Überraschung im All

Wettbewerbsbeitrag von Emma Glück, 15 Jahre

Die Menschen waren schon immer vom Universum fasziniert gewesen und vor einigen Jahren hatten sie endlich eine Sonde losschicken können, die erfolgreich Stücke von mehreren Asteroiden aus dem Asteroidengürtel mitbringen konnte.
Sie hatten nun, nach Jahren des Wartens, endlich 20 Proben von verschiedenen Asteroiden aus dem ganzen Gürtel.
Die erste Analyse würde James Stoker, durchführen. Er hatte schon häufig Meteoriten analysiert, aber solche Proben zu bekommen war etwas anderes. Deshalb war er schon seit Wochen unglaublich aufgeregt gewesen und jetzt waren sie endlich in seinem Labor angekommen.

Er kam an diesem Tag nicht zum Mittagessen, was keine Überraschung war, weil er sich oft in seiner Arbeit verlor und Dinge wie Essen oder Trinken komplett vergaß. Aber seiner besten Freundin, Mallory Blackwood, ging es oft genauso. Deswegen hatten sie ausgemacht, dass falls einer von ihnen nicht zum Essen kam, der andere ihn besuchte um wenigstens ein Sandwich zusammen zu essen. Sie waren schon seit ihrer Kindheit unzertrennlich und ein eingespieltes Team. Sie kannten einander so gut, dass sie wussten was der andere dachte. Mallory wusste was ihn traurig machte und wie sie ihn zum Lachen bringen konnte, sie kannte seine Ticks und komischen Angewohnheiten und er kannte ihre.
Deshalb war das, was sie in seinem Labor vorfand, ein umso größerer Schock für sie.
Dort lag eine Leiche. James war tot!
Es fühlte sich an, als hätte die Erde aufgehört sich zu drehen. Alles war still und gedämpft. Selbst der Schrei, den sie ausstieß als sie neben der Tür auf die Knie sank, klang, als käme er von weit weg. Sie konnte nicht mal weinen. Sie saß einfach nur da, Arme um ihre Beine geschlungen, Kopf auf ihren Knien abgelegt.
Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als eine Polizistin sich vor ihr kniete und sie aus ihren Gedanken riss. Sie stellte ihr viele Fragen, von denen sie die meisten nur mit einem Kopfnicken oder -schütteln beantwortete. Das Sätzebilden schien so gut wie unmöglich, bis die Polizistin sagte, dass es Selbstmord gewesen sein müsste.
Sie versuchte wirklich alles, um ihr klar zu machen, dass es James gut gegangen hatte, aber sie konnte sie nicht überzeugen. Die Waffe, die ihn getötet hatte, lag neben ihm und wie die Untersuchungen es ergaben, waren nur seine Fingerabdrücke darauf. Außerdem hatte James in der Vergangenheit schon mal Depressionen, weshalb es der Polizei nur logisch erschien, dass er Suizid begangen hatte.

Aber Mallory wusste, dass es kein Selbstmord gewesen war. Sie kannte James. Selbst wenn seine Depression zurück wäre und er ihr nichts gesagt hätte, er war viel zu aufgeregt gewesen, um sich jetzt so etwas an zu tun. Also ging sie später zurück in sein Labor. Als sie die Tür öffnete, wartete ein Teil von ihr darauf, James wieder dort liegen zu sehen, obwohl sie selbst dabei gewesen war, als die Leiche weggetragen worden war. Sie machte einen Bogen um die Stelle, an der James gelegen hatte, setzte sich auf seinen Stuhl und schaltete seinen Computer an. Natürlich kannte sie sein Passwort, also erlangte sie schnell Zugriff auf die zuletzt gesammelten Daten.
Sofort fand sie die Daten der Asteroidenproben und eine Videodatei von James.
Eine Aufnahme von der Untersuchung der Proben.
Sie durchsuchte den Computer nach anderen aktuellen Aufzeichnungen oder irgendwelchen Informationen, die seinen plötzlichen Tod erklären konnten. Aber da war sonst nichts, also klickte sie auf die Videodatei, in der Hoffnung dort etwas zu finden.
Es tat gut, James Stimme wieder zu hören, so gut, dass sie erst ganz vergaß, ihm zu zuhören. Erst als er mit der Auswertung der Ergebnisse anfing, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

"Die Asteroiden bestehen aus genau demselben Gestein…"

Das war ungewöhnlich. Würde es um zwei oder drei in derselben Umgebung gehen, wäre es normal, aber diese Proben waren von Asteroiden aus dem ganzen Asteroidengürtel genommen worden. Wenn sie alle aus genau demselben Gestein bestehen dann…

"Sie müssten von demselben Himmelskörper sein." sage James Stimme im Video. "Von der Menge der Proben hier müsste man von einem Objekt von der Größe der Erde ausgehen."

"Das reicht, Dr. Blackwood." hörte Mallory auf einmal eine Stimme hinter sich. Die Direktorin der Uni.

"Was? Das sind unglaubliche Neuigkeiten, man kann davon ausgehen, dass es einen anderen Planeten in unserem Sonnensystem gab!"

"Das tat es." bestätigte sie, unbeeindruckt.

"Dann …", setze Mallory an, doch unterbrach sich selbst, als in dem Video, das sie hat laufen lassen, die Direktorin auftauchte. "Sie…"

Die Direktorin seufzte "Ich wollte wirklich nicht, dass es so weit kommt…"

"Sie haben James das angetan!"

"Ich wollte nicht, aber… nun ja, ich hatte keine Wahl."

"Was meinen Sie?" brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Ich denke, du verdienst eine Erklärung. Ja, es gab einen anderen Planeten in diesem Sonnensystem. Ich komme von diesem Planeten und noch einige andere meiner Art sind hier. Unser Planet wurde durch einen Krieg zerstört, aber einige von uns konnten fliehen. Als wir her kamen, war die Erde noch nur von Bakterien belebt und es war ruhig, so schön… Dann habt ihr Menschen angefangen euch zu entwickeln und wir mussten uns anpassen. Wir sind Gestaltwandler, so überleben wir. Um euch davon anzuhalten, die Wahrheit über uns rauszufinden, arbeiten wir alle in der Wissenschaft."

Mallory atmete tief ein um sich zu beruhigen. Sie hatte viel erwartet, aber nicht das hier. "Warum?"

"Weil Menschen Zerstörer sind. Sie ruinieren alles, bringen alles um, was neu ist oder anders. Es macht euch Angst. Wir wollen nur sicher gehen."

"Ich würde nie…", setze sie an, doch die Direktorin schnitt ihr das Wort ab.

"Sie vielleicht nicht, aber viele andere."

"Ich werde es nicht veröffentlichen, ich schwöre."

"Wir können das nicht riskieren… ich bin all das schon mit James durchgegangen, es gibt keinen Ausweg."

"Warum haben Sie dann die Beweise nicht vernichtet?"

"Ich wollte, aber Sie kamen rein und ich hatte keine Zeit die Daten zu löschen, deswegen bin ich jetzt hier… und schon wieder sind Sie da."

"Aber wieso habe ich Sie an dem Tatort nicht gesehen?"

"Ich habe die Gestalt geändert, mich in eine Fliege verwandelt und war bereits weg bevor die Polizei eintraf."

"Also werden Sie mich jetzt auch töten?"

Sie nickte und seufzte als sie eine Waffe aus ihrer Tasche zog. „Dieses Mal werde ich mir etwas anderes einfallen lassen müssen.“

Als sie die Waffe sah, war Mallory’s erster Reflex die Flucht. Wegrennen, sich irgendwo verstecken, aber das war hoffnungslos. Also akzeptierte Mallory ihr Schicksal, schloss die Augen und nahm die Gestalt einer Fliege an.

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN

Autorin / Autor: Emma Glück