Der Ton macht die Musik

Nicht nur, WAS Lehrkräfte zu Schüler:innen sagen, sondern auch WIE sie es äußern, hat Einfluss auf die Lernmotivation

Wie kommt ihr mit den Stimmlagen eurer Lehrkräfte klar? Sprechen sie eher mit strengem Unterton oder ist ihre Stimme einfühlsam und freundlich? Diese Unterscheidung ist einer neuen psychologischen Studie nach wichtig, denn wie Forschende der University of Essex und der University of Reading herausfanden, konnten in einer Untersuchung mit mehreren hundert Schüler:innen "beherrscht klingende Stimmen" die 10- bis 16-Jährigen nicht zur Mitarbeit bewegen. Streng klingende Lehrer:innen sind offenbar schlechter in der Lage, die Klasse zu inspirieren, als ihre freundlichen Kolleg:innen, so die Untersuchungsergebnisse.

Was die Studie noch ergab: Jugendliche, die mit streng klingenden Lehrer:innen konfrontiert sind, rebellieren eher, ihr Wohlbefinden wird beeinträchtigt und sie sind weniger bereit, über ihre Probleme, wie zum Beispiel Mobbing zu sprechen. Den Grund dafür sehen die  Forschenden darin, dass die Schüler:innen sich weniger trauen, sich auszudrücken, wenn sie mit einem strengen Ton konfrontiert wurden. Eine unterstützend klingende Stimme hingegen wecke eher die Verbindung zu einer Lehrkraft, was auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit erhöhe. 

Professorin Silke Paulmann, Leiterin des Fachbereichs Psychologie in Essex: "Wir denken oft darüber nach, was Lehrer zu ihren Schülern sagen, aber wir sprechen selten darüber, wie sie es sagen." Dabei sei der Tonfall, den Lehrer:innen verwenden, wirklich wichtig und könne tiefgreifende Auswirkungen auf die Zuhörer:innen haben. 

In der Studie wurden 250 Schüler:innen aufgezeichnete Stimmen von Lehrkräften vorgespielt. Die Jugendlichen sollten dann beurteilen, wie der Tonfall auf sie wirkte. Besonders im Fokus standen dabei Faktoren wie Kompetenz, Emotionen, Vertrauen und Kooperationsbereitschaft. Die Schüler:innen reagierten tatsächlich besser auf unterstützende Stimmen, während strengere Töne ihr Selbstwertgefühl sinken ließen und die Klangvorbilder der Lehrer:innen als weniger vertrauenswürdig empfunden wurden. 

Die Studienautorinenn hoffen, dass die Forschungsergebnisse in die Lehrerausbildung einfließen und dazu beitragen werden, die Ergebnisse im Unterricht zu verbessern. Professor Weinstein: "Der Tonfall ist ein wirkungsvolles Mittel, um die Fürsorge, das Verständnis oder die Offenheit der Lehrer zu vermitteln. Er wird schnell vergessen, wenn wir gestresst oder müde sind, aber Lehrer können ein positives Lernumfeld schaffen, wenn sie ihren Tonfall überlegt einsetzen." 

Die Studie wurde im British Journal of Educational Psychology veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung