Positiver Herdentrieb

Studie: Positive Online-Postings sind ansteckender als Meckereien

Lächelnde Hand; Bild: LizzyNet

Lasst ihr euch schnell von den Meinungen anderer Menschen beeinflussen - zum Beispiel bei Kommentaren auf Internetseiten oder bei Facebook? Und wenn ja, was würdet ihr sagen? Sind es eher die positiven oder die negativen Beiträge, die euch mitreißen?

Eine neue Studie des Massachusetts Institute of Technology hat herausgefunden, dass viele Menschen sich eher von den positiven Online-Meinungen anderer Leute beeinflussen lassen als von Meckereien. Und: Dieser "Herdeneffekt" taucht eher bei Themen wie zum Beispiel Politik auf.

Die in der Zeitschrift Science veröffentlichten Ergebnisse beschreiben ein Fünf-Monats-Experiment, das auf einer wichtigen Nachrichten-Website durchgeführt wurde. Dabei veränderte die Arbeitsgruppe systematisch über 100.000 positive Bewertungen auf bestimmte Kommentare, und überprüfte, wie diese Postings das Urteil über die Kommentare beeinflussten. Sie fanden heraus, dass die Kommentare, deren Bewertungen in eine günstige Richtung manipuliert worden waren, schneeballartig an Popularität gewannen; sie erhielten eine um 25 Prozent höhere Bewertung als andere Kommentare auf der Seite.

Dieses "Herdenverhalten" sei ganz normal bei positiven Signalen, erklärte Sinan Aral, einer der drei Autoren der Studie. Negative Bewertungen würden zwar auch mehr negative Urteile anziehen, aber diese Steigerung werde durch zusätzliche positive Reaktionen "ertränkt". Die Forscher nennen das einen "Korrektur-Effekt".

"Die Menschen sind skeptischer gegenüber negativem sozialen Einfluss", sagt Aral. "Sie 'korrigieren' eher eine negative Bewertung und geben darauf ein positives Votum."

Oberflächlich klingt das Phänomen der sozialen Positivität zu schön um wahr zu sein, aber Aral warnt davor, dass sich dadurch Meinungsbilder sehr stark beeinflussen lassen - politisch oder auf der Marketingebene.

"Diese positiven Bewertungen können auch Voreingenommenheit und Inflation mit sich ziehen", sagt Aral. "Die Immobilienblase war so ein Positivitätsrausch. Als sie platzte, verloren viele Leute ihre Ersparnisse und ihre Häuser."

Doch das Experiment zeigte auch Einschränkungen im Herdentrieb: Beiträge in den Rubriken "Politik" oder "Kultur und Gesellschaft" provozierten meist positivere Kommentarschleifen als diejenigen aus dem Ressort "Wirtschaft", "IT", "Spaß" und "allgemeine Nachrichten".

*Mehr Wissen über Massen*
Für Aral ergibt sich daraus, dass man so analytisch wie möglich vorgehen muss, wenn es zu kollektiven Entscheidungen kommt. "Will man die Weisheit der Massen nutzen, muss man vorsichtig sein, und ein gutes System entwickeln", so Aral.

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung; Bild: LizzyNet - Stand: 12. August 2013