Leichen kriegen weniger Anrufe

Das Gehirn nimmt Handynummern unbewusst als Worte wahr

Kein Schwein ruft dich an? Dann überprüfe doch mal, ob die Ziffernfolge deiner Handynummer als SMS nicht ein unangenehmes Wort ergibt. Möglicherweise bereitet es den Leuten dann nämlich instinktiv ein unangenehmes Gefühl, wenn sie diese Nummer eintippen müssen. Mit dieser skurrilen These beschäftigte sich der Psychologe Sascha Topolinski von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

34,4 Milliarden SMS wurden nach Angaben des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien Bitkom im Jahr 2009 in Deutschland versendet. Jeder Deutsche hat somit im Durchschnitt 420 der kurzen Textnachrichten in sein Handy eingetippt. Dies hinterlässt Spuren. Die Ziffern/Buchstaben- Kombination auf Handytasten ist im Gehirn so verankert, dass das bloße Tippen einer Nummer bereits ein Wort in den Gedanken auftaucht, ohne dass das den Anrufern bewusst wird. Das zumindest glaubt der Psychologe Sascha Topolinski aufgrund der Experimente, die er mit Freiwilligen durchgeführt hat.

Er teilte Testpersonen in zwei Gruppen ein. Eine Gruppe sollte die Nummer 54323 wählen, die andere Gruppe 534243. Beide Gruppen hatten zu diesem Zweck Geräte erhalten, auf denen nur die Ziffern, nicht aber die Buchstaben zu sehen waren. Anschließend sollten sie beurteilen, wie angenehm es für sie gewesen war, die jeweiligen Nummern zu wählen. Was ihnen allerdings nicht bewusst war: Beim Simsen ergibt die Tastenfolge 54323 das Wort „Liebe“, wohingegen die Tastenfolge 534243 das Wort „Leiche“ nach sich zieht.

Bei der Befragung zeigte sich, dass die Nummer, die gleichzeitig das Wort Liebe ergab, deutlich beliebter war als die unangenehme Nummer mit Todesfolge ;-).

Das Gehirn weiß mehr

Für Topolinski, ist dieses Ergebnis der Beweis dafür, dass Menschen tatsächlich die Effekte ihrer Handlungen unbewusst vorwegnehmen. „Das Hirn hat gelernt, dass der Druck auf eine Handytaste sowohl eine Zahl als auch einen Buchstaben produzieren kann“, sagt Topolinski. Daraus folge, dass das Hirn beim Wählen einer Nummer nicht nur die Zahlen antizipiert, sondern auch die dazugehörigen Buchstaben. Beim Wählen der Zahl 2 würden beispielsweise die Buchstaben A, B und C mental aktiviert. Ja, mehr noch: Wer eine Telefonnummer in sein Handy eintippt, aktiviert in seinem Gehirn anscheinend unbewusst ganze Wörter, wenn nämlich die Zahlenfolge der Telefonnummern die gleiche Tastenreihenfolge hat wie ein bestimmtes Wort beim Simsen.

In einem weiteren Experiment ließ Topolinski die Versuchspersonen bestimmte Dienstleistungsunternehmen anrufen – beispielsweise eine Partnervermittlung, ein Maklerbüro oder einen Finanzberater. Was die Teilnehmer nicht wussten: Die Telefonnummern dieser Unternehmen hatte eine Tastenfolge, deren dazugehöriges Wort entweder zu dem Unternehmen passte oder nicht. Beispielsweise hatte die Partnervermittlung entweder die Telefonnummer 54323 (Liebe) oder die Nummer 72528 (Salat). Nach dem Anruf, bei dem jeweils nur eine Bandansage zu hören war, sollten die Versuchspersonen angeben, wie attraktiv dieses Unternehmen für sie war.

Ergebnis: „Die Versuchspersonen fanden die Unternehmen immer dann attraktiver, wenn deren Telefonnummer ein Wort im SMS-Modus ergab, das zu dem Unternehmen passte“, sagt Topolinski. Das traf sogar auf negative Wörter zu: Bestattungsunternehmen, deren Telefonnummer 534243 lautete, was im SMS-Modus „Leiche“ ergibt, erhielten höhere Werte auf der Attraktivitätsskala als Bestattungsunternehmen, deren Nummer irgendein anderes, irrelevantes Wort ergab.

Wenn eure Nummer also 8738567 lautet, dann müsst ihr euch künftig nicht mehr wundern, wenn eure beste Freundin nur noch ganz selten zum Hörer greift ;-))))

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 4. Februar 2011