Ich sehe dich

Wettbewerbsbeitrag von RJana, 16 Jahre

Bald haben wir es geschafft! Es sind nur noch wenige Stunden bis wir in der Andromedagalaxie ankommen. Ich sitze an meinem Computer, an dem ich erst seit ein paar Wochen arbeiten darf, weil meine Eltern mir erst jetzt die ganze Verantwortung zutrauen, die das Arbeiten mit sich bringt. Kaum vorstellbar, oder? Ich lebe seit meiner Geburt nur auf Raumstationen und ich bin mittlerweile 16 Jahre alt. Ich kenne die Systeme besser als jeder andere hier!
Ich bin schon aufgeregt. Wie werden die Außerirdischen wohl sein? Sind sie nett? Wie sehen sie aus? Gibt es dort welche in meinem Alter? Die das gleiche erlebt haben wie ich?
Die Nacht vorher schlafe ich sehr schlecht, ich kann mich einfach nicht entspannen. Ich stehe auf und laufe durch die verschiedenen Stationen. Im Garten oder eher unserem Gewächshaus sehe ich eine Gestalt. Ich trete näher heran und erkenne meinen Vater. „Papa?“ „Oh ,hi Prinzessin! Kannst du auch nicht schlafen?“ „Nicht wirklich“ Ich setze mich neben meinen Vater auf die Bank. „Ich bin viel zu nervös, was ist, wenn sie uns hassen oder ich irgendwas vergeige?“ „Hey , denk so etwas nicht, wir hätten dir den Job nicht gegeben, wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass du ihn mit links meistern wirst! Es wird morgen alles gut verlaufen. In weniger als 24h schreiben wir Geschichte.“ „Du hast recht!" Die Worte meines Vaters haben mich beruhigt. Ich schlafe in seinen Armen ein.

Am nächsten morgen werde ich von einem lauten Rumpeln geweckt. Was? Sind wir schon da? Ich springe aus meinem Bett und schnell in meinen weiß-pinken Raumanzug herein und schwebe so schnell wie es geht in die Kommandozentrale. Ich platze durch die Tür „Wieso hat mich keiner gewe…? WOW!“ Ich kann durch unser großes Fenster auf einen neuen Planeten blicken. Er ist unserer Erde ähnlich, aber trotzdem anders. Die Farben sind so anders, alles schimmert in blau/rot Tönen. Einfach atemberaubend. „Wir wollten dich nicht zu früh wecken, wir hätten nicht gedacht, dass alles so gut funktioniert!“ sagt meine Mutter. „Außerdem brauchst du deinen Schlaf. Du bist 16 und die nächsten Tage werden sehr anstrengend“ ergänzt mein Vater. „Ich komme gut zurecht“ erwidere ich, während ich mich an meinen Platz setzte. Ich gehe die Daten auf meinem Computer durch. Alles perfekt!

Ungefähr eine Stunde später sind wir dann auch alle bereit, den Planeten Jolanda das erste Mal zu betreten, wo die Außerirdischen schon gespannt auf uns warten. Ich trete als letzte mit meinen Eltern heraus. Ich bin überwältigt von den Eindrücken. Ich kann sie aber nicht lange genießen, weil wir direkt in ein Gebäude geführt werden. In einem großen Raum stehen mehrere Außerirdische, vermutlich alles Wissenschaftler oder wie das hier auch immer heißt. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie alle einem türkis farbigen Hautton haben. Aber abgesehen davon sind sie genauso wie wir. Die Gangart, die Gesichtsform, sogar die verschiedenen Haarfarben. Ich gucke mich um, während meine Eltern alle begrüßen. Und da entdecke ich ihn. Einen Jungen. Ungefähr mein Alter. Groß, muskulös und hat braune Haare, so wie ich, aber er sieht zurückhaltend und schüchtern aus, weil er nur auf den Boden starrt. Ich ergreife die Initiative und spreche ihn an. „Hey“ Er schaut auf „Hey“ Die Verständigung sollte kein Problem sein, weil ich seine Sprache schon vor längerer Zeit gelernt habe und fließend sprechen kann. „Wie alt bist du?“ „17“ Wir unterhalten uns weiter. Er antwortet zwar nur sehr kurz aber immerhin scheint er auch an mir ein bisschen interessiert zu sein, da er mir auch Fragen stellt. Je länger wir reden desto mehr taut er auf. Er fängt an zu lächeln und die Konversation richtig zu genießen. Unsere Eltern verstehen sich auch direkt super.

Am Abend essen wir alle gemeinsam. Es sind bestimmt über 100 Leute an diesem Tisch. Es gibt Essen, das ich noch nie hatte, aber nicht gerade das leckerste. Ich sitze neben Jako, so heißt der Junge. Um uns herum unsere Eltern und lauter andere Wissenschaftler. Ich merke, dass Jako sich hier sehr unwohl fühlt, während ich es total genieße. Ich zwinge mich, das bohnenartige Essen zu essen, aber als ich zu dem haarigen Teil auf meinem Teller komme, muss ich erst einmal durchatmen. Ich merke, dass Jako neben mir kichert, während er sein Essen in sich hinein schiebt.

Als ich ihn angucke, guckt er erst zu mir und dann direkt auf meinen Teller. Er guckt hoch und sobald niemand guckt, tauscht er unsere Teller. Ich habe nun einen Teller mit den eher leckeren Sachen und Jako hat den Teller mit dem haarigen Zeug.
Jako und ich werden in den darauffolgenden Tagen immer vertrauter. Wir verbringen die meiste Zeit hier zusammen und die meisten lassen uns einfach so weiterleben. Nur meine Mutter nicht. Sie nahm mich gestern Abend zur Seite und meinte, dass ich Abstand von Jako nehmen muss, weil es sonst zu gefährlich werden würde für unsere Mission und generell für mein Leben, da wir ihre Absichten noch nicht kennen. Ich habe Jako gerne, sehr gerne. Ich weiß nicht, wo das mit uns hinführt. Freundschaft? Beziehung? Aber ich weiß, dass ich Jako niemals verlieren möchte. Weitere Tage vergehen… Inzwischen hat sich auch mein Vater in die Diskussion um Jako eingeschaltet. Er droht mir damit, dass ich meinen hart erkämpften Job verliere, wenn ich mich nicht von Jako fernhalte. Wieso haben meine Eltern nur so Angst vor ihnen?

Jako und ich sitzen auf einer Bank in der Nähe des großen Regierungsgebäudes. Unsere Eltern sind da drin und hoffentlich mit irgendetwas anderem beschäftigt, als uns zu beobachten. „Ich will hier nicht weg.“ sage ich zu Jako und lege dabei meinen Kopf auf seine Schulter. „Ich will auch nicht, dass du gehst.“ Ich spüre sein Kinn auf meinem Kopf. Jako bewegt sich und dreht sich zu mir. Er nimmt meine Hände in seine und atmet tief aus, als ob er nervös wäre. „Atlas, ich weiß wer du bist. Du möchtest von deinen Eltern gesehen werden und versuchst, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, aber ich sehe dich! In der wundervollen Art wie du bist. Du merkst wie aufgeregt ich bin, aber ich wollte dir trotzdem sagen, dass ich..“ Ein lauter Alarm geht los und es stürmen viele Menschen aus dem Gebäude...

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN

Autorin / Autor: RJana