Verlässt du mich?

Psycholog*innen untersuchten Eifersuchtsgefühle in Freundschaften

Plötzlich ist alles anders: Die beste Freundin hat keine Zeit mehr, weil sie sich verliebt hat; der Freund, mit dem man durch Dick und Dünn gegangen ist, hat jetzt neue Kumpels, mit denen er rumhängt. Weh tut beides irgendwie gleich, denn jedes Mal ist Eifersucht im Spiel. Und die ist eigentlich Gift für eine Beziehung. Stimmt nicht ganz, denn wie eine neue Studie der Arizona State University, der Oklahoma State University und des Hamilton College herausfand, kann Eifersucht eine Freundschaft durchaus auch vertiefen.

*Das fünfte Rad am Wagen?*
Aber wann reagieren wir eifersüchtig gegenüber unseren Freund_innen? Nicht alle Veränderungen lösen dieses stechende und schwelende Gefühl aus. Geht es um einen Umzug, überwiegen Trauer und Wut. Kommt aber eine neue Person ins Spiel - entweder eine Liebesbeziehung, ein Kollege oder eine neue Freundin - schiebt sich die Eifersucht in den Vordergrund.
Besonders intensiv wird sie offenbar dann empfunden, wenn Menschen das Gefühl haben, ersetzt zu werden. So löste bei den Studienteilnehmer_innen ein bester Freund, der eine Liebesbeziehung einging, weniger Eifersucht aus als wenn er einen potenziellen neuen Freund gewann.
"Die Bedrohung einer Freundschaft durch Dritte hängt nicht nur damit zusammen, dass ein bester Freund Zeit ohne uns verbringt: Es kommt darauf an, ob die Person, mit der sie zusammen war, uns als Freund_in möglicherweise ersetzen könnte", sagte Studienautor Douglas Kenrick, Professor für Psychologie an der ASU.

*Wie wir Freundschaften schützen wollen*
Die Angst davor, ersetzt zu werden, löst offenbar auch bestimmte Verhaltensweisen aus, mit denen Menschen hoffen, die Bedrohungen von dritter Seite überwinden zu können. Dazu gehört der Versuch, der Freundin/dem Freund gar keine Zeit für andere zu lassen und seine Gefühle zu manipulieren. "Diese Verhaltensweisen werden als 'friend guarding' bezeichnet, und sie kommen kulturübergreifend und auch in der Tierwelt vor. Von weiblichen Wildpferden ist bekannt, dass sie andere weibliche Pferde beißen und treten", erklärt Keelah Williams, Assistenzprofessorin für Psychologie am Hamilton College.

*Einfach eine bessere Freundin werden*
Aber nicht bei allen 'friend guarding'-Verhaltensweisen stehe die Kontrolle im Vordergrund. So führe die Eifersucht bei manchen dazu, dass sie sich vornehmen, ein besserer Freund zu sein. "Eifersucht kann manchmal ein Signal dafür sein, dass eine Freundschaft bedroht ist, und das kann uns helfen, in Aktion zu treten und in eine Freundschaft zu investieren, die wir vielleicht vernachlässigt haben", sagte Athena Aktipis, Assistenzprofessorin für Psychologie an der ASU und Mit-Autorin des Artikels.
Dieses Verhalten fühlt sich sicher auch besser an, als schmollend in der Ecke zu sitzen und Termin-Listen über die gemeinsam verbrachte Zeit anzulegen ;-)

Die Studie wurde am 11. August online im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht.

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 14. August 2020