"Heißzeit" ist das Wort des Jahres 2018

Der Begriff verweist auch auf eines der gravierendsten, globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts, den Klimawandel.

Schon mal den Begriff "Heißzeit" gehört? Das ist das Wort des Jahres 2018, wie die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden mitteilte. Möglicherweise ist euch der Begriff noch gar nicht so wirklich untergekommen, aber bestimmt habt ihr die Heißzeit selbst hautnah miterlebt, denn der Begriff bezieht sich auf den extrem heißen Sommer 2018.
Der Ausdruck thematisiert aber nicht nur eine Phase großer Hitze, die gefühlt von April bis November dauerte. Ebenfalls angedeutet werden soll eines der gravierendsten globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts, der Klimawandel. Nicht zuletzt ist Heißzeit eine interessante Wortbildung, finden die Sprachforscher_innen. Mit der lautlichen Analogie zu Eiszeit erhält der Ausdruck über die bloße Bedeutung ›Zeitraum, in dem es heiß ist‹ hinaus eine epochale Dimension und verweist möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode.

*Funklochrepublik und Ankerzentren*
Auf Platz 2 wählte die Jury *Funklochrepublik*. Vor allem im ländlichen Raum ist in Deutschland die Mobilfunkabdeckung vergleichsweise schlecht, was spätestens seit dem letzten Bundestagswahlkampf ein politisches Thema ist. Ob der neue Mobilfunkstandard 5G »an jeder Milchkanne nötig« sei oder nicht, wurde von Vertreterinnen und Vertretern der Großen Koalition intensiv diskutiert.

Mit der Einführung von *Ankerzentren* (Platz 3) wollte die Große Koalition das Problem der unkontrollierten Migration in den Griff bekommen. Das Erstglied Anker steht hier nicht für Fixierung oder Sicherung wie beim Anker eines Schiffs, sondern für »Ankunft, Entscheidung, Rückführung«, ist also eine Art Akronym (ein Wort, das aus Anfangsbuchstaben oder -silben anderer Wörter gebildet wird). In einem Ankerzentrum sollen Flüchtlinge untergebracht werden, bis sie in Kommunen verteilt oder aber – nach Ablehnung ihres Asylantrags – in ihr Herkunftsland abgeschoben werden.

Mit dem Satz *Wir sind mehr* (Platz 4) reagierte eine breite Öffentlichkeit auf fremdenfeindliche Kundgebungen in Chemnitz. Zunächst handelte es sich dabei um den Titel eines Konzerts »gegen Rechts«, zu dem im September mehr als 65.000 Besucher in die sächsische Stadt kamen.

*Strafbelobigt* (Platz 5) oder auch strafbefördert wurde Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesverfassungsschutzes. Er hatte sich mehrfach mit politischen Stellungnahmen weit aus dem Fenster gelehnt. Vor allem die SPD, aber auch Teile der CDU forderten seine Ablösung. Innenminister Seehofer hielt zunächst seine Hand über ihn und wollte ihn zum Staatssekretär im Innenministerium befördern, was die Große Koalition an den Rand des Bruchs brachte. Nach einer öffentlich gewordenen Politiker-Schelte Maaßens sah sich der Minister gezwungen, ihn in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.

Platz 6 belegt der Ausdruck *Pflegeroboter*. Das Wort steht stellvertretend für eine Diskussion um die Zukunft der Betreuung von Pflegebedürftigen und Kranken, in der in absehbarer Zeit Roboter den Platz von Pflegekräften übernehmen könnten. Der Roboter »Pepper« wurde 2018 als Prototyp vorgestellt.

Ein *Diesel-Fahrverbot* (Platz 7) wurde in verschiedenen deutschen Städten erlassen, um die Einhaltung einer EU-Richtlinie zu Stickstoffdioxid-Grenzwerten durchzusetzen. Dieselfahrzeuge älterer Bauart sind besonders umweltbelastend. Trotz zweier Spitzentreffen von Vertretern des Bundes, der Länder und der Kommunen, bei denen 2017 vereinbart worden war, mehrere Milliarden Euro für die Investition in sauberere Dieselmotoren zur Verfügung zu stellen, ließen sich die Fahrverbote nicht überall vermeiden.

Ein *Handelskrieg* (Rang 8) wurde von US-Präsident Trump als politisches Mittel der Wahl nicht nur der EU, sondern auch dem großen Konkurrenten China mehrfach angedroht. Handelskriege seien »gut und leicht zu gewinnen«, teilte Trump mit, um seinen Entschluss zu rechtfertigen, Strafzölle auf Stahl und Aluminium zu erheben.

Mit *Brexit-Chaos* (Platz 9) greift die GfdS-Jury ein Thema auf, das mehr oder weniger das gesamte Jahr 2018 begleitete. Die schwierigen Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens führten die Gefahr eines harten oder auch ungeordneten Brexits mit kaum auszudenkenden Folgen vor Augen und ließen eine Wortkreuzung zweiter Ordnung entstehen: gegenüber den Brexiteers (›Brexit-Befürwortern‹) gewannen die Bregretter (›Brexit-Gegner‹) immer mehr an Boden. War schon Brexit eine Wortkreuzung aus Britain und Exit, so erscheint Bregretter als Wortkreuzung aus Brexit und regret (›bedauern‹).

Platz 10 belegt der Ausdruck die *Mutter aller Probleme*. So hatte Innenminister Horst Seehofer die Migration bezeichnet und damit eine intensive Debatte ausgelöst, in deren Verlauf vielerlei als Mutter aller Probleme bezeichnet wurde: von der CSU bis zu Horst Seehofers Mutter. Die GfdS weist mit ihrer Wahl zugleich auf ein sprachliches Muster hin, wonach die Mutter aller … für das größte aller Exemplare einer Kategorie steht: die Mutter aller Schlachten (nannte Saddam Hussein 1990 den 2. Golfkrieg), die Mutter aller Bomben (warfen die USA 2017 über Afghanistan ab), die Mutter aller Niederlagen (erlebte die CSU bei der Landtagswahl 2018) usw.


*Keine Wertung, keine Empfehlung*
Die Wörter des Jahres wurden 2018 zum 42. Mal in Folge bekannt gegeben. Traditionell sucht die GfdS nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, sondern nach solchen, die das zu Ende gehende Jahr charakterisieren. Die Auszeichnung soll sprachliche Begriffe würdigen, die in besonderer Weise das gesellschaftliche (Er-)Leben, die politische Stimmung und den Zeitgeist widerspiegeln. Dabei geht es nicht darum, wie häufig ein Begriff genannt wird, sondern wie bezeichnend für das Jahr der Begriff ist und welche Popularität er genießt. Die Auszeichnung als "Wort des Jahres" ist nicht als Wertung oder Empfehlung zu verstehen, wie die GfdS betont.

Quelle:

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Autorin / Autor: Pressemitteilung GfdS / Redaktion - Stand: 14. Dezember 2018