blind sein konntet. Aber dann denke ich über Berichte nach, von Leuten nach dem 2. Weltkrieg, und auch sie haben alle nichts gesehen, niemand. Den Vergleich habe ich aus einem Blog, viele nennen die Leute von vor the Black Hole „Umwelt-Nazis“. Das sind Extremisten, obwohl ich mir manchmal denke, so falsch liegen sie gar nicht, oder? Ich meine, denkt mal nach. Wie wurde mit unserem Biotop, der Erde – unserer Lebensgrundlage – fast 200 Jahre lang und davor in geringeren Maßen auch schon, umgegangen? Das ist ein Desaster!
Ich glaube, der Mensch ist das einzige Lebewesen, der den Profit vor sein eigenes Leben und das seiner Nachkommen stellt. Im Prinzip war das also ein langsamer, grausamer Suizid und Mord. Brutal.
Und dann kam diese Zeit, ich kenne sie nur aus Erzählungen, diese Zeit der Dunkelheit, the Black Hole. Die Naturkatastrophen häuften sich, und plötzlich war Schluss. Auf einen Schlag, und die Menschen waren auch noch überrascht. Kein Öl mehr. Atomkraftwerke außer Kontrolle. Krankheiten wie Krebs, die um sich schlugen. Das war der große Schock, der Moment in dem du die Hand hoch reißt und entsetzt auf deine Handfläche schaust. Ja, das hast du angerichtet!
Seit diesem Moment, einem der einschneidendsten der Weltgeschichte, schütteln und kühlen wir unsere Hand, die Erde.

Vielleicht sagt ihr jetzt, ja, mir würde es doch leicht fallen, mit dem Finger zu zeigen. Ja, ich geb's zu, es ist vielleicht leichter. Aber ich mach‘ es auch anders als ihr. Wir haben ein neues System. Nicht politisch, die spinnen genauso rum, wie vor 100 Jahren. Aber vielleicht haben wir bessere Wege gefunden. Wenn ihr jetzt eine Wundermaschine erwartet, die all unsere Probleme gelöst hat durch einen einzigen Knopfdruck, muss ich euch schwer enttäuschen. Das gibt’s nicht. Klar, es gibt hier und dort die eine oder andere Erfindung, kleine Dinge, die den Alltag erleichtern, aber nichts Weltbewegendes. Es tut mir leid, das ist die Wahrheit. Das gab's übrigends noch nie wirklich, den ultimativen Problemlöser. Ich meine, hätte sich irgendwer beschwert, wann endlich jemand das  Feuer entdeckt? Oder wann endlich das Auto kommt? Nein, alle wären weiter brav mit der Pferdekutsche gefahren und zu Fuß gegangen. Ich sage nicht, dass es falsch war, das Auto zu erfinden. Aber es gilt folgendes Prinzip: Bedarf geweckt, Bedarf gedeckt. Erst als es das Auto gab, wussten plötzlich alle, dass sie dringend eines brauchen und bestimmt nicht per Pferdekutsche reisen können. Ergo, auch unser größtes, erst unentdecktes Problem, die Umweltverschmutzung, konnte nicht durch eine geniale Meistererfindung gelöst werden.
Es war ein langer, harter Weg bis hierhin. Es geht eigentlich nur darum, Gewohnheiten zu ändern, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das ist übrigens auch die einzige Art, nachhaltig und effektiv abzunehmen, das schafft keine Wunderpille.
Hier nun eine kurze Aufzählung einiger Gewohnheitsänderungen: Euer hochgeliebtes Statussymbol, das Auto, ist abgeschafft. So hart es klingt. Kein Auto, kein Motorrad, kein Moped. Dafür subventionieren fast alle Erdstaaten die öffentlichen Verkehrsmittel, denn irgendwie müssen die Leute trotzdem von A nach B kommen, die Welt ist immer noch schnell. Aber es spart viel mehr Umweltsünder-Punkte, wenn viele Leute sich ein Verkehrsmittel teilen, die zudem schon größtenteils komplett mit sauberer Energie betrieben werden, das heißt mittels Solarenergie.

