Gesünder durch Vitamintabletten & Co.?

Gehören Vitamin C, Calcium & Co. in jeden gut sortierten Küchenschrank?

Vitamin C-Pulver, Multivitamin-Tabletten, Zink- und Selen-Kombipräparate – mindestens ein Regal im Supermarkt ist voll von den Tabletten und Pulvern, die der Gesundheit den ultimativen Kick verschaffen sollen. Dasselbe Angebot, oft noch größer, bieten Apotheken, Drogerie-Märkte und Reformhäuser feil. Doch welche dieser Pillen und Pulver nützen wem und in welcher Situation? Gehören Vitamin C, Calcium & Co. in jeden gut sortierten Küchenschrank?

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel sind laut Lebensmittelrecht schlicht Lebensmittel, aber in Pulver- und Tablettenform. Das heißt, an sie werden dieselben rechtlichen Ansprüche gestellt wie an Lebensmittel. Sie sind so herzustellen oder zu behandeln, dass ihr Verzehr nicht die Gesundheit schädigt. In der Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel (vom 24. Mai 2004) heißt es genauer: Ein Nahrungsergänzungsmittel oder Supplement ist ein „Lebensmittel, das

  • 1. dazu bestimmt ist, die allgemeine Ernährung zu ergänzen,
  • 2. ein Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer [heißt: zur Unterstützung normaler Körpervorgänge, Anm. der Redaktion] Wirkung (…) darstellt und
  • 3. in dosierter Form, insbesondere in Form von Kapseln, Pastillen, Tabletten, Pillen und anderen ähnlichen Darreichungsformen (…) zur Aufnahme in abgemessenen kleinen Mengen, in den Verkehr [heißt: in den Handel, Anm. der Redaktion] gebracht wird.“

In Satz 2 der Verordnung heißt es

„Nährstoffe im Sinne dieser Verordnung sind Vitamine und Mineralstoffe, einschließlich Spurenelemente“. Darüber hinaus dürfen die Produkte weitere Stoffe enthalten (zum Beispiel Pflanzenauszüge).

*Nahrungsergänzungsmittel sind keine geprüften Arzneimittel*
Wenn Nahrungsergänzungsmittel wie Lebensmittel behandelt werden, heißt das aber auch, dass sie – anders als Arzneimittel – keiner besonderen Prüfung durch eine unabhängige Behörde unterliegen, bevor sie im Handel auftauchen. Wer in Deutschland ein Nahrungsergänzungsmittel in den Verkehr bringt, ist verpflichtet, ein Packungsetikett an die zuständige Behörde (das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) zu senden. Die Lebensmittelüberwachung prüft, ob die lebensmittelrechtlichen Bestimmungen (Gesundheitsschutz, Kennzeichnung) eingehalten wurden. Diese Bestimmungen sind leicht zu umgehen, wenn die Produkte, zum Beispiel über das Internet bestellt, aus dem Ausland auf dem Postweg direkt zum Konsumenten gelangen.

Das heißt aber auch: Der/die Verbraucher/in ist weitgehend auf sich gestellt, wenn er/sie die Eignung eines Nahrungsergänzungsmittels für sich prüfen möchte. Ein Arzneimittel wird für einen bestimmten Zweck zugelassen, zum Beispiel als Mittel gegen Kopfschmerzen oder gegen Durchfall. Der Hersteller muss die Wirksamkeit vor der Zulassung beweisen. Der zugelassene Zweck wird auf dem Produkt vermerkt. Nahrungsergänzungsmittel sind dagegen Lebensmittel. Ob sie nützen und in welchen Fällen, darf, weil sie rechtlich betrachtet Lebensmittel sind, nur sehr allgemein deklariert werden. Werbeaussagen in Bezug auf Krankheiten sind nicht erlaubt.

*Wer kauft Nahrungsergänzungsmittel?*
Nahrungsergänzungsmittel sind in vielen deutschen Haushalten präsent. In einer niedersächsischen Untersuchung nahmen 36,1 % der Bevölkerung zum Zeitpunkt der Befragung Supplemente. Frauen konsumierten mehr Nahrungsergänzungsmittel als Männer (40,4 % der Frauen gegenüber 31,5 % bei den Männern). Mit zunehmendem Alter stieg der Konsum an: 47,7 % der Rentner griffen regelmäßig zu Vitamin- und Mineralstoff-Pillen. Besonders beliebt sind Multivitaminpräparate, gefolgt von Magnesiumtabletten, Calciumpillen und Vitamin C-Supplementen.

Interessanterweise sind es gerade die besonders gesundheitsbewussten Verbraucher, die zu Supplementen greifen. Wer sowieso gesundheitsbewusst denkt und lebt, greift eher zusätzlich zur Vitamintablette als jemand, der sich für seine Gesundheit wenig interessiert. Provozierend könnte man sagen: Es nehmen gerade die Personen Nahrungsergänzungsmittel, die es am wenigsten nötig haben. Doch wer hat Nahrungsergänzungsmittel nötig?

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Autorin / Autor: Stephanie Wetzel / www.talkingfood.de - Stand: 17. November 2005