Menschheit ernähren, Hunger beenden, Erde schützen

Positionen zum Welternährungstag

Eigentlich soll es bis 2030 - also in fünf Jahren – keinen Hunger mehr auf der Welt geben. So haben es zumindest die Staats- und Regierungschef*innen mit der Verabschiedung der globalen Nachhaltigkeitsziele, den SDGs, im Jahr 2015 beschlossen. Doch das Ziel scheint in weite Ferne gerückt zu sein, denn seit 2014 sind die Zahlen der hungernden Menschen weltweit angestiegen: 2024 lag die Zahl bei skandalösen 673 Millionen, das heißt jeder elfte Mensch hungert – in den Ländern Afrikas südlich der Sahara sogar jeder fünfte!

Was tun für eine "Zukunft ohne Hunger”?

Anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober veröffentlicht ein breites Bündnis aus 23 Nichtregierungsorganisationen das „Positionspapier Welternährung 2030: 11 Schritte für eine Zukunft ohne Hunger”. Darin forden führende umwelt- und entwicklungspolitische Organisationen, die globalen Strategien zur Hungerbekämpfung neu auszurichten. Sie formulieren 11 konkrete Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft und stellen fest: Bisherige Ansätze, die nur die Produktivität steigern und private Investitionen fördern wollen, haben sich als unzureichend und teilweise kontraproduktiv erwiesen.

„Hunger ist kein Naturphänomen, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen und ungerechter Strukturen. Es sind genug Nahrungsmittel vorhanden, um alle Menschen weltweit satt zu machen“, heißt es in dem Papier, das unter anderem vom Forum Umwelt und Entwicklung gemeinsam mit Brot für die Welt, FIAN, Misereor, Weltfriedensdienst und World Vision Deutschland veröffentlicht wurde.

Zu den zentralen vorgestellten Maßnahmen zählen

  • Selbstbestimmung statt Abhängigkeit
    Konzerne und Handelsabkommen würde oft bestimmen, was angebaut und gegessen wird – zum Nachteil lokaler Bäuer*innen, Fischer*innen und der Konsument*innen. Darum bräuchte es faire Handelsregeln, Schutz vor Land- und Wasserraub und die Förderung lokaler und regionaler Märkte.
  • Menschenrechte in den Mittelpunkt stellen
    Die Menschenrechte der Betroffenen – insbesondere von Kleinbäuer*innen, Frauen, Kindern, Indigenen und Arbeiter*innen – müssten konsequent geschützt und gestärkt werden. „Wirkungsvolle Ansätze brauchen die Mitsprache der Betroffenen”, fordert das Bündnis in dem Papier. Beteiligungsformate wie der UN-Welternährungsausschuss in Rom zeigen, wie dies gelingen könne.
  • Nachhaltige Agrarökologie statt industrieller Landwirtschaft
    Agrarökologie setze auf Vielfalt, natürliche Kreisläufe und faire Arbeitsbedingungen. Die Organisation fordern darum von der Bundesregierung ein Umsteuern – weg von milliardenschweren Subventionen für industrielle Landwirtschaft, hin zu gezielter Förderung nachhaltiger Betriebe.
  • Hunger als Kriegswaffe sanktionieren
    In Konflikten wie im Sudan, Gaza oder Jemen wird Hunger systematisch als Waffe eingesetzt – durch Blockaden, Zerstörung von Infrastruktur und Behinderung von humanitärer Hilfe. Die Bundesregierung sollte entschiedener dagegen vorgehen und den Schutz von Hilfsorganisationen verstärken.

Ernährungssysteme ändern!

Auch der aktuelle Bericht der Eat-Lancet-Kommission, der Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen aus mehr als 35 Ländern auf sechs Kontinenten angehören, fordert eine grundlegende Transformation der weltweiten Ernährungssysteme. Denn die Art, wie wir Lebensmittel heute produzieren und konsumieren, gefährde nicht nur unsere Gesundheit und die weltweite Ernährungssicherheit, sondern treibe auch Klimawandel und Artenverlust massiv voran. Laut der Kommission entstehen rund 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen durch die Nahrungsmittelproduktion.

Die aktualisierte Planetary Health Diet zeigt Wege auf, wie eine gesunde Ernährung innerhalb ökologischer Grenzen möglich ist: Sie ist überwiegend pflanzenbasiert, erlaubt aber gezielten, nachhaltigen Konsum tierischer Produkte, besonders Wildfisch, weil er eine natürlich nachwachsende Ressource sei, die weder Land, Dünger, Pestizide noch zusätzliches Futter benötigt. Doch die Nahrungsgewinnung aus dem Meer stößt bereits heute an ihre Grenzen: denn 37,7 % aller Meeresfischbestände gelten als überfischt.

Ozeane, Flüsse und Seen bedecken 71 Prozent der Erde, liefern aber nur rund fünf Prozent unserer Nahrungsmittel, erklärt Kathrin Runge vom Marine Stewardship Council (MSC). Der MSC ist eine internationale, gemeinnützige Organisation, die auch das blaue Siegel für kontrolliert nachhaltige, zertifizierte Fischerei vergeben. „Der EAT-Lancet-Bericht zeigt, welch enormes Potenzial in unseren Meeren liegt, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Doch das gelingt nur, wenn wir verantwortungsvoll handeln: Nicht nachhaltige Fischerei und Aquakultur gefährden die Meeresökosysteme. Damit Fisch und Meeresfrüchte die ihnen zugedachte Rolle erfüllen können, müssen unsere Ozeane gesund und widerstandsfähig bleiben. Fischbestände sind produktiv und können Millionen von Menschen ernähren, aber nur, wenn wir verantwortungsvoll mit Ihnen umgehen,“ resümiert Runge.

Quellen

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilungen - Stand: 16. Oktober 2025