Eine erleuchtete Zukunft

Wettbewerbsbeitrag von Chris Bernhard, 19 Jahre

Ein metallener Ton ertönt und lässt das Bett erzittern. Jetzt schaut der Kopf einer jungen Frau mit langen blonden Haaren mit wachem Blick in die Leere des Raumes. Es herrscht wieder Stille. Nun erhebt sich Jessica langsam aus dem Bett, während sie weiterhin aufmerksam lauscht. Sie ist ungefähr 35 Jahre alt, doch aufgrund ihres sportlichen Körperbaus und des reinen Gesichtes mit dunkelbraunen Augen könnte sie weiterhin als College-Absolventin durchgehen. Eiligen Schrittes geht sie nun durch die Tür in die Steuerzentrale und blickt durch die sechsfach gepanzerte Scheibe in den unendlichen Sternenhimmel. Seit acht Jahren nun befindet sie sich selbstständig auf einem Raumschiff, das unter optimalen Bedingungen mehrere Kilometer pro Sekunde überwinden kann. Diese Topleistungen wurden durch ihren Großvater möglich, der im Jahre 2090 einen Weg gefunden hatte, die Energie des Weltalls aufzufangen und zu bündeln – diese Erfindung machte lange Reisen im Weltall erst möglich. Ihre Eltern waren Weltraumforscher. Von ihnen hat sie die Liebe zum Weltall bereits in die Wiege gelegt bekommen. Nach vielen Jahren der Raumfahrt-Akademie darf sie endlich selbst ein Raumschiff fliegen. Doch so sehr sie es auch schätzte, sich endlich selbst Besitzer eines modernen M300 nennen zu dürfen, so langweilig können die Tage auch werden, an denen nichts Außergewöhnliches passiert. Dann setzt sich Jessica in ihren roten Sessel und schaut sich Planeten an, während die künstliche Intelligenz allen größeren Gesteinsbrocken geschickt ausweicht.

Gerade als Jessica wieder in Richtung ihres Sessels schlendert, fängt das Licht des Raumschiffs an zu flackern. Etwas verwundert schaut sie sich um. Zur rechten Seite ihres Fensters ist ein kleinerer grauer Planet zu sehen, der Jessicas Aufmerksamkeit genauso wenig weckt wie ihr Fernseher, wenn gerade mal wieder der Empfang abgerissen ist. Doch ausgerechnet jetzt kommt auch noch der Aussetzer eines Nebenmotors hinzu. In einem Satz springt die junge Astronautin in die Steuerzentrale, übernimmt das Steuer und richtet den Kurs in Richtung des grauen Planeten. In einem geschickten Anflugmanöver landet sie die riesige Maschine auf dem steinernen Riesen. Nichts außer trockene schwarze Steine – keine Spur auf jegliches Leben. Vertieft schaut Jessica auf den Bildschirm, um das technische Problem zu identifizieren. Dabei kommt sie mit dem kleinen Finger unabsichtlich auf die elektromagnetische Kamera. In einem leisen Ächzen setzt sie sich daraufhin auf ihren Stuhl. Ihre weit aufgerissenen Augen starren auf den Bildschirm. Der sonst schwarze Bildschirm zeigt mehrere Kugeln, die auf der Oberfläche des Planeten herumtanzen. Wie vom Blitz erfasst, schnappt sich Jessica nun den Joystick und bewegt die Kamera ringsherum. Auf dem Bildschirm ist auf einmal klar zu erkennen, dass sich eine Kugel zielgerichtet auf das Raumschiff zubewegt. Bei der Kamera handelt es sich um ein technisches Feature, das elektromagnetische Schwingungen aufzeichnen sollte. Bisher galt die Kamera als weitestgehend unbrauchbar im Weltall, doch nun sowas: Noch nie hatte Jessica solch eine kontrollierte elektromagnetische Energie zu sehen bekommen. Auch in jeglichen wissenschaftlichen Büchern wurde es nie erwähnt.

In schnellen Schritten bewegt sie sich in Richtung des Waffenschrankes, öffnet ihn und schaut auf all die unterschiedlichen Geräte, wovon eines sogar Schwarze Löcher vorhersagen könne, doch keines kann nur im Ansatz etwas gegen elektromagnetische Felder ausrichten. Plötzlich wird es finster im Raumschiff! Wie vom Geist berührt, schaut Jessica umher und erspäht aus einem Nebenzimmer ein schwaches Leuchten, das immer stärker zu werden scheint. Wackeligen Schrittes schleicht sie neben die Tür und späht von der Sicherheit des Türrahmens aus in den Raum. Direkt vor dem Hauptkraftspeicher des Raumschiffs ist in der Luft ein Glimmern zu erkennen. Der Anblick ähnelt einem leuchtenden Fußball, der sich langsam schwebend im Raum verdichtet. Außerdem beobachtet Jessica, wie sich aus dem Energieball eine Abzweigung bildet, die in Richtung des schwarzen Kastens greift. Dahinter befindet sich das Rechenzentrum der künstlichen Intelligenz, die den Astronauten bei längeren Flügen unterstützen soll. Der energetische Arm bewegt sich durch den stählernen Kasten, als wäre er nicht vorhanden. Plötzlich leuchtet die Kugel in allen Farben auf und Funken sprühen durch den ganzen Raum. Nur für wenige Sekunden muss Jessica ihren Blick aufgrund der Helligkeit abwenden, ihr nächster Blick fällt wieder in den Raum, doch diesmal ist es dort wieder pechschwarz.

In schnellen Blicken schaut Jessica umher und horcht in ihre Umgebung. Nur ein leises Knistern einer Lampe ist zu vernehmen. Gerade als sie zur Steuerzentrale laufen will, sind einige Funken in der Mitte des Raumes zu erkennen. Schon wieder wächst ein kleinerer Ball aus Energie mitten im Raum, doch diesmal bilden sich dazu Hände, Füße und sogar ein Kopf, der einem menschlichen sehr ähnlich sieht. Langsam schwebt die Gestalt nun auf Jessica zu. Für ein paar Sekunden stehen sich beide regungslos gegenüber. Plötzlich streckt das Lichtwesen die Hand aus. Etwas zögerlich greift Jessica nach der Hand. Sie fühlt den Strom in ihrer Hand, doch er tut ihrer Haut nicht weh. Nun lässt das Lichtwesen von ihrer Hand ab und zwischen ihnen erscheinen leuchtende Schriftzeichen in der deutschen Sprache, auf denen steht: „Ich werde eure nächste Sonne“. Jessica mustert das Wesen mit weit geöffnetem Mund. Weitere Wörter erscheinen: „Ich wurde geschaffen, um Licht in diese Galaxie zu bringen. Meine Zeit wird kommen“. Noch bevor Jessica eine Frage stellen kann, verpufft das Licht wieder im Nichts. Wenige Sekunden später geht das Licht des Raumschiffes wieder an. Jessica geht schnell an das Steuer und startet das Raumschiff, welches ohne Probleme losfliegt. Abends wirft sich Jessica erschöpft in ihr Bett. Sie ist sich sicher: Sie hat die nächste Sonne kennengelernt. Doch dies bleibt vorerst ihr Geheimnis!

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN