Spieglein, Spieglein.... - Teil 3

Das Streben nach einem unerreichbaren Schönheitsideal kann auch das Symptom einer psychischen Erkrankung sein.

1. Preis: Fettabsaugen

Vor ein paar Jahren noch wurde kritisch über Schönheitsoperationen berichtet, etwa wenn über die vollkommene Gesichtsverstümmelung des Michael Jackson gelästert oder über das Ersatzteillager Cher gespöttelt wurde. Heute findet man statt kritischen Berichten eher Tipps und Adressen für die günstigsten Kliniken. Tageszeitungen und Radiosender verlosen sogar Schönheitsoperationen, als sei das etwas Harmloses wie eine Sitzung bei der Kosmetikerin. 350.000 Deutsche ließen sich im Jahr 2000 nach einer Forsa-Umfrage durch plastische Chirurgie verschönern und die PatientInnen werden immer jünger.
Und anstatt mal zu hinterfragen, warum junge hübsche Frauen wie Britney Spears oder Vize-Superstar Juliette es überhaupt nötig haben, sich die Brüste vergrößern zu lassen, werden sie auch noch hemmungslos bewundert.

Unglückliche Mogelpackungen

Natürlich können Schönheitsoperationen bei Missbildungen und Erkrankungen, nach Unfällen oder Operationen ein echter Segen sein, den man niemanden vorenthalten sollte. Für Jugendliche sollten Operationen aber nur in solchen Fällen in Betracht gezogen werden. Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen oder Nasenkorrekturen bei noch nicht ausgewachsenen Menschen können später zahlreiche Nachkorrekturen erforderlich machen. Man kann eben mit 16 nicht voraussehen, ob mit 20 nicht alles ganz anders aussieht – in jeder Hinsicht. Wer ein minimales Abweichen vom ohnehin unrealistischen Schönheitsideal als schweren Makel empfindet und seinem Körper deshalb die Strapazen einer Vollnarkose und einer nicht ungefährlichen Operation zumutet, hat in erster Linie ein psychisches Problem und sollte sich Hilfe suchen. In der Psychologie nennt man diese Selbstwahrnehmungsstörung "Dismorphophobie". Viele, die einmal erfahren haben, dass man den Körper mit dem nötigen "Kleingeld" umdesignen kann, können nicht mehr damit aufhören (siehe Michael Jackson). Ihre Unzufriedenheit verbinden sie mit immer neu entdeckten Mängeln an ihrem Äußeren und merken gar nicht, dass sie die wahre Ursache ihres Unwohlseins eben nicht einfach weg- oder umoperieren können. Der Wahn, alles Körperliche kontrollieren und bestimmen zu können, ist dann nicht weit entfernt vom selbstverletzenden Verhalten oder Menschen, die sich willentlich zu Tode hungern.

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Autorin / Autor: ~sabine~ - Stand: 22. Mai 2003