Was du tun kannst

Angst zu deuten wissen

Wer Panik hat, den Lift zu benutzen, ein Flugzeug zu besteigen oder mit dem Auto zu fahren, weiß buchstäblich nicht, wo er eigentlich steht. Dass jemand, der seine eigene Position nicht kennt, auch nicht gerne reist, ist nur verständlich. Denn jede noch so kurze Reise hat einen Hauch von Abenteuer, ist ein Aufbruch ins Ungewisse. Totale Sicherheit gibt es nun mal nicht. Wer sich seiner selbst nicht gewiss ist, hasst es leicht, sich Maschinen anzuvertrauen und sich von ihnen transportieren zu lassen. Eher geht er zu Fuß - oder bleibt von vornherein zu Hause.

Schritt für Schritt befreien

Wie kannst du lernen, dein eigenes Leben wieder selbst zu steuern? Patentrezepte gibt es nicht, aber eine gute Nachricht: Angsterkrankungen haben wesentlich bessere Heilungschancen als oftmals Essstörungen. Viele Menschen werden die Panikattacken nach einiger Zeit wieder los, indem sie zusehends festen Boden unter den Füßen gewinnen. Du darfst dich von der Krankheit einfach nicht einschüchtern lassen, sondern musst unbedingt herausfinden, was dich eigentlich ausmacht, was du dir für die Zukunft wünscht und wie du deine Pläne realisieren könntest.

Stichwort Medikamente

Alle Mittel haben kleine oder größere Nebenwirkungen, manche bewirken auch Spätschäden. ÄrztInnen, die gerade Jugendliche einfach nur "volldröhnen", handeln verantwortungslos. Davon gibt es leider einige. Dennoch können Medikamente als reine Starthilfe manchmal nützlich sein. Das Gehirn ist nach jahrelanger Angst im höchsten Maße überreizt und lässt sich durch chemische Regulierung ein wenig beruhigen. Hilfreich, wenn jemand zum Beispiel so durchgedreht ist, dass er andernfalls noch nicht einmal den Weg zur Therapeutin schaffen würde. Es ist aber notwendig, sich regelmäßig mit seinem Neurologen zu besprechen, ob man nicht die Dosis herabsetzen oder das Zeug auch ganz absetzen könnte.

Ganz wichtig

  • Therapeutin suchen
    Medikamente alleine bewirken keine grundlegende Veränderung. Wer Angststörungen hat, muss eine Psychotherapie beginnen. Darüber, wie man die "richtige" Therapeutin findet, haben wir in den anderen Psycho-Artikeln schon viel geschrieben. Eine gute Therapeutin kann dir dabei helfen, herauszufinden, was du eigentlich möchtest. Wenn du deinen Wünschen konsequent auf der Spur bleibst, sollten die Panikattacken eigentlich nach und nach verschwinden.
  • Mutti und Vati rausschmeißen
    Deine Eltern kümmern sich "rührend" um dich? Sie machen sich "solche Sorgen" und werden von der ganzen Verwandtschaft bedauert, dass sie Kummer mit "ihrem" angstgeschüttelten Kind haben? Versuche, sie dir vom Leib zu halten. Manchmal kann ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik ganz heilsam sein - vorausgesetzt, deine Eltern bleiben ihr fern. Lerne es auszuhalten, ohne sie mit deinen Ängsten fertig zu werden. Du wirst dich hinterher so viel besser fühlen. Und gute Eltern freuen sich letztlich mehr über ein selbständiges Kind als über ein abhängiges.

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Autorin / Autor: Stephanie Sellier - Stand: 18. Januar 2002