Außerdem gibt es schon lange ein Pflichtfach in der Schule, dass genauso ernst genommen wird, wie zum Beispiel Mathematik oder Physik. Naja, Physik vielleicht nicht ganz so sehr. Es nennt sich Umwelttechnik, und es behandelt neben dem persönlichen Einsatz jedes Einzelnen für die Umwelt auch neue Strategien, Umweltgeschichte, Prognosenvergleich und ähnliches. Manches ist ziemlicher Schwachsinn, aber das sind viele Themen im Fach Sport auch. Kunst kann man eigentlich als Unterrichtsfach ganz streichen. Soll doch jeder nach seiner Passion das machen, dass ist keine Lernsache! Ach, ich schweife ab, das ist nur meine Meinung.
Was allerdings eine Lernsache ist, das sehe ich jeden Tag. Es gibt immer noch Leute, die sich verstohlen umschauen, bevor sie ihren Müll auf die Straße werfen. Das ist wie mit dem Popeln, obwohl wir alle dazu erzogen worden sind, es nicht zu tun, machen wir's doch, wenn wir denken, dass keiner hinschaut. Ja ja, so ist das. Aber ich denke wirklich, das es niemandem hilft, wenn wir weiter popeln, also unseren Kram überall hinwerfen. Deswegen also Umwelt als großes Thema in der Schule.
Noch 'ne Änderung: Es gibt mehr Mülleimer. Nicht sehr spektakulär. Aber hilfreich.
Und natürlich der übliche Kram: Energiesparende und umweltfreundliche Häuser, heißt gut gedämmt, Solarzellen, Wärmerückgewinnung, kontrollierte Be- und Entlüftung, außerdem keine Atomkraftwerke mehr (die sind schließlich allesamt verloren gegangen im Black Hole, und stehen jetzt als gruselige Betonleichen in der Gegend) und mein persönlicher Favorit, für jedes Kind, das geboren wird, muss ein Baum gepflanzt werden. Zumindestens in allen Industrieländern gilt diese Regelung. Und Recycling ist ganz groß geworden, da gab es einige Entwicklungen, vor allem ist Müllvermeidung ein wichtiges Thema, es gibt zum Beispiel wieder Milchkannen. Außerdem werden soweit wie möglich Computerteile und Ähnliches wiederverwertet und vor allem fachgerecht entsorgt. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wie es ist, dauernd alle Lebensmittel zur Hand zu haben, denn es werden unnötige Transportwege vermieden und regionale Anbieter unterstützt. Deswegen hat sich die lokale Wirtschaft ziemlich verbessert und viele Leute arbeiten auch in dieser Branche, viel mehr als früher.
Was ich euch eigentlich sagen will, ist, dass wir eine Zukunft haben wollen. Das ist die große Sehnsucht meiner Zeit, ganz einfach, eine Zukunft.
Wir sind jetzt effizient. Habt ihr nicht immer alle davon geschwärmt? Wir sparen jetzt an allen Enden und Ecken. Das Schadens-Konto sinkt langsam. Und ich kann über all die Geschichten nachdenken, die ich meinen Kindern nicht erzählen muss. Zum Beispiel die, wie meine Welt unterging und ich nicht mehr atmen konnte. Ich gehöre zu der nächsten, neuen Generation, die wieder glaubt, dass sie atmen wird können, dass sie auch später noch Bäume sehen kann. Ich glaube an eine gute, an eine bessere Zukunft. Und ich lebe diese Hoffnung.

Alle Infos zum Wettbewerb

Un-endlich wertvoll - Die Siegerehrung

Endlich ist es so weit!

14. November 2012

Die Jury

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Die Einsendungen

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Unsere Preise für eure schönsten Werke

Nachhaltig und schön sind die Produkte, die ihr beim Schreib- und Zeichenwettbewerb Un-endlich wertvoll!
im Wissenschaftsjahr Zukunftsprojekt ERDE gewinnen könnt!

Autorin / Autor: von Jana Spiller, 19 Jahre