Aesthetic

Wettbewerbsbeitrag von Lari, 13 Jahre

Ich versuchte die Tränen weg zu blinzeln, die mir einmal wieder den Blick vernebelten. In letzter Zeit hatte ich viel geweint. Ich hoffte, dass es bald vorbei sein würde und drückte Norine noch fester an mich. Sie lachte während sie ebenfalls weinte. Und das war eine echte Seltenheit. Meine sture, dickköpfige, taffe beste Freundin war eigentlich jemand, der nicht oft weinte. Aber der Abschied voneinander schien ihr genau so nah zu gehen wie mir. 

„Musst du unbedingt nach Schweden, um Kunst zu studieren? In Kalifornien gibt es doch auch gute Universitys.“ sagte sie. Sie konnte mich aber nicht mehr umstimmen. Das wusste sie eigendlich auch. Ich legte traurig den Kopf schief. „Nein. Ich muss hier weg! Es ist zu viel passiert“, sagte ich traurig. In Norines Augen flackerte Mitgefühl auf. „Es ist nicht deine Schuld, Lu.“ Ich wusste, dass sie mir mir nur helfen wollte, aber sie machte es mit ihrem Mitgefühl nur noch schlimmer. Ich wollte nicht über meinen Dad reden. Mit niemandem. Ich wollte so tun, als wär alles gut. Das war es ja auch ,wenn ich einfach neu begann. Lund war die perfekt Gelegenheit über all den Kummer und schmerz hinweg zu schauen und ein neues Leben voller Freude und besonders voller Kunst zu beginnen.

Ich schaute an Norine vorbei zur Anzeigetafel, wo mein Flug unter bereist angekommen  angezeigt wurde.Ich gab ihr einen Freundschaftlichen Kuss auf die Nasenspitze . „Ich verspreche dich ich ruf dich jeden Tag an.“ Sie zog eine  Braue hoch und sah mich streng an. „Wehe du findest in Lund eine neue beste Freundin.“ Sagte sie und ich grinste nur frech und ging durch das Gate zu meinem Flugzeug.Ich drehte mich nicht noch einmal um.

Nach ein paar Stunden landete das Flugzeug und ich war auf dem weg zum Bahnhof von Stockholm. Eigendlich hätte ich mir bei sechs Stunden Zugfahrt auch schon im voraus denken können wie nervenaufreibend das ganze gewarte auf die verspäteten Züge, das sitzen und stehen und das Gedrängel sein würde. Nach sechs einhalb Stunden, einem verspanntem Nacken, geplatzten nerven  und einem verschüttetem Bahnhofkaffe hatte ich den Bahnhof  von Lund endlich erreicht.

Im Vorfeld hatte ich mich bei einer WG beworben in der die Mädels ebenfalls alle Englisch sprachen. Zum Glück hatten sie mich angenommen. Und nun stand ich da bekleckert mit Kaffe in meiner alten grauen Jogginghose und meinem kuschelpulli und sah die drei grinsend am Bahnsteig stehen. Zumindest ging ich schwer davon aus das es meine neuen Mitbewohnerinnen wahren denn sie hielten ein großes Schild auf dem Herzlich Willkommen an der  Lund University of art , Luica!    Stand.

Ja, sie waren es. Auf dem Weg zu unserer Wohnung erfuhr ich auch ihre Namen und einiges mehr über sie. Da war Jolee, sie war die jüngste von allen und kam aus einer Kleinstadt in Texas. Sie machte gerade ihr zweites Semester. Genau wie Elaine und Nea. Nea war die elteste. Sie hatte ein paar Jahre in den Staaten gewohnt da ihre Elter mit ihr dort hin aus gewandert waren als sie fünfzehn war. Sobald es ihr aber möglich gewesen war war sie zurück nach Schweden gegangen und studierte hier jetzt Kunstgeschichte. Und noch Elaine. Ich mochte sie von allen drein am meisten. Sie kam aus New York und war das komplette Gegenteil von meiner besten Freundlich.  Sie war Freundlich, aufgeschlossen und auf garnichts außer Kunst fest gelegt. Ich mochte sie alle drei und war mir sehr sicher das wir einen gute gemeinsame Zeit haben würden. 

Ich hatte mit meiner Vermutung, dass wir eine schöne Zeit haben würden sehr richtig gelegen. Mittlerweile war ich seit mehr als drei Monaten in Lund und hatte mich gut Eingelebt. Es war so als würde ich Elaine, Nea und Jolee schon mein ganzes Leben lang kenne.

„verdammt noch mal Lu! Du hast mir versprochen das du in dem Weihnachtsferien uns besuchen kommst! Was ist mit der Mam, deiner Granny und was ist mit mir? Bin ich dir garnicht mehr wichtig?“ ich hielt mein Handy von meinem Ohr weck weil ich es nicht leiden konnte mich mit Norine zu streiten. Trotzdem konnte ich sie gut verstehen da sie so laut schrie.

