Unsicher schenkt gut

Studie: Wer selbstsicher ist, verlässt sich zu sehr auf seinen eigenen Geschmack

Mädchen mit Geschenk

Man könnte meinen, dass Menschen, die sicher und selbstbewusst durchs Leben gehen, einen großen Freundeskreis und keine Probleme in sozialen Situationen haben, ebenso selbstbewusst Geschenke für andere besorgen können. Tun sie auch, aber sie verlassen sich dabei zu sehr auf ihren eigenen „guten“ Geschmack und können sich nur schlecht vorstellen, dass anderen vielleicht nicht gefällt, was ihnen gefällt. Unsichere Menschen hingegen, die nicht viele soziale Beziehungen haben, glauben nicht, dass ihr Geschmack universell gut gefunden wird - im Gegenteil. Darum orientieren sie sich weniger daran, was ihnen selbst gefällt als an dem, von dem sie glauben, dass es den Beschenkten gefallen könnte.

*Soziale Projektion: Was mir gefällt, gefällt den anderen auch*
Die Wirtschaftswissenschaftlerin Meredith David von der Baylor University hat in fünf Studien mit insgesamt 1.272 Testpersonen untersucht, wie sich die Persönlichkeit auf das Schenkverhalten auswirkt. Dabei kam heraus, dass bei sicheren Menschen vor allem die sogenannte soziale Projektion dazu führt, dass sie ihre eigenen Vorlieben automatisch auf andere übertragen und glauben, andere müssten an den gleichen Dingen gefallen finden wie sie selbst.
Dass ausgerechnet sozial eher unsichere Menschen offenbar ein besseres Händchen für passende Geschenke haben, bezeichnet die Forscherin als kontra-intuitiv. Denn in Studien werden soziale Sicherheit und Selbstbewusstsein immer als wünschenswerte Eigenschaften beschrieben, die nur zu guten Ergebnissen führen, während sozial ängstlichen und unsicheren Menschen stets nur negative Eigenschaften angedichtet werden. Davids Ergebnisse zeigen, dass sichere Bindungen beim Menschen nicht auf jedem Gebiet zwangsläufig zu den besten Resultaten führen.

Die Botschaft der Wissenschaftlerin: Wer in engen Bindungen steckt, sollte beim Geschenkekauf versuchen, die eigenen Präferenzen mal außer Acht zu lassen und sich zu überlegen, was dem anderen wirklich gefallen könnte.

Natürlich versucht die Studie aber in erster Linie, neue Erkenntnisse für die Wirtschaft abzugeben. So könnten Menschen mit guten sozialen Bindungen eher geneigt sein, Dinge weiterzuempfehlen, die ihnen selbst gut gefallen, weil sie ohnehin glauben, das müsse anderen dann zwangsläufig auch gut gefallen. Und möglicherweise müssten Arbeitgeber_innen überlegen, ob sie nicht ruhig ein paar sozial ängstliche Menschen zu Prophet_innen des Kundengeschmacks küren. Denn die können sich möglicherweise besser in die Wünsche anderer hineinversetzen.

Ob sicher oder nicht, ihr solltet euch vielleicht auch nicht zu viel Gedanken um passende Geschenke machen. Gute Geschenke kommen von Herzen und manchmal ist es ja auch viel schöner, etwas geschenkt zu bekommen, das auch die Persönlichkeit des Schenkenden widerspiegelt als irgendetwas, was man sich sowieso auch selbst gekauft hätte.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemeldung - Stand: 10. April 2018