Vom Ass im Ärmel bis zur Zwickmühle
Datenbank über WortSchätze aus dem Spiel
Eins der ersten Dinge, die wir in unserem Leben mit größter Freude tun, ist spielen. Kein Wunder, dass sich diese Leidenschaft im Laufe der Jahrhunderte auch sprachlich niedergeschlagen hat. In einer Diplomarbeit mit dem Titel „Spielerische WortSchätze“, die am Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität Graz (Österreich) entstanden ist, dokumentiert Jürgen Ehrenmüller 279 Belege spielerischer Wortschätze – vom Ass im Ärmel, über das Bauernopfer, den Dominoeffekt, das Kinderspiel bis hin zum Politpoker, dem Spiel mit der Macht, dem großen Wurf und dem Zugzwang. Alle diese Begriffe findet man mit kurzen Beschreibungen versehen in einer alphabetisch sortierten Projektdatenbank, die online abrufbar ist. Dabei bietet Ehrenmüller ein breites Spektrum an: Es finden sich Beispiele aus der Antike wie „Die Würfel sind gefallen“ bis hin zu Modeworten wie etwa „Toyboy“ (jüngerer Liebhaber einer älteren Frau). Wundern werden sich deutsche BesucherInnen allerdings über Wörter wie "(das) Bummerl (haben)", was so viel heißt wie "im Nachteil sein". Verwendet wird dieser umgangssprachliche Ausdruck nämlich eher in österreichischen Regionen.
Um die Wortschätze aufzufinden, untersuchte Ehrenmüller systematisch Lexika, Fachwörterbücher und Zeitungsartikel auf signifikante bildhafte Ausdrücke. "Ich habe versucht herauszufinden, welche Begriffe für Spielmetaphern gebraucht werden“, erklärt er. Zentral dabei war die Zuordnung der Wörter zum Bereich „Spiel“. „Bei dem Begriff ,Zeitnot’ war das relativ schwierig. Es stellte sich aber heraus, dass es ein Fachbegriff aus dem Schach ist. Oder Zwickmühle: Hiermit ist das Moment einer Lage gemeint, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint."
„Der Mensch greift immer wieder auf Metaphern zurück, um seine Welt zu strukturieren und zu verarbeiten. Das Spiel bietet sich für eine Analyse sehr an, weil es eine demokratische Grunderfahrung und jedem zugänglich ist“, erklärt er. Das Spiel sei eine Aktivität, die vor allem dann zum Vorschein kommt, wenn überschüssige Zeit zur Verfügung steht, und es diene der Unterhaltung. "Eine große Anzahl an Belegen stammt aus dem Karten- und Glücksspiel: Kartenspiele sind seit jeher beliebt und was läge daher näher, als ihr „Vokabular“ zu nutzen, um uns auszudrücken und verständlich zu machen (wenn wir etwa mit offenen Karten spielen oder die Karten neu mischen)? Das Glücksspiel mit seinem Funktionsprinzip „Zufall“ dient uns wiederum zur Darstellung scheinbar oder tatsächlich wie zufällig und willkürlich ablaufender Vorgänge (wenn uns etwas wie eine Lotterie zu sein scheint oder wir eine Niete gezogen haben)".
„Spielerische WortSchätze“ ist Teil des Großprojektes „Deutsche WortSchätze“, das seit dem Jahr 2004 laufend Diplomarbeiten zu unterschiedlichen Bereichen wie Ernährung, Musik oder Religion ermöglicht hat. Initiator Wernfried Hofmeister sieht in diesem Projekt die Möglichkeit, die Gesellschaft in Hinblick auf die korrekte Sprachbild-Verwendung zu sensibilisieren: „Sprachbilder werden oftmals zu selbstverständlich gebraucht und das Bewusstsein von vor zehn Jahren ist verloren gegangen“, erklärt er und betont: „Wir liefern mit unserer breit angelegten WortSchätze-Datenbank das Material zum Nachdenken für die offene Gesellschaft.“
Wortdatenbank und nähere Infos zum Projekt unter
Mehr über Wörter und ihre Herkunft auf LizzyNet
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 13. Juni 2012