„Versuch mal mich zu verstehen!“ sagte ich aufgebracht. „Ich will hier bleiben! Mich hält nichts mehr in San Joes! Ich hab mit allem abgeschlossen, Nor‘!“ ich wusste das es nicht fair war und das ich sie im stich ließ aber ich wollte einfach nicht zurück. Dort waren viel zu viele Trauringe Erinnerungen und ich wusste das sie mich erdrücken würden wenn ich wieder zurück nach San joes ging. Außerdem wollte ich zusammen  mit Elaine, Nea, Jolee, Hannnah, Trystan und Elijah an die Küste fahren, wo Nea das Haus ihrer Oma gerbt hatte um dort Weihnachten zu verbringen.

Hannah und Trystan  hatte ich in meinem Kunstkurs kennen gelernt. Am Anfang wahren sie nur beste Freunde gewesen aber als Hannah mir und Elaine gestand das sie sich in Trystan verliebt hatte, hatten wir alles daran gelegt die beiden zu verkuppeln. Es war nicht sehr schwer gewesen und tatsächlich waren die beiden jetzt schon etwa einen Monat zusammen. Elijah war der beste Freund von Trystan. Ihn hatte ich bei einer der Partys der Wohngemeinde kennen gelernt.Ich hatte keine Ahnung wie ich uns betitelte sollte.Wir wussten das wir einander mochten und da war auch irgendwo noch mehr als Freundschaft aber bis jetzt hatte noch keiner den ersten schritt gemacht. Was auch stimmte und dazu bei trug das ich nicht zurück nach  San joes wollte, da ich ihn dann so lange nicht sehen würde. Vielleicht war es albern aber in meinem Kopf  ergab es Sinn.

„Du hast dich so verändert Lu.Früher hast du Familie über alles gestellt und jetzt willst du sie nicht mal zu Weihnachten sehen.“ Ich hatte Norine schon fast vergessen aber sie war immer noch da und noch angepisster als vorher. Ich wollte nicht mit ihr streiten. „Ja. Stimmt. Aber was hat mir das gebracht?“ Meine stimme klang Tonlos und plötzlich fühlte ich mich verdammt mies weil ich in letzter Zeit garnicht an meinen Dad gedacht hatte.Norine schien das allerdings nicht zu interessieren und war mittlerweile in rage. „Du bist so eine falsche Freundin! Nutz deinen Toten Vater als ausrede! Komm drüber hin weck Luica oder nutz es zumindest nicht als Ausrede!“ donnerte sie. „das ist keine ausrede.“ Ich schloss entnervt die Augen.

Genau in  diesem Moment kam Nea rein. „Lu, er-“ als sie sah das ich telefonierte und meinen entfernten Gesichtsausdruck registrierte,  kniff sie die Augen zusammen. „Norine?“ flüsterte sie. Ich nickte. „Sorry, wollte nicht stören!“ flüsterte sie zog den kopf ein und ging mit erhobenen Händen rückwärts aus dem Zimmer.

Ich nutze die Chance trotzdem aus. „Ich muss jetzt los!“ sagte ich und wartete nicht mal ab ob Norine etwas erwiderte sondern legte direkt auf.

Immer noch reichlich angepisst stand ich von meinem Bett auf und betrachtete mein äußeres im Spiegel. Ich trug ein einfaches weißes crop Top und eine lockere Carohose die mal ein teil von einem Schlafanzug gewesen war.

Ich überlegte wes wegen Nea rein gekommen war, konnte mich aber besten willens nicht mehr daran erinnern. Der einzige Weg um es herraus zu finden  war nach zu sehen aber meine Motivation dazu hielt sich in grenzen., weshalb ich beschloss mich einfach wieder in mein Bett zu legen und an der Zeichnung weiter zu malen mit der ich angefangen hatte. Nach einer weile klopfte es an der Tür. Ich hatte damit gerechnet das Nea, jolee, Elaine oder auch Hannah rein kam da sie auch oft bei uns übernachtete. Womit ich nicht gerechnet hatte war das es Elijah  war.

„Hey“ sagte er unsicher. Ich lächelte nervös. „Hi“.

Nie in meinem Leben hätte ich gemacht das mich die alleinige Abwesenheit einer Person dermaßen Aus dem Konzept bringt. Vor ein paar Monaten in San Joes war ich mir eine Zeit lang sicher gewesen ich würde meines schlechten Gewissens wegen nie wieder leben wie andere Leute in meinem Alter.Aber mit Lund hatte ich eine neue Chance mich selbst zu erfinden.Die anderen hegten keine Vorurteile mir gegenüber und ich konnte ein wer ich sein wollte und sein wer ich wirklich war. Und das war es ja worauf es  ankam oder?

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Am 27. November 2022 fand die Lesung zum Schreibwettbewerb VERWANDELBAR statt, bei der fünf der Gewinner:innen ihre wunderbaren Texte präsentierten. Moderiert wurde die Lesung durch den Autor Manfred Theisen, der auch Mitglied der Jury war.

Autorin / Autor: Lari, 13 Jahre