Botswana?

Ein Land irgendwo in Afrika

Ich bin nervös! In wenigen Tagen, ach, Stunden sitze ich im Flugzeug auf dem Weg nach Botswana... für fast 3 Monate! Botswana ist ein Land „irgendwo“ in Afrika, genauer: Botswana liegt im Landesinneren, es ist umgeben von Südafrika, Simbabwe, Sambia, Angola und Namibia. Es ist ein Land – immerhin von der Größe Frankreichs! - von dem man eigentlich selten, seien wir ehrlich, nie was hört, es sei denn, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika macht da – einmal in 100 Jahren – gerade eine Stippvisite, so wie George W. Bush vor ein paar Wochen. Tue ich ihm es also nach, was mir als Bild nicht so gut gefällt, und setze meine Füße auf den staubigen Boden des Flughafens in Gaborone. Es soll ein Flughafen sein mit dem Charme des Flughafens von Paderborn/Lippe, so wie die Hauptstadt Gaborone so in etwa der Kategorie „Minden“ entsprechen soll, zumindest, was die Einwohnerzahl anbelangt. Wenn ihr diese beiden Vergleichsorte kennt, wisst ihr was ich meine...

Also, was mache ich da eigentlich?

Auf die Idee gekommen, dorthin zu reisen, bin ich, naja, eher zufällig. Ich fand alles, was ich darüber gelesen habe, interessant und wollte schon länger mal eine Zeitlang "woandershin". Warum sich nicht mal für ein Stipendium bewerben und warum nicht Botswana?
Botswana hat einige Superlative zu bieten, traurige wie positive. Zumindest liest man immer nur von solchen Zuspitzungen, was ein wenig Anlass zur Skepsis bieten sollte... Aber nun denn: Botswana war eine ehemalige britische Kolonie, wobei man sagen muss, dass die Briten sich für Botswana nicht sonderlich interessiert haben, was sich an kleinen Details zeigt, wie dass sie zum Beispiel ganze 6 Kilometer Straße gebaut haben. Aber die Strafe für die Vernachlässigung folgte auf dem Fuße: die ehemaligen Besatzer werden sich sehr geärgert haben, als es kurz nach der Unabhängigkeit und Staatsgründung 1966 erste Diamantenfunde gab. Das gab einen enormen Aufschwung und viele neue Straßen, was daran lag, dass 50% der sich immer weiter erschließenden Diamantenmienen im Staatsbesitz waren und sind. Noch heute ist Botswana eines der reichsten Länder Afrikas. Es gab und gibt in Botswana demokratische Wahlen, eine politische Stabilität, die selbst während des massiven Drucks zu Zeiten des Apartheitsregimes in Südafrika nicht erschüttert wurde, und das Land geht mit dem erwirtschafteten Gewinn einigermaßen sinnvoll um: Es investiert in Naturschutzgebiete, Verwaltung, Bildung (über 90% aller Jugendlichen gehen zur Schule, was für ein afrikanisches Land eher ungewöhnlich ist), sorgt für die häufigen Dürreperioden vor, hat enorm viele Frauen in Entscheidungs- und Führungspositionen (über 30 %!, so viel wie kein europäisches Land, schon gar nicht Deutschland!!!) und kümmert sich besonders um das Gesundheitssystem.

Shopping center, Internetcafés - und ungeheure Armut

„Alles prima!“ könnte man denken, aber die Schattenseiten verdunkeln die ganze botswanische Kalahari: Botswana hat die größte Einkommensschere der Welt, die oberen zwanzig Prozent verdienen vierundzwanzigmal mehr als das untere Fünftel, über 40% der Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. Ein weiterer trauriger Superlativ: Botswana hat die höchste Aidsrate der Welt. Jede/r 4. EinwohnerIn des Landes ist HIV-positiv. Aids ist nicht nur ein Problem der Armen, sondern zieht sich quer durch die Bevölkerung. Und dies trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen, die schon viele Jahre andauern. Auf den ersten Blick schwer verständlich, aber wenn man sich darüber schlau macht, welche Kreise Epedemien ziehen, wenn sie erst einmal einen hohen Verbreitungsgrad erreicht haben, begreift man die Dimension. Besonders betroffen ist die Generation der jungen Väter und Mütter, der 15- bis 35jährigen, in der dann schon jede/r Dritte die Krankheit in sich trägt. Botswana verliert also beinah eine Generation - Kinder ihre Eltern, Betriebe ihre Angestellten, ein Land seine Menschen. Und kein Ende in Sicht.

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Autorin / Autor: ~astrid~ - Stand: 22. August 2003