Mathe besser lernen

PädagogInnen sagen: Mädchen sind genauso schlau in Mathe wie Jungs und geben Lerntipps

Jungen sind gut in Mathe und Naturwissenschaften, Mädchen dagegen in Deutsch, Sprachen und Kunst? Alles Quatsch – das zeigen aktuelle internationale Studien. Eigentlich sind Mädchen und Jungen zu gleichen Leistungen fähig, aber die unterbewussten Erwartungen an die Leistungen der Mädchen spielten bei ihrem schlechteren Abschneiden eine erhebliche Rolle, wie Sylvia Jahnke-Klein in einer Zusammenfassung der neuen Erweiterung der Internatioanlen-Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) schreibt. Im Klartext heißt das: Wenn alle sagen, dass Mädchen schlechter in Mathe sind als Jungen, dann sind sie es auch.

*Mädchen sind schlecht in Mathe – ein Teufelskreis*
Kinder und Jugendliche sind dann besser in einem Schulfach, wenn sie Spaß daran haben und davon überzeugt sind, dass ihnen das gelernte Wissen etwas nützt. Eine wichtige Rolle spielt außerdem, wie das Fach vermittelt wird. Wenn der Lehrer oder die Lehrerin den SchülerInnen Angst macht, wenn sie eine Aufgabe falsch machen – dann schätzen sie ihre Leistungsfähigkeit geringer ein. Je stärker der Lehrer oder Lehrerin dann davon ausgeht, dass Mathematik eher ein Fach für Jungen ist, desto weniger trauen sich die Mädchen zu. Sie sind verunsichert und ihre Leistungen nehmen ab. Das Problem verschärft sich mit den Schuljahren: Denn im Mathematikunterricht sind die Inhalte aufeinander aufgebaut. Wer schon in der Grundschule das Fach als Jungendomaine ansieht, der kann die Lücken in der Mittel- und Oberstufe später nur sehr mühevoll aufholen.

*Aus dem Kreislauf ausbrechen*
Eine Lösung könnte sein, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Mädchen sind nicht weniger intelligent oder zu logischem Denken fähig als Jungen. Wer eine gute Mathelehrerin hat, wird das bald merken. Und auch für alle, die schon wesentliche Lücken haben, gibt es Hoffnung: Richtig lernen und Spaß daran haben.

Lerntipps

Der Schweizer Mathematiklehrer André Mössner hat eine Struktur erarbeitet, wie SchülerInnen einfacher Mathe lernen können. Er geht davon aus, dass es eben nicht ausreicht, eine Formel ein einziges Mal verstanden zu haben. „Es reicht nicht, beim Tennisspielen einmal zugeschaut zu haben, um es mit einem Tennisprofi aufzunehmen – so ähnlich geht das auch mit dem Mathelernen“, sagt der Pädagoge.

1. Irrtümer vermeiden und drei Schritte einhalten

Mit solchen Irrtümern fängt es an. Denn Lernen ist ein komplexer Vorgang. Man muss eine mathematische Formel gründlich verstehen – aber das reicht eben nicht nur aus. Nach dem Verstehen, kommt das Auswendiglernen, bis man weiß, wie es geht. Das Wissen ist aber erst die zweite Stufe für das erfolgreiche Mathelernen. „Bei Aufgaben wie: Löse die Gleichung, berechne die Wahrscheinlichkeit…, ist Können erforderlich. Erst wer bis zum Können gelernt hat, wird Erfolg haben“, so der Experte. Können erreicht man erst, wenn man so lange geübt hat, bis der Rechenweg zum Automatismus geworden ist. Im Prinzio ganz einfach – so wie Schwimmen oder Radfahren. Prüfungsreif ist man erst, wenn man alle drei Schritte im Schlaf beherrscht.

2. Vom Verstehen zum Wissen

Probleme tauchen schon beim ersten Schritt, dem Verstehen auf. Denn manchmal versteht man Aufgaben, Formeln und Rechenwege einfach nicht. Dann kann man es zwar stumpf auswendig lernen, aber höchstwahrscheinlich werden Schwierigkeiten bei der Anwendung auftauchen. Denn Auswendiggelerntes kann man kaum auf andere Situationen übertragen. Darum sollten SchülerInnen so lange nachfragen und sich die Aufgaben und ihre Lösungen so lange erklären lassen, bis sie es wirklich verstanden haben. Darum ist es ganz wichtig im Unterricht sehr gut zuzuhören, mitzuschreiben und sich zu überlegen, warum die Rechenwege so ablaufen und nicht anders. Eine gute Möglichkeit kann es sein, sich die Mitschriften Zuhause noch mal mit den Eltern, Geschwistern oder mit Freunden anzuschauen. Wer Fragen hat, sollte nicht zögern, diese auch zu stellen. Die meisten guten LehrerInnen werden Nachfragen als Zeichen von Mitarbeit werten – und gerne bereit sein, diese zu beantworten.

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3. Vom Wissen zum Können

Wer Rechenwege verstanden hat, dem wird es gelingen, sie wieder herzuleiten, auch wenn man sie vergessen hat. Besser ist es aber noch, die Rechenwege zu wissen. Auf diese Stufe kommt man, wenn man aktiv lernt. Und das geht so: Einfach das Buch oder Heft zuklappen und alles aufschreiben, was davon noch im Kopf ist. Das muss man allerdings einige Male machen – damit es auch richtig sitzt. Manchen SchülerInnen helfen auch Lernkärtchen, auf denen auf der Vorderseite die Frage und auf der Rückseite die Antwort steht. Anderen hilft es, sich abfragen zu lassen oder sich eine Zusammenfassung für den Lernstoff zu schreiben. Wer es so schafft, sich die Fakten, Formeln, Zusammenhänge und Rechenwege zu erarbeiten, der hat eine gute Grundlage fürs wirkliche Mathelernen geschaffen. Der letzte Schritt kündigt sich an: Das Können.

4. Jetzt kommt das Können

Erst wenn du Mathe kannst, bist du fit für eine Prüfung. Aber wie wird man zu einer Könnerin? Übung macht den Meister – so abgedroschen dies auch klingt. Je mehr man übt, desto besser wird man die Zusammenhänge verstehen, irgendwann die Formeln wissen und schließlich wird das Rechnen zum Automtismus und man selbst zur Könnerin. Das erkennst du daran, dass du nicht mehr darüber nachdenken musst, dass eins und eins zwei sind. Das Üben dauert dummerweise, je schwieriger die Aufgaben sind. Darum ist es wichtig, sich für das Fach Mathe genug Lernzeit einzuplanen. Übrigens: Die meisten Mathecracks aus der Klasse werden es sehr wahrscheinlich genauso machen. Nur dass sie das nur nie zugeben würden, dass sie das Rechnen üben! Das Üben muss allerdings realistisch sein. Darum macht es Sinn, es wie in einer Prüfung zu gestalten unter einer vorgegeben Zeit und allein!

Autorin / Autor: Tina Groll - Stand: 12. Dezember 2006