Mehr Gefahr durch Web-2.0 und Apps

Neuer Jugendschutzbericht dokumentiert 6.000 unzulässige Beiträge im Web 2.0

Wie fast alles, was Spaß macht und von vielen Menschen genutzt wird, hat auch das Internet nicht nur tolle Seiten. Auf der Suche nach dem neuesten Kinotrailer landet man plötzlich bei einem Video, das zu einem gefährlichen Würgespiel animiert. Nichtsahnend öffnet man sein Profil in seiner Lieblings-Community und findet sich bösartigen Gerüchten ausgesetzt, die für so manchen zum Alptraum werden. Dazu kommen rassistische Kommentare auf Videoplattformen und anderen Seiten, die Vorurteile gegen Sinti und Roma schüren. Die Organisation jugendschutz.net stellt in ihrem neuesten Jahresbericht 2010 fest: Die Risiken für Kinder und Jugendliche, die sich im Internet bewegen, nehmen zu, aber vor allem in sogenannten Web 2.0-Angeboten, wo NutzerInnen selbst ihre Inhalte einstellen - also youtube, facebook  & Co. Immer mehr unzulässige Inhalte stammen übrigens aus dem Ausland, weshalb jugendschutz.net weltweite Standards und Schutzregelungen fordert. Rücksicht auf Kinder und Jugendliche müsse Bestandteil der Unternehmensphilosophie internationaler Anbieter werden, fordern die JugendschützerInnen in ihrem Bericht. Gefragt sei aber auch das herzhafte Eingreifen der Netzgemeinde: "Um User, die die Anonymität missbrauchen, in ihre Schranken zu weisen, sind alle Beteiligten gefordert. Auch die Community kann nicht nur die grundlegende Freiheit des Netzes fordern, sondern muss für den Schutz von Schwächeren eintreten." heißt es im Vorwort des Berichts "Jugendschutz im Internet".

*6.000 unzulässige Beiträge im Web 2.0 dokumentiert*
Im letzten Jahr kontrollierte jugendschutz.net 39.000 Internetangebote - doppelt so viele wie noch im Vorjahr. Diese Erhöhung kam allerdings durch verstärkte Recherchen im Web 2.0 zustande. Nur noch ein Drittel der Fälle, die die JugendschützerInnen unter die Lupe nahmen, waren klassische Websites. 2.600 davon wiesen neue Verstöße auf, vor allem bei ausländischen Websites häuften sich die Fälle. Unzählige pornografische, rechtsextreme oder gewaltverherrlichende Inhalte werden laut dem Bericht über blogspot.com verbreitet. Mehr als die Hälfte der 410 exemplarisch gesichteten Angebote enthielten unzulässige Inhalte. Auch beliebte Apps hebeln die Sicherheitseinstellungen Sozialer Netzwerke aus: Sie verlinken Pornografie, nutzen geschützte Profildaten oder präsentieren Kostenfallen. Einige unterlaufen auch die Vorkehrungen, die verhindern sollen, dass Erwachsene Kinder kontaktieren.

Vier von fünf Jugendschutzverstößen schnell beseitigt

Wurde die Organisation fündig, konnte sie allerdings auch schnell eingreifen: In vier von fünf deutschen Fällen konnten Verstöße durch Kontakte zu Providern schnell beseitigt werden. Wollten die Anbieter nicht kooperieren, wurde die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) eingeschaltet. Doch auch im Ausland konnte jugendschutz.net erfolgreiche Arbeit leisten: In 80 % der absolut unzulässigen Fälle (z.B. Kinderpornografie, Nazi-Propaganda, Exekutionsvideos) erreichten die Medienwächter, dass die Seiten gelöscht wurden; bei jugendgefährdenden Inhalten lag die Quote bei einem Drittel.

*10.000 Hinweise bearbeitet*
Zum Erfolg von jugendschutz.net führt vor allem auch die Bereitschaft der Bevölkerung, jugendgefährdende Inhalte zu melden: Über mehr als 10.000 Hinweise wurden per Mail an hotline@jugendschutz.net geschickt, dazu kommen die eigenen regelmäßigen Kontrollen der wichtigsten Dienste und gezielte Recherchen. 2010 untersuchte das Team beispielsweise, wie Kinder über sogenannte "Teen-Model-Sites" sexuell vermarktet werden, in welchem Umfang unzulässige Inhalte über große Bloggingplattformen verbreitet werden und welche Datenschutzmängel im Bereich der Kinderseiten existieren.

*Tipps für Eltern, pädagogische Fachkräfte und Jugendliche*
Die Organisation belässt es aber nicht nur bei Kontrollen und Abschaltungen jugendgefährdender Seiten, sondern nutzt ihre Erkenntnisse aus der Recherche auch, um Kindern, Jugendlichen und Eltern einfache Hilfen an die Hand zu geben, wie sie die Chancen des Internets nutzen und Risiken vermeiden können. 2010 sind zwei Faltblätter für Eltern zu Internetcommunitys und Messengern wie ICQ erschienen. Auch die erste personalisierbare Startseite für Kinder hat jugendschutz.net entwickelt (surfen-ohne-risiko.net).

Hier gibt es den vollständigen Bericht "Jugendschutz im Internet"

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 1. Juni 2011