Zoom-müde?

Videokonferenzen müssen nicht anstrengender sein als echte Treffen. Zumindest wenn das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit stimmt, sagen Forscher_innen.

Seid ihr die Videokonferenzen und Meetings und Webinare leid? Fühlt ihr euch nach einem zweistündigen Online-Meeting erschöpft? Erschöpfter als wenn das real stattgefunden hätte? Gibt es wirklich so etwas wie eine "Zoom Fatigue" (Zoom Müdigkeit) und wird sie umso schlimmer, je länger das Online-Meeting dauert? Mit diesen Fragen haben sich Forscher_innen um Andrew Bennett von der Old Dominion University beschäftigt, die sich selbst nach Online-Meetings oft ausgelaugt fühlten und den Ursachen dafür auf den Grund gehen wollten. Sie untersuchten, ob etwa das ständige Anstarren des eigenen Gesichts zu dieser Erschöpfung führt, oder ob es der nahe Anblick der anderen Gesichter ist, der anstrengt.

*Die Gruppenzugehörigkeit macht den Unterschied*
Die Forscher_innen vermuteten, dass das Anschalten der Kamera und die Länge hauptverantwortlich für die Ermüdung seien, was sich in ihrer Studie mit 55 Angestellten aus unterschiedlichen Berufsfeldern überraschenderweise aber nicht bestätigte. Die Testpersonen wurden an fünf aufeinander folgenden Tagen mit Videokonferenzen im Rahmen ihrer Berufstätigkeit stündlich zu ihrem Videokonferenz-Erlebnissen befragt: wie erschöpft sie sich fühlen, wie aufmerksam sie sind, wie zugehörig sie sich zur Gruppe fühlen, wie lange die Meetings dauern usw.

Dabei kam heraus, dass weniger die Länge oder das Anlassen der Kamera den Erschöpfungsgrad beeinflussen, sondern vor allem das Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe. Fühlten sich die Teilnehmenden sehr zugehörig, waren sie im Anschluss auch weniger erschöpft. Und es schien, dass Video-Konferenzen am frühen Nachmittag einen weniger ermüden als zu anderen Zeiten.

Aus ihren Ergebnissen leiteten die Forschenden folgende Empfehlung für Video-Meeting ohne Ermüdungserscheinungen ab:

  • Video-Konferenzen möglichst am frühen Nachmittag veranstalten
  • Plaudereien über gemeinsame Interessen und Hobbies vor oder nach dem Meeting oder in Break out Rooms ermöglichen. Sie steigern das Gruppengefühl.
  • Einheitliche Meeting-Regeln etablieren – etwa, dass alle die Kamera anhaben und nebenbei keine anderen Arbeiten erledigen.
  • Regelmäßige Pausen einlegen, in denen mal woanders hingeschaut werden kann oder die Teilnehmenden kurz aufstehen und herumlaufen

Die Wissenschaftler_innen schließen mit der Empfehlung, dass auch nicht zwingend alles in Videokonferenzen abgehandelt werden müsse. Sie seien zwar in diesen Zeiten sehr nützlich, aber manchmal sei eben auch eine E-Mail oder ein Telefonanruf besser geeignet und effektiver.

Die Studie ist im Journal of Applied Psychology erschienen.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung (via eurekalert.org) / Redaktion