Urban Farming: Workshop an der Marie-Kahle-Gesamtschule in Bonn
Am Beispiel Pilzzucht erfuhren die Schüler:innen wie der Anbau von Lebensmitteln mitten in der Stadt gelingen kann
Lions Mane Zucht mitten in der Stadt. Bild: Katharina Behrendt/Pilzling
In diesem Workshop drehte sich alles um Urban Farming. Die Schüler:innen haben über den professionellen Anbau von Lebensmitteln mitten in der Stadt erfahren und eigenständig zu verschiedenen Themen rund um nachhaltige Ernährung recherchiert. Urban Farming ist noch nicht allzu weit verbreitet, gilt aber als eine sinnvolle und zukunftsträchtige Methode, weil Lebensmittel dort produziert werden, wo sie gebraucht werden. Das verkürzt Transportwege, ist mitunter aber sehr energieintensiv.
Pilze eignen sich besonders gut für Urban Farming. Sie können im Bestand angebaut werden, etwa in den Kellern alter Häuser. In einem solchen produziert das kleine Startup Pilzling Pilze mitten in Köln, das die Schüler:innen besucht haben. Die von Pilzing produzierten Pilze werden für den Verzehr, aber auch für medizinische Zwecke frisch verkauft. Auch fermentierte Pilzprodukte (Soßen und Dips, die den typischen Umami-Geschmack aufweisen), werden hier hergestellt. Für den privaten Anbau zu Hause werden außerdem sogenannte Growkits (kleine Zuchtsets) angeboten, mit dem Pilze auch im Küchenregal gezogen werden können. Pilze sind vielseitig verwendbar: sie sind proteinreich, lecker und gesund, schmecken frisch und getrocknet oder als Basis für fermentierte Produkte. Sie finden Verwendung in der Medizin, aber auch als Dämmstoff oder Material für veganes Leder.
Reststoffe, wie zum Beispiel der Kaffeesatz, der in der Gastronomie als Abfall anfällt, kann ihnen als Nährsubstrat dienen, was besonders nachhaltig ist.
Bei einigen Growkits musste das Substrat erst angemischt werden
Bei der Exkursion erklärt die Biologin und Ernährungswissenschaftlerin Katharina Behrendt, was das besondere an Pilzen ist, wie sie wachsen und sich ausbreiten und worauf beim Anbau geachtet werden muss. Dabei lernen die Schüler:innen, dass Pilze eigentlich kein Gemüse sind, faszinierende Fähigkeiten haben und manche sogar "Fleischfresser" (carnivore Pilze) sind. Sie können mit Schling- oder Klebefallen tierische Beute fangen. Das Team von Pilzling zeigt den Schüler:innen außerdem, dass Hygiene beim Pilzanbau sehr wichtig ist, wegen der Sporen oft mit Maske gearbeitet werden muss, und dass der Anbau in der Stadt nicht ohne technisches Knowhow auskommt. Ein ausgeklügeltes System überwacht die Zusammensetzung der Luft, die Temperatur und die Feuchtigkeit. Mit einer eigens angepassten Software können die optimalen Anbaubedingungen am Computer überwacht und reguliert werden.
Die Schüler:innen haben sich auch selbst im Pilzanbau versucht: dafür bekamen sie Growkits mit dem skurril aussehenden Lions Mane (der auch noch einige andere Namen träft wie z.B. Pompom-Pilz, Affenkopfpilz), dem Rosenseitling, Zitronenseitling und dem Austernpilz.
Nicht alle Pilze sind erfolgreich gewachsen, einige fielen dem konkurrierenden Schimmelpilz zum Opfer - die regelmäßige Pflege hat sich in der Schule als schwierig erwiesen, denn auch wenn Pilze recht anspruchslos sind, brauchen sie gerade am Anfang regelmäßig Wasser, aber nicht zu viel. Dafür sind der Pompom Pilz (Lions mane) und der Rosenseitling beeindruckend aus ihren Growkits hervorgekommen.
Growkit Lions Mane
Growkit RosenseitlingWas den Schüler:innen haften geblieben ist: Eine Pilzfarm kann mittten in der Stadt funktionieren, an einem Ort, an dem man es nicht vermutet.
Auch wenn der Sauerstoff- und Kohlendioxid-Gehalt der Luft dort streng kontrolliert wird, kann es schon mal recht streng riechen auf einer Pilzfarm (und auch, wenn ein Growkit zu schimmeln anfängt).
Autorin / Autor: Redaktion