Taken by a stranger  - Warum Lena nicht mehr funktioniert

Was faszinierte uns so an der sympathischen und sich gewöhnungsbedürftig ausdrückenden Lena Meyer-Landrut? Und warum funktioniert das Freche-Mädchen-Prinzip plötzlich nicht mehr so gut?

Wirklich angesprochen hat mich die Musik von Lena Meyer-Landrut ja noch nie. Ein wenig zu einfach gestrickt. Aber ihre Persönlichkeit ist besonders – sie ist anders, irgendwie. Genau damit bestach sie ja auch. Mit ihrer Einfachheit, diesem Direkten an ihr, löste sie einen regelrechten Hype aus, der dem „Bieber-Fieber“ starke Konkurrenz machte. So beeindruckte sie auch die Eurovision Song Contest (ESC) Jury,  die ja schon so manches gewöhnt ist. Ich habe immer noch das Bild vor Augen, wie Lena einsam auf der Bühne steht, komische zuckende Bewegungen macht und „Satellite“ mit ihrer untrainierten (aber ich will es nicht bestreiten: schönen) Stimme vor sich hin trällert. „Verdammte Axt, ist das geil!“, sagte Lena und traf es damit auf den Punkt, denn Deutschland gewann zum ersten Mal seit 28 Jahren den ESC.

Die in Hannover geborene, frisch gebackene Abiturientin machte weiter, erntete Preise, und ihr erstes Album „My Cassette Player“ schlug ein wie eine Bombe. Überall dabei: ihr Entdecker und größter Förderer Stefan Raab. Nein wirklich, auf so ziemlich jedem Foto von der frechen Gewinnerin steht er zumindest im Hintergrund. Doch Lena ist nicht mehr ganz so populär, obwohl sie häufiger im Fernsehen auftaucht denn je. Dass die Hannoveranerin bei „Unser Song für Deutschland“ immer und immer wieder gegen sich selber antrat, war dann sogar für so manchen  Hardcore-Fan zu viel. So fuhr die Show die schlechtesten Einschaltquoten ein, die ein Vorentscheid je hatte. Der kurze Höhenflug, den die Top-Ten-Positionierung der neuen Platte „Good News“ verursachte, wurde von der schlecht besuchten Lena-Live-Tour überschattet. Raab buchte sein Sternchen in viel zu große Hallen ein, ein Drittel blieb immer leer. Manche Fans gingen noch vor Ende des Konzerts.

Wenn Lena nicht gewinnt, ist das nicht ihre Schuld.

Lena ist für die Mission Titelverteidigung nicht geschaffen. Das Prinzip ihrer Einfachheit ist langweilig geworden und ohne den Hype, der sie letztes Jahr getragen hat, ist sie uninteressant. Obwohl der Song zum Gewinnen geeignet wäre, läuft hier gar nichts ohne die Fans, und die äußern sich höchst kritisch über Lenas Chance zu siegen. Der einzige, der sich nicht vom Glauben an die Anknüpfung an den Erfolg von 2010 abbringen lässt, ist Stefan Raab.

Wenn Lena nicht gewinnt, ist das nicht ihre Schuld. Ihr (von ihr selbst in höchsten Tönen gelobter) Produzent Raab übertreibt es einfach. Ich finde, einem neuen deutschen Künstler die Chance zu geben, sich zu präsentieren, wäre viel sinnvoller gewesen, als den peinlichen Versuch zu starten, an vergangene Erfolge anzuknüpfen.

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Autorin / Autor: maura; Urheber Athyllis; Creative Commons-Lizenz - Stand: 28. April 2011