Neuer Job über drei Ecken

Studie: Entferntere Bekannte sind offenbar nützlicher bei der Jobsuche als Freund*innen oder Verwandte

Bei der Suche nach einem neuen Job kann der Freund eines Freundes oder eine entfernte Bekannte offenbar hilfreicher sein als eine enge Freundin oder ein Familienmitglied, so eine neue Studie mehrerer amerikanischer Universitäten, die sich auf Daten von LinkedIn, einem sozialen Netzwerk für Berufstätige, bezieht. Dieses Ergebnis stärkt die sozialwissenschaftliche Theorie der so genannten "Stärke schwacher Bindungen". Dabei wird davon ausgegangen, dass schwache Verbindungen - z. B. Bekanntschaften im Vergleich zu engen Freundschaften - für die Weitergabe von Informationen in sozialen Netzwerken durchaus bedeutsam sind. Die aktuelle Studie zog unter anderem diese Theorie heran, um zu erklären, warum die nützlichsten Kontakte bei der Jobsuche nicht enge Freund_innen oder die Familie sind, sondern eher diejenigen in unseren sozialen Netzwerken, von denen man am wenigsten erwartet, dass sie einem helfen könnten oder wollten. Forschende gehen davon aus, dass diese "schwachen Bindungen" den Zugang zu vielfältigen und neuen Informationen ermöglichen, weil sie eine Brücke zwischen ansonsten unverbundenen sozialen Kreisen bilden.

Obwohl die Theorie der schwachen Bindungen zu einem Eckpfeiler der modernen Sozialwissenschaft geworden ist, haben sich kausale Tests dieser Theorie als schwierig erwiesen. Darüber hinaus haben neuere groß angelegte Korrelationsstudien widersprüchliche Ergebnisse erbracht, was zu einem scheinbaren "Paradoxon der schwachen Bindungen" geführt hat. Anhand von Daten von LinkedIn haben Karthik Rajkumar und Kolleg_innen diese Theorie genauer untersucht. Dabei nutzten sie Variationen von LinkedIns Schlüsselmerkmalen, dem so genannten "People You May Know"-Algorithmus, der Nutzer_innen neue Verbindungen empfiehlt, und verfolgten die Effekte schwacher Bindungen in den sozialen Netzwerken von mehr als 20 Millionen Menschen über einen Zeitraum von fünf Jahren. In diesem Zeitraum wurden 2 Milliarden neue Verbindungen und 600.000 neue Arbeitsplätze verzeichnet.

Ihre Studie kam zu dem Ergebnis, dass die schwächsten Bindungen den größten Einfluss auf die berufliche Mobilität hatten, während die engsten Bindungen den geringsten Einfluss hatten. Allerdings zeigten sich auch Unterschiede je nach Branche: während schwache Bindungen zu einer höheren Arbeitsplatzmobilität in Hochtechnologiebranchen verhalfen, zeigte sich dieser Effekt weniger stark in einfacheren Jobs.

Solltet ihr also einen neuen qualitativ hochwertigen Job suchen, fragt nicht eure beste Freundin, sondern die Bekannten ihrer Bekannten ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung