Verliebt, verlobt, veraltet?

US-Studie: Mehrheit junger Leute steht auf traditionelle Heiratsriten

"Willst du mich heiraten?" Für viele junge Männer und Frauen ist dies keine Frage, die beide Geschlechter stellen dürfen. Wie eine Studie der Psychologin Rachael Robnett von der Santa Cruz Universität in Kalifornien ergab, ist die Mehrheit junger Erwachsener davon überzeugt, dass nur der Mann einen Heiratsantrag stellen sollte. Darüberhinaus sprachen sich auch die meisten der befragten Frauen dafür aus, als Familiennamen den ihres künftigen Ehemannes zu tragen und auf ihren eigenen Nachnamen zu verzichten. Genau genommen, wünschte sich kein einziger der 136 befragten männlichen Studienteilnehmer unbedingt einen Heiratsantrag von einer Frau, und keine einzige junge Frau verspürte den unwiderstehlichen Drang, selbst einen Antrag zu stellen. Befragt hatte Rachael Robnett insgesamt 277 heterosexuelle junge Männer und Frauen zwischen 17 und 26 Jahren. Jeweils weit über 60 Prozent beider Geschlechter gaben an, dass sie ausdrücklich wollen, das der Mann den Heiratsantrag stellt. Nur 17 Prozent der Männer und 9 Prozent der Frauen war es egal, wer die Ehefrage stellt. Bei der Nachnamens-Frage gaben über 60 Prozent der Frauen an, auf jeden Fall den Namen ihres Zukünftigen annehmen zu wollen.

Dass junge Erwachsene dazu neigen, alles was mit Hochzeit und Ehe zu tun hat eher traditionell zu sehen, war Robnett auch schon vor der Befragung klar, aber dass sie so traditionell denken würden, überraschte sie - besonders deshalb, weil sie die Befragung unter StudentInnen mit eher liberalen Einstellungen durchgeführt hatte. Als Grund für ihre Einstellung gaben viele an, dass sie mit dieser Haltung dazu beitragen wollen, dass die Traditionen von Geschlechterrollen beibehalten werden.

Robnett sieht diesen neuen Traditionalismus eng verbunden mit einem "wohlwollenden Sexismus", der Männern die Rolle des Beschützers und Versorgers zuteilt. "Oberflächlich gesehen ist das nicht schlecht, aber das Problem ist, dass wohlwollender Sexismus wieder die üblichen Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern zementiert. Das Gedankengerüst, das dahinter liegt, geht davon aus, dass Frauen männlichen Schutz brauchen, weil sie selbst das `schwache Geschlecht` sind", erklärt Robnett. Hinzu komme, dass Menschen, die "wohlwollenden Sexismus" befürworten, auch zu traditionellen Geschlechtsrollen tendierten; sie seien zum Beispiel überzeugt, dass Kindereziehung hauptsächlich Frauenarbeit sei - selbst dann wenn beide berufstätig sind.

"Männer und Frauen werden in dem Glauben erzogen, dass ein bisschen wohlwollender Sexismus doch wünschenswert ist, wie zum Beispiel Höflichkeit oder Ritterlichkeit", so Robnett. Es sei schwer, sich davon zu lösen, aber wie die Forschung zeige, schade es den Frauen langfristig mehr als dass es ihnen nütze.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 18. Januar 2013