Hemmt die Websuche die Kreativität?

Studie zum Fixierungeffekt: Wer im Internet nach Ideen sucht, bleibt gedanklich daran kleben und entwickelt nichts Neues.

Vor euch liegt ein weißes Papier und ihr braucht dringend eine kreative Eingebung. Was tut ihr? Erstmal googeln, was sich so für Ideen finden lassen? Vielleicht solltet ihr lieber erstmal mit anderen brainstormen oder eigene Ideen finden, denn es gibt Hinweise darauf, dass  die Internetsuche unsere Kreativität hemmt.

Das haben Forscher:innen der Carnegie Mellon University in einer Studie herausgefunden, die in der Zeitschrift Memory & Cognition veröffentlicht wurde. In der Studie wurden Testpersonen gebeten, sich neuartige Verwendungen für Schirme oder Schilde auszudenken. Dabei durften einige sich auch von Ideen im Internet inspirieren lassen, andere sollten selbst draufkommen. Dabei ergab sich kein großartiger Unterschied zwischen beiden Gruppen, als aber die Teilnehmenden in Gruppen arbeiten sollten, schien die Google-Gruppe in der Ideenfindung gehemmter - vor allem, wenn dort viele Lösungen zu finden waren.

Fixiert auf die bei Google präsentierten Lösungen

So gab es für die alternative Verwendung von Regenschirmen viele Suchergebnisse im Netz, für Schilde nur vergleichsweise wenige. Interessanterweise hatten die Teilnehmenden aber mehr Mühe, neue Ideen für Regenschirme zu entwickeln - vielleicht, weil die online verfügbaren Vorschläge ihr Denken einschränkten. Im Gegensatz dazu ließ das Fehlen bereits vorhandener Ideen für Schilde mehr Raum für die Entfaltung der Kreativität.

Dies könnte ein Beispiel für den so genannten „Fixierungseffekt“ sein. Dieser besagt, dass wir beim Aufzeigen einer möglichen Lösung dazu neigen, ähnliche Lösungen wie diese zu finden. Wir kleben sozusagen an ihr fest und sind weniger in der Lage, neue, eigene und ganz andere Lösungsideen zu entwickeln.

Unkreativ durch Online-Suche?

Die Wissenschaftler:innen betonen, dass Online-Suche uns nicht zwangsläufig unkreativer macht, aber dass erforscht werden muss, wie wir sie so nutzen können, dass sie unser Denken beflügelt und nicht einschränkt. Ihre Empfehlung ist also nicht, Suchmaschinen und KI-Tools zu meiden, sondern zu überlegen, wie man sie produktiver nutzen kann.

„Wir hoffen, dass wir durch die Untersuchung der Wechselwirkung zwischen menschlichem Denken und der Nutzung von Technologie Wege finden können, um das Beste aus dem Internet herauszuholen und gleichzeitig die negativen Folgen zu minimieren“, sagte Mark Patterson.

Ein Tipp wäre beispielsweise, erstmal ein Offline-Brainstorming zu machen, bevor man das Internet um Rat fragt. In den meisten Fällen sei es im Übrigen auch nicht schlimm, sich an den Internet-Lösungen zu orientieren. Schließlich müsse man ja bei den meisten Problemlösungen das Rad nicht neu erfinden. Bei größeren gesellschaftlichen Herausforderungen könnte es aber hilfreich sein, dass echte Vielfalt und ein breites Spektrum an Lösungen ins Spiel kommen.

„Wir wollen an unserer Individualität und unserer normalen, nicht technikgestützten Menschlichkeit festhalten, denn das ist es, was uns Probleme etwas anders lösen lässt als andere Menschen, und das kann wirklich wertvoll sein“, sagt Patterson.

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 3. Juli 2025