Starke Mädchen - harte Frauen

Frauen im Boxring

Was bringt Frauen dazu, sich im Boxring zu messen? Das lässt sich so ohne weiteres nicht in einem Satz erklären, und die Gründe sind sicherlich bei jeder Boxerin anders. Boxen fesselt: Vielleicht übt ja der Gedanke der Bewunderung eine Faszination aus. Bewundert werden wegen der Kraft und wegen des Mutes, den die Kämpferinnen beweisen müssen. Oder ist es die Härte, mit der man der Gegnerin gegenüber tritt? Oder einfach nur der Spaß an der Bewegung? Das Gefühl, mit den eigenen Fäusten eine gewisse Macht und Gefährlichkeit zu besitzen, den eigenen Körper völlig unter Kontrolle zu halten und dann in Bruchteilen von Sekunden explodieren zu lassen? Einer Gegnerin gegenüber zu stehen und keine Wahl zum Rückzug zu haben? Dabei den Körper bis an die Schmerzgrenze zu treiben und topfit zu sein? Wahrscheinlich ist es die gute Mischung aus all diesen Gründen.

Zur Geschichte des Frauenboxens

Die Geschichte des Frauenboxsports hat ihre Wurzeln weitaus früher, als wir wahrscheinlich denken: bereits 1776 trat in England das Geschwisterpaar George und Grace Maddox gemeinsam bei Schauboxkämpfen auf Jahrmärkten auf, und im Berliner Metropol und im Berliner Friedrichstadtpalast wurden 1920 Wettbewerbe im Damenboxen veranstaltet. Anfangs fühlten sich mehr die Frauen zum Boxsport hingezogen, die schon als junges Mädchen nicht dem klassischen Bild des weiblichen Geschlechts entsprachen und sich lieber mit den Jungs rauften. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts zeigten immer mehr Frauen aus allen Schichten Interesse am Boxsport und wurden selbst aktiv.

Heute tragen auch Fitnesstrainings und Selbstverteidigungskurse dazu bei, das Boxtraining bei Frauen attraktiv zu machen, da sich die Sportarten inzwischen mischen. Mit dem Boom kam vermehrt die Erkenntnis, dass der Boxsport ein sehr ausgeglichenes und effizientes Training ist. Alle Fitness-Varianten mit integriertem Boxen verbuchen inzwischen einen massiven TeilnehmerInnenzuwachs, während die Mitgliederzahlen des klassischen Boxens für Männer eher rückläufig sind. Fitnessboxen, Tae-Bo, Cardio-Kickboxing, Aero-Boxing sind trendy. Die faszinierende Atmosphäre des klassischen (Frauen-)Boxens wird aber wohl immer den Boxclubs vorbehalten bleiben.

Der Star am Boxerinnen-Himmel

Der Frauenboxsport ist nicht erst bekannt, seit Regina Halmich im „Show-Kampf“ gleich zweimal gegen Stefan Raab antrat (der nebenbei erwähnt beide Male gegen sie ganz schön alt aussah). Das Fernsehen pushte das Frauenboxen speziell in den letzten fünf Jahren, sodass der Boxsport auch in den Reihen der Frauen salonfähig geworden ist. Es ist klar, dass Damenboxen ein ernst zu nehmender Sport ist, der recht wenig mit Schlägerei und noch weniger mit zierlichem Sport zu tun hat.

Die Kehrseite der Medaille

Der Deutsche Sportbund erkennt Frauenamateurboxen bis heute nicht als Leistungssport an. Der Internationale Boxverband (AIBA) hat erst kürzlich erreicht, dass Frauenboxen bei den Olympischen Spielen 2012 als Demonstrationssport aufgenommen wird.

Autorin / Autor: Susanne Hehl - Stand: 30. Juli 2007