Contra-Casting-Shows

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Marie : Alles gestellt oder doch ein Funken Realität?!

Geht es bei den RTL- Castingshows nur um Einschaltquoten oder werden wirklich Talente gesucht?

„Und der Gewinner, der diesjährigen Staffel… ist… !!!“

Der Höhepunkt jeder Castingshow, die wöchentlich von ca. 8 Millionen Zuschauern vor den Fernsehern verfolgt wird.

Auch dieses Jahr nutzen wieder Tausende Kandidaten ihre Chance auf eine erfolgreiche Zukunft. Doch steht ihnen diese wirklich bevor?

*Hinter der Fassade*
„Es ist fast alles Fake“ enthüllte eine anonyme DSDS- EX- Kandidatin Anfang des Jahres 2010 in einem Bravo-Interview. In den Sendungen wird manchen von ihnen ein ganz bestimmtes Image zugewiesen, welches sie dann bis zu ihrem Rauswurf behalten müssen, damit es möglichst viele verrückte und ausgefallene Charaktere gibt. Outfits werden für sie ausgesucht, fast alles was gesagt wird, schreibt das Drehbuch vor. Damit die Show für die Zuschauer auch interessant bleibt, werden täglich neue Geschichten erfunden, die dann vor allem in den Medien heiß diskutiert werden. Ob diese überhaupt stimmen, weiß niemand. Hauptsache die Einschaltquoten bleiben erhalten, wenn eine aktuelle Folge läuft. So wie in der vorletzten Staffel, als Helmut Orosz Deutschland sucht den Superstar wegen angeblichen Drogenmissbrauchs verlassen musste.

Doch DSDS ist nicht die einzige Show, bei der hier und da gemogelt wird.

Ein weniger extremes Beispiel war die laufende Castingshow „Das Supertalent“. Hier geht es allerdings nicht nur um Gesang, sondern um „Talente“, die jeder im Alter von 0-99 zeigen kann. Die Meisten gehen mit der Erwartung zum Casting: „Hinkommen, Dieter Bohlen treffen, Star werden!“ Klingt einfach, ist es aber nicht. Das weiß auch der Ex-Kandidat Tommy Rudolf. Von alleine wäre er wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, teilzunehmen, hätte ihn da nicht die E-Mail von RTL erreicht, in der man ihn bat, mit seinem selbstgeschriebenen Lied in der Show aufzutreten. Dass damals nur Lachnummern für die Unterhaltung gesucht wurden, ahnte er nicht.

Tommy sah dies jedoch als große Chance und kam am 1. Mai 2009 zum Vorcasting nach Berlin.

Als er dann die Vorjurys hinter sich gelassen hatte, konnte er endlich vor Dieter Bohlen und dem Rest der Jury auftreten. Allerdings glaubte er nicht so recht, was die Drei zu ihm sagten, denn die Vorjury hatte ihn ganz anders eingeschätzt.

Als er dann seinen Auftritt das erste Mal im Fernsehen sah, war die Enttäuschung noch mal so groß, denn von dem Originalauftritt wurden einige Szenen weggeschnitten.

Dies betrifft auch andere Bewerber, die sich ganz anders präsentiert haben, als es schließlich im Fernsehen gezeigt wurde.

Und nach dem Casting?

Die heiße Phase ist vorbei. Von Tausenden Kandidaten sind noch 50 übrig. Nun verbringt man mit den anderen Kandidaten mehr Zeit und hier und da entstehen Freundschaften. Nur mit jeder Show wird das Konkurrenzdenken größer und alle arbeiten für sich. Freundschaften gehen wieder kaputt.

Auch das Privatleben rückt Woche für Woche immer mehr in die Medien und über die Zeit verteilt werden immer neue Skandale verbreitet, um die Zuschauer neugierig zu machen und die Einschaltquoten für die nächste Show zu garantieren...

Nun ist alles zu spät. Die Besten stehen sich im Finale gegenüber, die Zuschauer haben abgestimmt und die Moderatoren lassen kunstvolle Pausen um die Spannung bis zum letzten Augenblick zu halten.

Bald darauf ist die Staffel vorbei und der Gewinner dieses Jahres steht fest. Doch was wird aus dem Sieger, der wochenlang für seinen Traum gekämpft hat? Unter anderem bekommt er einen Plattenvertrag oder wie bei „Das Supertalent“ Hunderttausend Euro.

Jedoch ist nicht jedem DSDS- Gewinner ist eine musikalische Zukunft gesichert. Manche von ihnen, wie Alexander Klaws oder Mark Medlock, haben es geschafft und arbeiten noch als erfolgreiche Sänger bzw. Musicaldarsteller. Auch Michael Hirte von „Das Supertalent“ ist heute noch erfolgreich.

In Castingshows bei RTL geht es heute nicht mehr darum, gute Talente zu finden und zu fördern, sondern hauptsächlich darum, möglichst hohe Zuschauerzahlen zu erlangen, und damit viel Profit zu machen.

