Vertrauen tut gut!
Wer Institutionen und anderen Menschen eher vertraut, fühlt sich wohler und ist zufriedener, sagen Forscher:innen.
Wittert ihr immer gleich Verrat, Neid oder Betrug? Glaubt ihr, jede:r will euch übers Ohr hauen? Und habt ihr das Gefühl, sämtliche Institutionen - von der Schule bis zur Politik - hätten immer nur Übles im Sinn, wären korrupt, bösartig oder unfähig?
Dann solltet ihr euch vielleicht ein wenig im "Vertrauen" üben. Denn Menschen, die Institutionen und anderen Menschen ein höheres Vertrauen entgegenbringen, haben auch ein höheres subjektives Wohlbefinden. Das subjektive Wohlbefinden, also, wenn Menschen selbst finden, dass es ihnen gut geht, gilt als ein wichtiger Faktor für die allgemeine Lebenszufriedenheit, für Gesundheit und ein langes Leben.
Das berichten Forscher:innen in einer von der American Psychological Association veröffentlichten Studie. Die Studie ergab auch, dass sich Wohlbefinden und Vertrauen im Laufe der Zeit gegenseitig verstärken.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Vertrauen eine Schlüsselrolle dabei spielt, wie glücklich und zufrieden sich die Menschen fühlen, und zwar in allen Altersgruppen, insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und älteren Erwachsenen. Ob es sich um Vertrauen in andere, in die Gesellschaft oder in Institutionen handelt, alle Arten von Vertrauen sind für das Wohlbefinden von Bedeutung", so Dr. Catrin Finkenauer, Professorin an der Universität Utrecht und Mitautorin der Studie.
Um den Zusammenhang zwischen Vertrauen und Wohlbefinden besser zu verstehen, analysierten die Forscher:innen bestehende Forschungsarbeiten, die fast 1.000 Ergebnisse aus Studien mit über 2,5 Millionen Teilnehmer:innen im Alter von 6 bis 84 Jahren aus der ganzen Welt umfasste. Die am häufigsten untersuchten Länder waren die Vereinigten Staaten, China und das Vereinigte Königreich. Untersucht wurden drei Arten von Vertrauen: zwischenmenschliches, institutionelles und allgemeines Vertrauen sowie eine Reihe von Indikatoren für das Wohlbefinden.
„In unserer Studie umfasst das Wohlbefinden sowohl emotionale Erfahrungen, wie z. B. wie oft sich jemand glücklich oder traurig fühlt oder ob er über Angst oder depressive Symptome berichtet, als auch reflektivere Einschätzungen, wie z. B. ob er mit seinem Leben insgesamt zufrieden ist“, sagte Mitautorin Marlies Maes, PhD, Assistenzprofessorin an der Universität Utrecht.
Vertrauen ist der Kitt, der Beziehungen, Gemeinschaften und Gesellschaften zusammenhält
Das Team fand heraus, dass Menschen, die mehr Vertrauen haben, sei es in andere Menschen, in Institutionen oder in die Gesellschaft, sich tendenziell glücklicher und zufriedener mit ihrem Leben fühlen als Menschen, die weniger Vertrauen haben.
Vertrauen ist der Kitt, der Beziehungen, Gemeinschaften und Gesellschaften zusammenhält. Die Forschung zeigt, dass unterstützende, gesunde Beziehungen der Schlüssel zum Wohlbefinden sind - und Vertrauen spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau und der Aufrechterhaltung dieser Verbindungen. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum Menschen, die anderen Menschen und Institutionen vertrauen, tendenziell ein höheres Maß an Wohlbefinden aufweisen, so Finkenauer.
Mehrere der analysierten Studien waren Längsschnittstudien, also solche, die Veränderugnen auch über längere Zeiträume erfasst haben. Bei der Auswertung zeigte sich ein klares Muster: Vertrauen steigerte das Wohlbefinden, und Menschen, die sich in ihrem Leben besser fühlten, neigten auch dazu, im Laufe der Zeit vertrauensvoller zu werden.
Ein Umfeld schaffen, wo man sich aufeinander verlassen kann
„In der heutigen Welt, in der Medien sowohl verbinden als auch in die Irre führen können, ist der Schutz des öffentlichen Vertrauens wichtiger denn je“, sagte Finkenauer. „Durch die Förderung der Medienkompetenz und den Erlass fairer Vorschriften unternehmen wir wichtige Schritte, um dieses Vertrauen zu schützen.“
„Aber Vertrauen kann nicht erzwungen werden - man muss es sich verdienen“, sagte sie. "Familien, Schulen und Regierungen tragen gemeinsam die Verantwortung für die Schaffung eines Umfelds, in dem sich die Menschen aufeinander verlassen können. Wenn wir Vertrauen aufbauen, fördern wir auch die psychische Gesundheit und stärkere Gemeinschaften."
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Zeitschrift Psychological Bulletin veröffentlicht.
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 23. Juni 2025