Das Leben nach der TV-Show

„Big-Brother“-Bewohner Sascha und „Top-Model“-Kandidatin Fiona über ihre Erfahrungen mit Castingshows

Sie waren jung und brauchten das Geld – also haben Sascha Borchers und Fiona Erdmann in Castingshows mitgemacht. Der 33-jährige Sascha saß 2005 drei Monate lang im Big-Brother-Container, die 19-jährige Fiona Erdmann hat Anfang des Jahres bei „Germany’s next Topmodel“ mitgemacht. Beide sind jeweils kurz vor dem Finale rausgeflogen – und heute trotzdem weiterhin im „Showbusiness“.

*Das Leben danach*
Sascha arbeitet mittlerweile als „Comedian“ beim privaten Lokalfernsehen „center.tv“ und ist mit seiner Sendung „Sasch@Screen“ zu sehen. Fiona trainiert derzeit für das Turmspringen von Stefan Raab. „Bei mir läuft es jetzt richtig gut. Ich möchte so lange wie möglich in den Medien bleiben“, sagt die 19-Jährige aus Bremen-Nord. Ihr Zuhause in Marßel gibt das Beinahe-Topmodel nun aber auf. Gemeinsam mit Freund Mohamed (25) zieht sie nach Berlin. „Das ist besser für meine Karriere. Wer in den Medien sein will, sollte auch in einer Medienstadt wohnen“, sagt sie.
Sascha hingegen fühlt sich beim Bremer Fernsehen „endlich angekommen. Jetzt ist mein großer Traum endlich wahr geworden“, grinst der Moderator versonnen. Der große Traum von der Karriere in den Medien. Was treibt einen dazu, bei einer Castingshow mitzumachen?

*Der Klempner, der zum Fernsehen ging*
Sascha Borchers ist eigentlich gelernter Klempner. Seit seiner Jugend engagiert sich der junge Mann mit den blonden Wuschelhaaren beim Bürgerrundfunk. Erst hat er sich mit Radio ausprobiert und sich dann mit der Kamera ausgetobt. „Ich wollte vor die Kamera. In der zehnten Klasse hat eine Schulfreundin gesagt: Sascha, du musst ins Fernsehen“, erinnert sich der Bremer. Unfug habe er immer im Sinn gehabt und Kameras immer anziehend gefunden. „Ich kann nicht anders: Ich muss vor die Kamera. Ich bin eine Rampensau!“, sagt er und lächelt. Dabei wirkt Sascha Borchers gar nicht so selbstdarstellerisch. Das Interview findet in der Redaktion von  „center.tv“ statt. Fast schüchtern serviert der Bremer Kaffee, redet leise und was er sagt, klingt ehrlich und herzlich. Seine braunen Kulleraugen glänzen, sein spitzbübisches Gesicht wirkt viel jünger. Sascha Borchers, der Junge von nebenan. Als solcher hat er viele Jahre seine „Sascha-Show“ im offenen Kanal gemacht. „Ich war so eine Art Stefan Raab für Arme“, erklärt er das Konzept der Show, in der er Gags machte, Studiogäste lustig interviewte und Einspieler zeigte, in denen er Veranstaltungen besuchte und Leuten freche Fragen stellte. Dabei begegnete er den Menschen meist auf einer Ebene, lachte mit ihnen, nicht über sie. „Ich bin ja nur ein Klempner. Ich glaub, ich könnte mich nie über jemanden stellen“, sagt er.

*Engagement, das sich auszahlte?*
Die Sascha-Show hat er stets ehrenamtlich und live gemacht. Freunde standen hinter der Kamera, Mama und Papa saßen stets im Publikum. Sascha machte Überstunden, um seinen Kumpels mal was auszugeben, damit sie ihm beim Drehen, Schneiden und Produzieren der Sendung halfen. Den Job als Klempner hat er irgendwann aufgegeben. Sascha Borchers arbeitete als Briefzusteller, Kinderanimateur und bei einer Krankenkasse. Irgendwann wurde er arbeitslos. „Und da bin ich den Big-Brother-Container gegangen. Da bekommt man ein paar tausend Euro, die zahlen einem die Miete, während man drinnen ist. Das ist eine tolle Sache“, erzählt er. Es klingt nur halb begeistert. Warum wollte er Teil der Containershow sein? Faszinierend habe er das gefunden, das Spiel mit den Medien. „Aber auf den großen Durchbruch hab ich nicht gewartet. Ich dachte nur: Das ist besser als arbeitslos zu sein“, antwortet er lapidar.

*Im Container*
Drinnen sei dann vieles anders gewesen, aber weil er selbst weiß, wie Fernsehen gemacht wird, habe er das alles nicht so eng gesehen. Sascha findet aber nicht, dass er dadurch Vorteile gehabt hätte. Medienkompetenz würde ja jeder mitbringen, der es in die Show schafft. „Vorher gab es viele Tests, auch durch Psychologen“, erzählt er. Und in der Show? Da sei es  langweilig gewesen. Und ein bisschen wie im Gefängnis. „Da bekommt man Anweisungen und wenn man mal zum Arzt muss, setzen sie einem Augenklappen auf. Man darf von der Außenwelt nichts mitbekommen“, erinnert sich der 33-Jährige.
Alles liefe nach einem Drehbuch ab. Sascha meint, er habe gewusst, dass er als „der Partyclown“ in den Container gekommen sei. Und die Rolle habe er eben so gut es ging gespielt. Als er rausgewählt wurde, sei er nicht traurig gewesen. „Ich konnte dann eine CD aufnehmen. Die haben sogar ein paar Tausend gekauft“, erzählt er und findet das doch irgendwie lustig. Vom Erlös habe er nichts erhalten. Aber eine PR-Agentur hatte er danach. Und auch sonst sei das Leben irgendwie so weiter gegangen. Die „Sascha-Show“ konnte er im Container machen und das sei toll gewesen, denn die lief dann auf Premiere.

*Saschas Fazit*
Anfang des Jahres hat er dann noch einmal bei einer Fernsehsendung mitgemacht: Bei der „Leuchte des Nordens“ im NDR. Die hat er stolz nach Bremen getragen – und als er davon hörte, dass „center.tv“ in Bremen starten würde, da hat er eben eine Email hingeschrieben und es hat geklappt. Nun macht er wieder seine „Sascha-Show“, nur eben etwas professioneller, mit ausgebildeten Kameraleuten, einem Profi-Studio und  Geld bekommt er auch noch dafür. Das hätte er bestimmt auch ohne „Big-Brother“ erreichen können, aber es sei eine interessante Erfahrung gewesen.

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Autorin / Autor: Tina Groll - Stand: 20. November 2007