Diese Meinung vertritt auch Tommy Rudolf: „Es ist alles Show. Es geht nicht mehr um den richtigen Wettbewerb, sondern nur noch darum, hohe Einschaltquoten zu erreichen und dem Publikum, egal ob zu Hause vor den Fernsehern, oder im Studio, Unterhaltung zu bieten. Dafür werden auch lustige und peinliche Auftritte organisiert.“

Fakt ist: Um sein Talent wirklich unter Beweis zu stellen, ist eine Castingshow der falsche Weg.

Die Meinung von cherrysweet

Superstar, DSDS, Big Brother, Das Junglecamp und noch viele mehr, wer kennt sie nicht? Tag täglich werden wir von allen Seiten zugedröhnt. Wenn nicht gerade jemand gesucht wird der singen kann, isst ein schlecht bezahlter B Promi Käfer oder versucht sich im Tanzen. Doch wie kann es sein das Tausende vor dem Fernseher sitzen und sich die immer gleichen Shows ansehen? Ich habe mich lange mit dem Thema auseinander gesetzt und einige Thesen aufgestellt, mit denen ich versuche das Phänomen „Castingshow“ zu analysieren.

Jeder hat die Möglichkeit ins Fernsehen zu kommen.
Fast jeder träumt davon einmal im Fernsehen aufzutreten, egal wie unbedeutend oder nutzlos es ist. Vielen ist jedes Mittel recht um nur ein Paar Minuten im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Ganz besonders deutlich wird das in der Realityshow „Big Brother“ Die Kandidaten lassen sich darauf ein Wochenlang in einem Gebäude festzusitzen mit Menschen die ihnen vorher noch niemals begegnet sind und regelmäßigen Aufgaben die sie bis an ihre Grenzen bringen. Um sich von allen anderen Kandidaten hervorzuheben und möglichst lange im Haus zu bleiben spielen sie die „Zicken“ oder den „Macho“ oder den „Provokanten“ den nur wer auffällt kann gewinnen. Die Zuschauer Voten für diejenigen die am meisten Ärger machen, denn nur so ist es interessant. Die heutige Gesellschaft sieht es gerne wie andere sich gegenseitig schlecht machen, oder wie Probleme öffentlich werden. Wir fühlen uns dann selbst besser, denn wir vergessen dadurch das wir ebenfalls Probleme haben und erfreuen uns lieber am Schaden anderer.

Und das führt uns meiner Meinung nach zur „Volksverdummung“. Sobald die bevorzugte Show anfängt, wird alles stehen und liegen gelassen. Andere Dinge verlieren an Wichtigkeit und wer diese oder jene Sendung nicht gesehen hat wird ausgegrenzt, denn es gibt kein anderes Gesprächsthema. Das betrifft nicht nur Teenager in der Schule sondern jeden, ob groß oder klein, ob Dumm oder Intelligent. Es ist leicht zu erkennen, dass der Intelligenzstandart in Deutschland immer tiefer und tiefer sinkt. Und das schlimmste daran ist, dass es den Menschen egal ist, oder sie es nicht einmal bemerken, denn es läuft schon wieder eine neue Show an. Der Großteil der Gesellschaft bemerkt nicht einmal, dass die Kandidaten explizit ausgesucht werden. Umso schräger und verrückter, umso mehr Geld bringen sie dem Sender. Langweilig und normal wird teilweise sofort aussortiert. Nehmen wir zum Beispiel Deutschland sucht den Superstar. Nicht jeder Kandidat hat die Möglichkeit überhaupt bis zur Jury vorzudringen. Es gibt eine Vorentscheidung fern ab von allen Kameras und dem Rummel der Öffentlichkeit. Zur Jury dürfen nur „gute“ Sänger oder welche die sich im wahrsten sinne des Wortes zum „Affen“ machen.

Alles in allem komme ich zu dem Schluss, dass es wichtiger geworden ist Spaß zu haben, als sich weiter zu bilden oder selbst etwas zu Stande zu bringen. Das echte Leben wird verfälscht dargestellt und trägt dazu bei Jugendlichen ein verschobenes Bild der Realität wahr zu nehmen. Sie wollen so sein wie die Kandidaten oder Stars und vergessen dabei ihr eigenes Leben zu führen. Kaum noch jemand will einen gescheiten Beruf erlernen, denn es wäre doch viel schöner auch einmal im Rampenlicht zu stehen und zu beweisen was man für ein „Talent“ hat. Manchmal frage ich mich ob einige der Kandidaten keine Freunde haben die ihnen sagen das ihr Talent kein Talent ist sondern nur Peinlich ist.

Aber eines muss noch gesagt werden: Wäre es bei einer oder zwei Castingshows geblieben, dann würde das zusehen vielleicht sogar Spaß machen, aber sie überfluten den Markt und erlangen viel zu viel Bedeutung im alltäglichen leben.

Autorin / Autor: Lizzys - Stand: Juni 2011