Porentief

Die Haut ist unser Schutzschild, unser Warnsystem, unser Gesundheitsanzeiger. Weil sie viel kann, will man ihr auch viel Gutes tun. Manchmal zu viel!

haut; Copyriht Lizzynet

Die Haut, der menschliche Schutzschild, ist ein wahres Wunderwerk, das bisher nur in Bruchstücken wissenschaftlich erforscht ist. Sie hat bei einem erwachsenen Menschen eine Größe von 1-2 Quadratmetern, sie wiegt um die 10-12 Kilo und sie ist ein Organ – auch wenn die meisten Menschen bei dem Wort Organ wohl eher an Leber und Nieren denken. Ein Organ, das  unglaublich viele Funktionen erfüllt.
Die Haut atmet und schwitzt, sie wird braun, weiß, rot, gelb und blau und verrät damit jede Menge über unseren gesundheitlichen Zustand. Sie bildet Bläschen, Pusteln und Gänsehautpickel, sie speichert Wasser und erfüllt nicht nur eine wichtige Schutzfunktion, sondern ist auch unglaublich wichtig für die Sinneswahrnehmung: Insbesondere die Lederhaut ist gespickt mit Rezeptoren für Kälte, Wärme, Schmerz und Druck – insgesamt sind es an die 320 Rezeptoren pro Quadratzentimeter Haut wohlgemerkt!. Auf den einen kleinen Quadratzentimeter quetschen sich dann noch 100 Schweißdrüsen sowie 40 Talgdrüsen und diverse andere herumschwimmende Zellen.

*Streicheleinheiten machen froh*
Kein Wunder also, dass eine Hand auf der Stirn bei Kopfschmerzen ebenso Wunder wirken kann wie ein tröstendes Streicheln bei Kummer. Neugeborene nehmen über die Haut Kontakt zur Mutter auf, fehlt dieser Hautkontakt, bildet sich das Immunsystem weniger gut aus, wie Studien mit Frühchen zeigen. Lange war unklar, warum das so ist, auch wenn man schon in den 90er Jahren herausgefunden hatte, dass Ratten bei häufigem Streicheln und sanften Massagen das Glückshormon Oxytocin ausschütteten. Aber ob das beim Menschen genau so ist, war fraglich. Erst im Jahr 2002 konnten schwedische ForscherInnen zeigen, dass wahrscheinlich das bislang nahezu unerforschte so genannte C-taktile oder CT-Netzwerk der Haut, das aus leitenden Nervenfasern besteht, für das Wohlbefinden bei Streicheleinheiten sorgt. Eine Patientin, die Berührungen nicht mehr spüren konnte, fühlte sich bei sanftem Streicheln an behaarten Hautpartien dennoch wohl – ohne genau zu wissen warum. Die WissenschaftlerInnen vermuten, dass das CT-Netzwerk nicht nur für die Übermittlung von Gefühlen, sondern auch für die Ausschüttung von Glücksgefühlen zuständig sein könnte.

*Für jeden Zentimeter ein anderes Pflegeprodukt?*
Das unglaubliche Nervengeflecht und die zahlreichen Rezeptoren der Haut sorgen für ihre zahlreichen Fähigkeiten – die Haut spürt Kälte und Wärme, Druck und Feuchtigkeit, Vibrationen und Schmerzen, und ohne sie wäre das so oft zitierte Fingerspitzengefühl wohl kaum etwas wert. Die Haut kann viel und verrät viel, darum meint man, man müsse möglichst viel mit ihr anstellen. Das will uns auch die Kosmetikindustrie suggerieren, die ja geradezu so tut, als könne die Haut gar nicht funktionieren ohne alle die Wässerchen, Cremes und Lotionen, Masken und Peelings, ohne Collagen und Liposome, wertvolle Vitamine und wie auch immer geartete Sauerstoff-Active-Peeling-Kügelchen. Scheinbar braucht man Creme für die Augen und für die Lippen, für die zarten Gesichtspartien und für die Füße, die Beine, die Hände und natürlich für die berühmt berüchtigten Problemzonen, die womöglich mit einer schlimmen Zellulitis ausgestattet sind, und darum natürlich eine ganze Reihe weiterer Pflegeprodukte benötigen (deren Wirksamkeit bislang nicht belegt werden konnte). Ja, wer ein großes Badezimmer und große Kosmetikschränkchen hat, kann sich ein ganzes Arsenal an Wundermittelchen zulegen und nicht, dass jemand auf die Idee käme, junge Haut bedürfe solch aufwändiger Pflege nicht – doch! Auch die junge Haut muss mit teuren Produkten gepflegt werden – das zumindest wünschen sich die Hersteller.

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Autorin / Autor: Sabine Melchior - Stand: 19. Januar 2005