Der schönste Tag...

...wäre: Tokio Hotell alleine treffen

Echte Fans...

Und was finden die Mädchen an der Band so gut? „Einfach alles! Die Musik ist toll, die Texte kommen irgendwie von Herzen, das sind unsere Themen – und die Art, wie die sich geben. Die lassen sich nicht alles sagen, die sind selbstbewusst. Man kann sich gut mit ihnen identifizieren“, erklärt Melissa. Am allermeisten mag sie natürlich Frontmann Bill. „Weil er einfach anders aussieht.“ Klare Sache: Das sind die Worte eines echten Fans. Und womit macht man echte Fans zu Weihnachten am meisten glück? Richtig, mit Konzertkarten. Die bekamen die beiden Mädchen  von ihren Familien für einen Gig in Stuttgart geschenkt. Das war im Februar und „der schönste Tag in unserem Leben“, erzählt Melissa lachend.
Schon im Sommer folgte das nächste Konzert – und in den beiden Schülerinnen kam der Wunsch auf, die Band mal live zu treffen. Aber wie sollte das möglich sein?
„Ich habe dann in einer Zeitschrift von Fans gelesen, die einen 300 Meter langen Brief geschrieben haben – und den der Band übergeben wollten. Und da hab ich zu Janina gesagt: Das könnten wir ja auch machen!“

*...zeigen Engagement für ihre Stars...´*
Gesagt, getan – Melissas Oma brachte den Mädchen das Papier mit und die beiden Schülerinnen begannen. Sie schnitten Zeitungsartikel auf, schrieben kurze Texte, sammelten Fotos und klebten alles auf und verzierten es. Sie fotografierten sich selbst beim Basteln an dem Riesenbrief. Die Wochenenden verbrachten Melissa und Janina meist gemeinsam. „Da haben wir auch schon mal eine Nachtschicht eingelegt“, erinnert sich Melissa und grinst.  Vier Monate lang haben sie an dem Brief gewerkelt – und sich auch an einer Fanbriefaktion einer Jugendzeitschrift beteiligt. Dieser wurde 13 Kilometer. „Aber das gilt nicht, da haben ja ganz viele Fans dran gearbeitet. Wir haben unseren allein gemacht!“, betont Melissa.
Und warum durften keine anderen Fans mitmachen? „Na, das ist doch logisch: Je mehr Leute daran mitmachen, desto mehr wollen Tokio Hotel nachher auch treffen – und das ist ja doof. Wir wollen die Jungs ja für uns allein haben“, lautet die Antwort. Stimmt. Schon im August 2006 hatten die Mädchen ihren Brief fertig – und ihn der Band immer noch nicht überreicht. „Wir sind überall abgeblitzt. Die sind einfach viel zu beschäftigt. Gerade jetzt – die waren ja auf Europatournee“, entschuldigt Melissa die Unhöflichkeit der Band.

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Mädchen unter Tokio-Hotel-Plakat
Große Papierrrolle
Mit Fotos beklebter Karton
Mädchen  vor ihrer Fanwand

..bleiben dran...

Aber damit das ganze Engagement nicht umsonst war, haben Janina und Melissa rund 160 Redaktionen angeschrieben: Radio- und Fernsehstationen, Online-Plattformen und Jugendseiten waren darunter. Viele haben nicht einmal geantwortet, andere haben einen Artikel über die Mädchen geschrieben. Aber niemand konnte helfen, die Band zu treffen. Dafür sind Melissa und Janina nun schon selbst zwei kleine Medienstars, und haben reichlich Erfahrung im Umgang mit Medien gelernt. Das ist ja auch was – und ohne Tokio Hotel hätten sie sich nie so dick miteinander angefreundet.

*...und immer treu*
Mittlerweile sind die beiden schon 15 und mitten in der neunten Klasse. Melissa hat kürzlich ein Praktikum als Mediengestalterin gemacht. Das möchte die Realschülerin auch beruflich machen. Und einen Freund hat sie mittlerweile auch. Patrik ist auch 15, sieht gar nicht aus wie Bill Kaulitz und hört Tokio Hotel nicht so gerne. Aber er unterstützt seine Freundin – und findet ihre Fanaktion ziemlich verrückt. Auch wenn die Leidenschaft für die Band nun etwas abschwächt, Fans wollen Janina und Melissa immer bleiben. „Das war so eine intensive Zeit, das wird wohl immer Teil von uns bleiben“, meint die 15-Jährige. Den Brief werden sie jedenfalls nicht wegwerfen. Mit seinen zwölf Kilo wäre der auch viel zu schwer. „Vielleicht zeig ich den mal meinen Kindern“, meint die Schülerin und lacht. Aber vielleicht, ganz vielleicht, klappt es ja doch noch mit dem Treffen mit der Band? Man soll ja niemals nie sagen...

Autorin / Autor: Tina Groll - Stand: 17. Dezember 2007