Vorurteile

Was tun?

Mehr Selbstbewusstsein - aber wie?

Wer Selbstbewusstsein hat, kann sich Toleranz leisten. Wem das Selbstbewusstsein fehlt, ist in der Versuchung, sich Feindbilder zu suchen, über die er sich aufwerten kann. Vorurteile zum Beispiel zwischen Gruppen kann man mit einer Waage vergleichen: Je mehr der "Fremdgruppe" negativ angelastet wird, desto positiver steht die eigene Gruppe da. Für das eigene Versagen oder für Frust wird ein anderer verantwortlich gemacht. Die andere Gruppe wird zum „Sündenbock“, zum "Feindbild". Vorurteile zwischen Gruppen werden vor allem dann gefährlich, wenn kein Gleichgewicht der Kräfte besteht. Für Minderheiten kann das sehr bedrohlich werden.

Damit ihr gegen solche Vorurteile gewappnet seid, haben wir euch hier ein paar Fakten gegen die typischen Scheinargumente zusammengestellt. Diese Argumente sind zwar zum Teil schon älter, haben aber ihre Gültigkeit behalten. Und: so alt wie die Vorurteile sind sie nicht! (Quelle: basta-net)

*Vorurteil:* MigrantInnen nehmen uns Deutschen die Arbeitsplätze weg!
*Falsch:* ZuwandererInnen haben in Deutschland sogar noch Arbeitsplätze geschaffen: Die 240.000 selbstständigen MigrantInnen beschäftigen immerhin 570.000 ArbeitnehmerInnen. Sie erwirtschaften in Deutschland jährlich ein Bruttosozialprodukt von ca. 128 Mrd. Euro. Dieses Geld wird zum Großteil in Deutschland ausgegeben, stärkt die Kaufkraft und sichert Arbeitsplätze - hauptsächlich deutsche. (Quelle: Sächsische Landeszentrale für politische Bildung)

Oftmals arbeiten ZuwanderInnen in Stellen, für die es nicht gelingt, deutsche Kräfte zu finden. Sie arbeiten zum Teil als Spülkraft in der Gastronomie, bei der Müllabfuhr, als Straßenkehrer oder als ErntehelferInnen.

*Vorurteil:* "Ausländer" leben auf unsere Kosten!
*Falsch:* Von den von MigrantInnen erwirtschafteten 128 Mrd. Euro werden etwa 51 Milliarden Euro als Steuern und Abgaben dem Staat zugeführt, aber alles in allem nur 36 Milliarden Mark aus der Staatskasse an MigrantInnen ausgezahlt. Wenn man also überhaupt auf dieser einfachen Gewinn-Verlust-Finanz-Schiene denken will: "AusländerInnen" sind für den deutschen Staat ein "Gewinn". (Quelle: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung Essen)

*Vorurteil:* Wir haben generell zu viele "Fremde" in Deutschland.
*Falsch!* Deutschland geht es u.a. wegen der GastarbeiterInnen, die seit Anfang der 60er Jahre angeworben wurden, wirtschaftlich vergleichsweise gut. Inzwischen leben und arbeiten die ZuwandererInnen in Deutschland zum Teil bereits in der dritten Generation. Solange sie nicht die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben, werden diese Menschen in der Bevölkerungsstatistik als "AusländerInnen" geführt, obwohl sie hier geboren und aufgewachsen sind. MitbürgerInnen ohne deutschen Pass werden wesentliche Rechte vorenthalten wie z. B. das Wahlrecht. Im Gegensatz dazu haben sie aber durchaus die Pflicht, Steuern zu zahlen.

Deutschland braucht EinwandererInnen, um der drastischen Altersentwicklung in der Bevölkerung entgegenzuwirken. Aufgrund höherer Lebenserwartungen auf der einen und zurückgehenden Geburtenraten auf der anderen Seite, steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung erheblich. Dies hat zur Folge, dass auf dem Arbeitsmarkt junge Kräfte fehlen und das bisherige Krankenkassen- und Rentensystem zusammenbricht. Daher bemüht sich die Regierung schon lange um ein "Zuwanderungsgesetz", das Deutschland zu einem Einwanderungsland macht.

*Vorurteil:* MigrantInnen sind krimineller als Deutsche.
*Falsch*: Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand kriminell wird, hängt nicht von der Nationalität, sondern von Faktoren wie Geschlecht, Alter und Wohlstand ab. Männer sind krimineller als Frauen, Menschen zwischen 15 und 30 krimineller als ältere, arme mehr als reiche. Letzteres hat auch damit zu tun, dass sich wohlhabendere Menschen auf Formen der Kriminalität verlegen, die nicht unbedingt erfasst werden (z.B. Steuerhinterziehung). Zwar gibt es Statistiken, die ZuwandererInnen eine höhere Kriminalitätsrate bescheinigen, aber wenn man die oben genannten Einflüsse heraus rechnet (z.B. dass die in Deutschland lebenden MigrantInnen im Durchschnitt jünger sind), so ergibt sich eine niedrigere Kriminalitätsrate als bei Deutschen. Zudem sind die meisten Delikte solche, die Deutsche gar nicht begehen können, nämlich Verstöße gegen das noch bestehende "Ausländergesetz" oder die rechtlichen Regelungen für AsylbewerberInnen (die z.B. die Stadt, in die sie gesteckt wurden, nicht verlassen dürfen). (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung).

Quellen und weitere Infos

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Autorin / Autor: basta-net.de, Astrid - Stand: 5. Juli 2005